Weggespült, San Pedrito Beach, El Pescadero, BC

Berni und ich kommen aus dem dicht besiedelten Deutschland. Unser Heimatland hat wenig Meeranteil. Und mit dem Auto an den Strand zu fahren ist dort nahezu unmöglich. Wie also sollen wir diesbezüglich Erfahrungen sammeln? Daß unser Postbus tiefen Sand nicht mag, lernten wir schon. Aber welche Distanzen nötig sind um keine nassen Füße bzw. Reifen zu bekommen, erfuhren wir heute morgen am Playa San Pedrito.

San Pedrito Beach

Die Nacht war ruhig. Berni und ich stehen am Playa Pedrito bei El Pescadero im Süden der Baja California. Es ist ein Strand für Wellensurfer. Die Wellenberge sind faszinierend.

Die Brandung donnert an die Ufer. Der Strand hat eine Tiefe von etwa hundert Metern und ist begrenzt von zwei Felsenhügeln. Sie liegen etwa 6-7 Kilometer auseinander. Dazwischen gibt es unbegrenzt hellen feinen Sand.

Cerritos Beach

Wir sind von Natur aus neugierig. Was verbirgt sich hinter den Felsen? Gestern unternahmen wir eine Strandwanderung zum nächsten Beach. Wir kletterten über die südlichen Felsenhügel und landeten in dem Anfänger Surfparadies Cerritos Beach. Die Wellenberge sind nicht ganz so hoch, aber an schwimmen ist nicht zu denken. Das wäre zu gefährlich. Hier geht es deutlich kommerzieller zu wie im Playa San Pedrito. Wir sind froh dort zu stehen. Die Wanderung in tiefem Sand ist anstrengend und so beschlossen wir über das Hinterland zurückzulaufen.

Amerikaner und Kanadier auf der Baja California

Und staunten nicht schlecht. Mit Aussicht auf den wilden Pazifik bauten sich die Ausländer ihr eigenes Viertel. Wir wähnen uns fast in Amerika oder Kanada. Stunden später erreichen wir wieder unseren Postbus. Müde und durstig. Da trifft es sich gut, dass uns unser deutscher Standnachbar zu einem Bier bzw. Radler einlädt. Wir schauen gemeinsam den Sonnenuntergang an und dann ist schon fast Zeit zu ins Bett zu gehen. Wir sind müde. Schließlich legten wir fast 15 Kilometer zu Fuß zurück.

Unterspült 

Ich erinnere mich, daß ich nachts aufwachte und das Tosen der Brandung hörte. Es war laut. Aber nachts sind alle Geräusche laut. Als Berni am Morgen den Kopf hebt, staunt er nicht schlecht: Wir stehen im Wasser! Ebenso wie unser deutsche Nachbar mit seinem Wohnmobil. Auto Nummer drei steht trocken. Aber ein Fluss, der sich über Nacht gebildet hatte, verfing sich irgendwie in seinen Vorderrädern. Sie sind vom Sand ausgespült und stecken tief im Sand fest. Das dazugehörige Zelt ist weggespült. Seine Besitzer sitzen betreten vor dem Auto. Es sind junge Kanadier. Nein, es ist derzeit keine Flut, denn der Strand liegt unberührt vor uns. Und auch das Meer tost an derselben Stelle wie gestern. Was ist geschehen? 

Die Mega Welle

Berni setzt unseren Postbus drei Meter zurück und steigt trockenen Fußes aus. Stirnrunzelns begutachtet er die Lage. In der Nacht tobte das Meer mit unerschütterlicher Kraft. Die Wellen krachten mit solch einer Kraft an die Ufer, dass sie in Sekundenschnelle Flussarme ausbilden. Eine Mega Welle muss sich über dieses System direkt in der Senke unter unserem Parkplatz entladen haben. Man muss sich vorstellen, dass das Wasser etwa hundert Meter schoß ohne vorher zu versickern. Wie hoch muss die Welle gewesen sein? Die Wellensurfer hätten sich gefreut. Vor Auto Nummer drei bog die Wasserflut scharf ab, um das Zelt der jungen Leute mit sich zu reißen. Die Kanadierin berichtet von nächtlichen chaotischen Zuständen. Sie wurden von der Sintflut buchstäblich überrascht. Alle vier möchten schnell weg von hier. Aber das geht nicht. Ihr Auto sitzt fest. 

Da hilft nur herausziehen

Die beiden jungen Männer sind bereits am freischaufeln, aber anstatt heraus gräbt sich der Wagen immer tiefer ein. Wir bieten kollektive Hilfe an: Unser deutsche Nachbar liefert das Abschleppseil und unser Postbus wird den Wagen aus dem Loch ziehen. Die bibbernde Gesellschaft nickt ergeben. Berni holt Schwung: Es kracht ganz fürchterlich, aber dann kommt der Wagen frei. Erleichterte Gesichter, ein dankbares Winken und weg sind sie! 
Berni und ich studieren die Umgebung. In den umliegenden Dünen des Playa Pedrito entdecken wir Treibgut. Es geht also noch höher! Das ist beachtlich. In Zukunft werden wir unseren Stellplatz gründlich untersuchen, bevor wir uns Schlafen legen…!