Nahe der Grenze zu Guatemala befindet sich der Nationalpark El Imposible. Es ist ein Gebirgsmassiv mit diversen Wanderwegen und Aussichtspunkten. Das allein wäre schon Grund genug, ihn zu besuchen, denn ein derartiges Wanderwegenetz wie in Deutschland sucht man in Zentralamerika vergeblich. Jede Gelegenheit zum Wandern wollen wir daher nutzen. Mich persönlich fasziniert allerdings auch der Name: El Imposible, der Unmögliche. Was ist das Unmögliche an diesem Bergmassiv? Die Höhe kann es nicht sein. Der Park liegt auf einer Höhe zwischen 250 m – 1425 m. Unüberwindbar scheint das nicht!
NP El Imposible
Wir starten von El Zapote am Pazifik zum dreißig Kilometer entfernten Eingang des NP El Imposible auf ca. 700 Höhenmeter. Eine nicht asphaltierte, staubige Straße führt uns vorbei an kleinen Siedlungen und Feldern. Der Pickup scheint sich für die hiesige Personenbeförderung bewährt zu haben.
Für 18 Dollar inklusive Eintritt können wir auf dem Parkplatz des NP El Imposible übernachten. Ohne begleitenden Führer dürfen wir allerdings nicht wandern. Es kommen noch zwischen 5 und 10 Dollar/pro Wanderung hinzu. Wir sind gespannt, was uns hierfür geboten wird. Heute reicht die Zeit lediglich noch, sich zu informieren. Drei Touren werden angeboten:
- Cerro Leon, ein Aussichtspunkt auf 1113 m Höhe, 11 km
- Piedra Sellada, ein Felsen mit Maya Zeichnungen, 8 km
- Los Enganches, Wassergumpen oder Flußbadestellen, 7 km
Die passende Führerin wartet schon vor dem Zentrum. Wir verabreden uns mit Rosa für den nächsten Morgen zu Besteigung des Cerro Leon.
Guides im NP El Imposible
Rosa holt uns schon einige Minuten früher wie verabredet am Postbus ab. Das ist auch vonnöten. Denn am Eingang warten etliche Führer auf die Touristen. Sie möchte wohl sicher gehen, dass kein anderer ihr zuvor kommt. Die Sorge ist unberechtigt. Wir stehen zu unserem Wort. Außerdem erweist sich Rosa als sehr sympathisch. Sie erklärt uns, dass der Park 38,20 Quadratkilometer umfasst. 1989 wurde er gegründet, zuvor nutzte die Bevölkerung das Gebiet für den Anbau und Handel mit Kaffee.
Cerro Leon
Wir folgen einem Pfad, der uns auf dem Grad eines Bergrückens stetig ansteigend in die Höhe bringt.
Ein üppiger, tropischer Wald umschließt uns. Er ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in El Salvador. Obwohl sich im Park 285 Vogelarten und 100 Arten von Säugetieren befinden, sehen wir davon nichts. Unsere Führerin hat bessere Augen, sie zeigt auf schemenhafte Wesen, die blitzschnell im Licht und Schatten der Bäume verschwinden. Wir erreichen den Gipfel, durstig, aber guter Dinge. Von hier oben können wir bis zum Pazifik sehen. Wir sind begeistert. „Morgen wandern wir zum Wasserfall!“, versprechen wir Rosa.
Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben! Der Abstieg führt uns geschätzt 600 Höhenmeter bergab, um dann wieder 200 Höhenmeter steil bergauf zu kraxeln. Elf Kilometer ziehen sich in die Länge! Wir fallen danach förmlich in den Postbus … !
Los Enganches
Flüsse befinden sich normalerweise in Tälern. Dass es bergab geht, war uns klar. Der Pfad ist voller Laub und entsprechend rutschig. Er erfordert meine ganze Konzentration. Den Gedanken, diesen Weg wieder bergauf zu müssen, verdränge ich!
Der Wasserfall besticht weniger aufgrund seiner Höhe, sondern wegen seines kristallklaren Wassers. Nichts hält uns davon ab, sofort in das einladende Becken zu stürzen.
Und es kommt wie befürchtet: Wir müssen denselben Weg zurück! Während Berni und ich stöhnen und nach Luft japsen, erklimmt unser Hündchen Rasalia mühelos jedes Hindernis. Unser Guide Rosa ist begeistert! Sie hätte es nicht für möglich gehalten!
El Imposible, der Unmögliche
Eine Frage treibt mich weiterhin um: Der Park ist anstrengend, ohne Frage. Aber was ist daran unmöglich? Die Antwort erhalte ich in dem kleinen Museum am Zentrum des Nationalparks El Imposible. Um die Kaffeebohnen zur Pazifikküste zu transportieren, mussten die Händler mit ihren Maultieren eine gefährliche Schlucht überqueren.
Sie kostete vielen Menschen und Tieren das Leben. Die Passage war gefürchtet und erhielt den Namen El Paso El Imposible. Seit Mai 1968 gibt es eine Brücke über die gefährliche Schlucht. Eigentlich müsste der Park nun El Posible, also der Mögliche heißen …!