Das Tor zur Karibik, Livingston und Rio Dulce, Guatemala 

Immer wieder lesen wir in Reisebeschreibungen über Guatemala von einem Tor zur Karibik. Guatemala hat nur sehr wenig Anteil am Karibischen Meer. Was hat es damit auf sich?

Lago Izabal

Der Lago Izabal ist der größte See Guatemalas. Er ist 48 km lang und an seiner breitesten Stelle 20 km breit. Mit einer Fläche von 589,6 km² ist er geringfügig größer als der Bodensee mit 536 km². Ebenso wie der Bodensee sind seine Ufer an den interessanten Stellen gesäumt von den Ferienhäusern der Geschäftsleute aus Guatemala City, Hotels und Restaurants. Da das Ufer oft sumpfig ist, sind sie auf Stelzen gebaut.

Rio Dulce ist das touristische Highlight am See. Das hat einen bestimmten Grund, denn genau dort mündet der Fluss Rio Dulce in den Lago Izabal. Er verbindet das Karibische Meer mit den Innengewässern. Heute ankern viele Privatyachten im Hafen von Rio Dulce Stadt um die Hurrikan-Saison auszusitzen. Er gilt als der sicherste Hafen am Karibischen Meer.

Castillo San Felipe

Der Rio Dulce hatte zu allen Zeiten eine strategische und ökonomische Bedeutung. Er war eine wichtige Durchgangsroute für Waren, die an den Ufern des Seen Izabal gelagert und von dort weiterverteilt wurden. Das erkannten natürlich auch die spanischen Kolonialherren und bauten an der Engstelle des Sees Izabal zum Rio Dulce eine stattliche Burg. Sie schützten sich so gegen britische Piraten. Das ist der offizielle Teil. Markus erzählt uns allerdings noch eine andere Geschichte: Die Spanier hätten von Ufer zu Ufer eine Eisenkette gespannt und Zölle für die Durchfahrt verlangt. Nun, das eine lässt sich mit dem anderen kombinieren, oder nicht? Die Funktion der Festung San Felipe wandelte sich im Laufe der Zeit von der Verteidigung gegen Piraten, über ein Gefängnis zu einer Touristenattraktion.

Das Tor zur Karibik heißt Livingston

Im Mündungsgebiet des Rio Dulce befindet sich die Stadt Livingston. Sie ist in zweierlei Hinsicht einmalig in Guatemala. Zum einen, weil man sie nur über den Seeweg erreichen kann und zum anderen, weil ihr Stadtbild geprägt ist von dunkelhäutigen Menschen mit Rasterlocken. In einem Land mit 48 % Maya-Nachfahren fällt das schon auf. Aber wo kommen die Menschen her?
1802 erreichte ein spanisches Schiff mit afrokaribischen Flüchtlingen aus Roatán den Rio Dulce. Die Heimatlosen siedelten sich im Mündungsgebiet an. Durch die isolierte Lage gab es wenig Durchmischung, sodass ihre Nachfahren heute noch zu erkennen sind. Karibischer Flair in Guatemala? 

Bootstour nach Livingston 

Einmal am Tag fährt ein öffentliches Boot von Rio Dulce Ort nach Livingston. Es startet um 9:30 Uhr und fährt um 14:30 Uhr zurück. Es kostet 200 Queztal pp/ etwa 24 €. Privatanbieter gibt es genug, wir finden es aber spannender, öffentlich zu reisen. Das Boot ist auf Touristen eingestellt. Es fährt zunächst zum Castello San Felipe und jagt anschließend mit Turbo-Geschwindigkeit über den See, um uns im Rio Dulce wunderschöne Seerosenfelder zu zeigen.

Nicht weit davon legt unser Boot einen halbstündigen Stopp an einer heißen Quelle am Rio Dulce an. Mitten im Dschungel!

Bis wir in Livingston an Land gehen, vergehen eineinhalb kurzweilige Stunden.

Markus erzählte uns von einem Wasserfall auf sieben Höhen, in dem wir baden könnten. Wir nutzen das Ziel, um den Ort kennenzulernen. Auf der Brücke über den Rio Dulce stehen wir wahrlich am Tor zur Karibik. Danach geht an karibischen Stränden vorbei.

Der Wasserfall tut nach der etwa 45-minütlichen Wanderung gut. Aber die Zeit drängt. Um 14:30 Uhr fährt unser Boot zurück. Wir bekamen einen Eindruck, aber mehr nicht.

Lake Hause

Ohne Zwischenstopp erreichen wir 45 Minuten später Rio Dulce Stadt. Mit dem Collectivo fahren wir nach San Felipe zurück. Dort dürfen wir am Lake House von Markus Vogel campieren. Markus ist in Guatemala geboren, da seine Eltern vor etwa 60 Jahren aus Deutschland auswanderten. Sein Vater war Metzger und der Zufall wollte es, dass in Guatemala City eine Metzgerei zum Verkauf stand. Sonst hätte es auch ein anderes Land sein können. In typisch deutscher Manier wuchs das Unternehmen: Aus einer wurden mehrere Filialen. Mama Vogel erweiterte das Spektrum um deutsches Brot und Backwaren. So entstand fast nebenbei eine eigene Kette an Delikatessenläden. Markus möchte sich in ein paar Jahren aus dem Business zurückziehen. Auf dem Grundstück am Lago Izabal plant er ein paar Cabañas (einfache Ferienhäuser) und Stellmöglichkeiten für Camper. Vielleicht übt er schon ein wenig? Hier treffen wir fast ausschließlich deutsche Reisende. Wir alle genießen sein gemütliches Lake Hause. 

Das Grundstück ist perfekt für uns. Mit den Kajaks können wir direkt ins Wasser einsetzen und es ist nachts ruhig – was will man mehr?