Semuc Champey – der vielleicht schönste Ort in Guatemala

Das Naturschauspiel Semuc Champey gehört zu den empfohlenen Highlights von Guatemala. Der Lonley Planet von Zentralamerika spricht sogar vom vielleicht schönsten Ort im Lande. Ein Must-do also, das aber von den wenigsten Touristen besucht wird. Warum? Weil die Straßen dorthin so schlecht sind. Nun, dieser Umstand schreckt Berni nicht.

Anreise: Von Rio Dulce nach Santa Maria Cahabón

Wir wollen auf dem Weg nach Semuc Champey einen Deutschen besuchen, der in Santa Maria Cahabón eine Cacao Farm leitet. Das ist ein klitzekleiner Umweg, nicht der Rede wert. So denken wir. Das entpuppt sich als Irrtum. Wenn Semuc Champey als der schönste Ort des Landes gilt, ist die Straße nach Santa Maria Cahabón die schlechteste des Landes!


Wir benötigen nach der Abzweigung der Landstraße RN7E für 47 Kilometer über sechs Stunden. Unser Postbus und Berni kommen an ihre Grenzen. Der Grund sind irrwitzige Steigungen, Wassergräben, Schlaglöcher und loses Gestein. Andreas wird uns später bestätigen, dass niemand freiwillig diese Route wählt, es sei denn, er muss. Und ohne 4×4 Antrieb schon gar nicht. Es wäre besser gewesen, den Umweg über Cobán zu fahren. So ist das in Guatemala: Der direkte Weg ist selten der Beste! Rosalia und mir ist bei der Ankunft speiübel. 

Von Santa Maria Cahabon nach Semuc Champey 

Die gute Nachricht von Andreas ist, dass etwa zehn Kilometer nach Santa Maria Cahabon die Straße bis nach Semuc Champey asphaltiert wurde. Wir können es fast nicht glauben, denn die Overlander Community überschlägt sich mit Kommentaren über den schlechten Zustand der Straße. Mir wird schon bei dem Gedanken übel, noch einmal diese Tortur mitmachen zu müssen! Aber so ist es! Wir rollen ungehindert bis etwa 1,5 Kilometer vor den National Park Semuc Champey. Dann versperrt uns eine ganze Armada an Baustellen Fahrzeugen die Weiterfahrt. Hier ist also das vorläufige Ende! Das ist nicht schlimm, denn rechter Hand befindet sich ein kleines Hotel, auf dessen Parkplatz wir übernachten dürfen. Wir möchten am nächsten Morgen rechtzeitig zu Fuß aufbrechen, um möglichst vor den Touristenströmen das Naturhighlight zu erkunden. 

Semuc Champey 

Unsere Sorge zu verschlafen, war unbegründet: Kurz nach sieben Uhr rollen Bagger, Planierraupen und Laster in unbeschreiblichem Lärm am Postbus vorbei! Ich streichele Rosalia beruhigend über den Kopf: Sie darf uns nicht heute begleiten und muss wohl oder übel den Baulärm ertragen! Aber das Ganze hat auch etwas Gutes: Wir sind vermutlich die ersten Touristen, die den Park betreten. 

Mirador in Semuc Champey

Zunächst führt der ausgeschilderte Rundweg zu einem Mirador. Das entspricht ganz meiner Vorliebe. Ich schaue mir gerne die Landschaft von oben an, bevor ich sie erkundige. Man verschafft sich so einen Überblick. Wir müssen nur 500 Meter und 350 Höhenmeter hinter uns bringen. Aber die haben es in sich! In dem tropischen Wald ist es extrem feucht. Haut und Kleidung fühlen sich feucht an. Der Schweiß rinnt über das Gesicht.

Der Aufstieg lohnt sich. Allerdings sind wir ein klein wenig zu früh dran, denn das Tal wird noch teilweise vom Canyonrand beschattet. Dennoch ist der Anblick wunderschön: Unter uns breiten sich Terrassen, gefüllt mit smaragdgrünem Wasser, aus.

Die Badebecken von Semuc Champey

Selbstredend geht der Abstieg viel schneller. Das Wasser ruft uns! Am Ufer angekommen, gibt es kein Halten mehr. Flugs ziehen wir uns um und liegen Minuten später im glasklaren Wasser.

Wir genießen das Naturhighlight etwa eine halbe Stunde, dann füllen sich die Becken mit Backpackern aus aller Welt. Wir verlassen unsere Badewanne und erkunden die Umgebung. 

Ein unterirdischer Fluss

Die Wasserführung ist komplizierter als man denkt. Der eigentliche Fluss taucht kurz vor dem Becken in ein unterirdisches Loch.

Wo kommt das Smaragdgrüne Wasser her? 

Es kommt aus etlichen Seitenflüssen. Sie strömen in den Becken zusammen und bilden wunderschöne Terrassen. An der letzten Terrasse taucht plötzlich unser Fluss wieder auf und setzt seine Reise fort. Wer hätte das gedacht?

Der schönste Ort im Lande

Semuc Champey ist ein schöner Ort, ohne Zweifel. Und er wird sich, dank der neuen Straße, in Zukunft noch weiterentwickeln. Hoffentlich zum Guten. Ob es der schönste Ort in Guatemala ist, können wir nicht beurteilen. Uns erinnert er an die Terrassen von Tolantongo in Mexiko. Dort ist das Wasser im Gegensatz dazu himmelblau und etwa zwischen 27 und 30 Grad warm.