Whale Watching Tour, Ojo de Liebre, BCS

Manchmal fehlen auch mir die Worte. Die deutsche Sprache ist, wenn es um Gefühle geht, schlecht aufgestellt. „Wie fühlt es sich an, einen Grauwal zu streicheln? Wie ist seine Haut?“, fragt Berni und schaue ihn sprachlos an. In meinem Kopf ringe ich um Worte, die das Erlebte ansatzweise ausdrücken könnten. 

Ojo de Liebre

Gestern bogen wir vom Highway 1 ab, um auf einer unbefestigten Straße Richtung Ojo de Liebre zu fahren. Der gut zu fahrende Fahrweg führt 16 km durch eine bizarre Salzlandschaft.

Am Strand befinden sich ein Restaurant und das Büro, das die Tickets für eine Whale Watching Tozr verkauft. Gegen eine geringe Gebühr von 5 € können wir vor Ort campen und so morgen Vormittag zu unserer ersten Waltour starten.

Grauwale

Jedes Jahr von Dezember bis April kommen die Grauwale von Alaska in die Bucht Ojo de Liebre um ihre Jungen zu gebähren und sich zu vereinigen. Die Schwangerschaft beträgt ein Jahr. Das Neugeborene ist 5 Meter lang und wiegt bereits 500 kg. Es benötigt 70 Liter Milch pro Tag! Mit etwa einem Jahr trennt es sich von seiner Mutter. Erst dann ist die Mutter wieder bereit schwanger zu werden. Der Sprössling wird erst mit 6 Jahren geschlechtsreif. Männliche Grauwale werden bis zu 15 Meter lang, die Damen übertreffen sie um 2 weitere Meter. Ihr ausgewachsenes Gewicht beträgt bis zu 40 Tonnen. In der Bucht Ojo de Liebre tummeln sich heute am 23.02.23 bereits über 1000 Wale. Da sollten wir doch einige zu sehen bekommen!

Whale Watching Tour

Etwa gegen 10 Uhr stehen wir vor dem Office, das die Tickets verkauft. „In 10 Minuten startet ein Boot …,“, sagt der Mitarbeiter, „oder möchten Sie lieber später fahren?“. Nein! Die Sonne scheint und es ist nur mäßig windig. Wer weiß, wie sich das Wetter ändert! Wir werden mit Schwimmwesten ausgerüstet und sitzen kurze Zeit später mit zehn weiteren Personen in einem Motorboot. Unser Kapitän weiß, wohin er steuern muss. Er hat kennt seine Bucht und die Wale ganz genau. Und die Wale scheinen die Touristenboote zu kennen. Sie wissen, dass von ihnen keine Gefahr droht.

 Grauwale zum Greifen nahe

Eine Gruppe Grauwale kommt interessiert angeschwommen. Ein mächtiger Kopf hebt sich aus dem Wasser und beäugt die Touristen. Wer hat schon einmal einem Wal ins Auge geschaut? Der Blick ist ruhig und, wie soll ich es ausdrücken, tiefgründig? Wer bestaunt hier wen? Ein mächtiger Rücken schiebt sich unter dem Boot durch und beäugt die Touristen von der anderen Seite. Die ganze Gruppe scheint einen Blick auf uns werfen zu wollen. Sie sind zum Greifen nahe!

Ein Grauwal zum Streicheln

Auf einmal taucht der riesige Kopf eines Grauwales direkt neben dem Boot auf. Er liegt sich auf die Seite und scheint uns zum Streicheln aufzufordern! Ich berühre seine Haut ganz vorsichtig. Sie fühlt sich warm und ganz zart an! Wie … ja wie eigentlich? Ein Kinderpopo in der Badewanne? Abgesehen von den seltsamen Krusten auf seinem Rücken. Sie werden auch die Läuse der Grauwale genannt und sind parasitäre plantonische Larven. Sie bohren sich  in die Haut der Wale und bilden eine harte weißliche Schale. Die langsame Geschwindigkeit der Wale ermöglicht ihnen ein Andocken. Sie hinterlassen Narben, wenn sich eines dieser Krustentiere löst. Mein Wal scheint das Streicheln zu genießen, ich hänge halb aus dem Boot. Es ist – mir fehlen die Worte – einfach unbeschreiblich!

Wer schützt die Wale?

Der Blick des Wales und seine Berührung hat mich tief aufgewühlt. Diese riesigen Tiere sind friedlich und überaus neugierig. Ich denke an den Müll, der täglich im Meer landet. Und an den hohen Anteil an Plastik, der im Wasser schwimmt. Wir zerstören den Lebensraum dieser wunderbaren Säugetiere. Was sind die CO2 Werte angesichts des Plastikmülls, mit dem wir unsere Welt zerstören?  Hier sollten wir politisch endlich Konsequenzen ziehen!