Wind und Kraft, Playa Brasil, Guelaguechi, Oaxaca

Der Wind, Wind und Wind

Wir nähern uns der engsten Stelle zwischen Atlantik und Pazifik in Mexiko. Es ist eine flache Landenge, die von zwei Gebirgsketten eingerahmt wird und ein natürlicher Windkanal. Eine einzige Windböe aus diesem Gebiet kann Autos umkippen. Im Postbus herrschen tropische Temperaturen und außerhalb weht es uns fort.

Playa Brasil

Vom Auto aus sehen wir einen langen Sandstrand und eine felsige Landzunge, die von Gischt umspült wird. Das interessiert uns. Der Strand heißt Playa Brasil und sein Name ist Programm: Unser Autothermometer zeigt 40,5 ºC! So stelle ich mir die Temperaturen in Brasilien vor!

Restaurant und Camping Mary Mar

Eine Gluthitze empfängt uns auf dem Parkplatz des kleinen Restaurants und Camping Mary Mar. Wir sind die einzigen Gäste.

Nach der langen Autofahrt lassen wir den Tag ausklingen und starten erst am nächsten Morgen zu unserer Erkundung. Ein strammer Wind trägt uns mit – Leichtigkeit – zur Landzunge. Wir laufen dicht an der Wasserlinie, da der Sand zu heiß ist. Dank des Rückenwindes lässt sich die Hitze gut ertragen.

Riesige heiße Sanddünen

Es windet hier häufig und scheinbar immer aus einer Richtung, denn der Wind häuft den Sand zwischen den Stränden auf, die durch die Landzunge getrennt sind. Eine bizarre schneeweiße Dünenlandschaft entsteht. Aber Vorsicht! Im tiefen Sand verbrennt man sich die Füße!

Der Nachbarstrand erweist sich als wild romantisch. Große Felsen bilden kleine Strandflächen. Wunderschön. An Baden ist allerdings nicht zu denken, die Brandung ist zu stark! Er wäre ein schönes Fleckchen wäre da nicht der Wind!

Der Wind, dein Freund und Feind

Der Rückweg ist hart. Diesmal greift uns der Wind direkt von vorne an. Die Windstärken betragen zwischen 35-65 km. Es ist mir fast nicht möglich die Dünen zu erklimmen ohne meine Füße zu verbrennen – trotz Sandalen! Wir werden regelrecht sandgestrahlt. Zum Glück dachten wir daran, etwas zu trinken mitzunehmen. Der Wind trocknet die Körper völlig aus. Ich fühle mich wie in der Wüste und würde am liebsten keinen Schritt mehr weitergehen!

Windkraft

Die einzigartige Geographie der Landenge ist Glück und Unglück zugleich. Union Hidalgo, einst eine verschlafene, agrarisch geprägte Stadt, gehört zu den überwiegend indigenen Gemeinden in diesem Gebiet, die seit den 2000er Jahren einen regelrechten „Windrausch“ erleben. Einige nannten den Windrausch „La Nueva Conquista“ – die neue Eroberung – da sich große, oft europäische Konzerne darum bemühen, die natürliche Kraft dort zu nutzen. Bei der Bevölkerung bleibt wenig hängen, ihre Landschaft ist zerstört und ihr natürlicher Lebensraum entstellt. Wir fahren durch eine geisterhafte Landschaft. Die Rotoren brummen. Wir fragen uns allerdings, warum nur jedes dritte Windrad in Betrieb ist? Gibt es hier gar zu viel Wind?