Wahrzeichen der Region, El Tepozteco, Tepoztlán, Morelos

„El Tepozteco ist ganz nett.“, meinten unsere österreichischen Freunde. „Es liegt auf einem Berg und man läuft ein gutes Stück zur Pyramide hinauf!“. Das klingt interessant. Die Gelegenheit müssen wir nützen. Denn die Mexikaner laufen nicht gerne. 
Sie verschwiegen uns, dass es 430 Höhenmeter steil bergauf geht. Der Weg ist mühsam, nur stellenweise mit Treppenstufen versehen und, da es geregnet hat, rutschig.
Da ist es schon wieder, dieses Gefühl, dass ich keine Luft mehr bekomme. Bei jeder Kurve bleibe ich stehen. „Geht es noch?“, fragt Berni. „Nein.“, antworte ich und schleppe mich noch ein paar Meter weiter.

Tepoztlán, Pueblo Mágico 

Der Weg startet in dem Städtchen Tepoztlán. Es liegt auf 1400 m und ist von einer dramatischen Bergwelt umgeben. Neunzig Prozent der Straßen sind eng und bestehen aus Kopfsteinpflaster oder Resten davon. Unser Navigationsgerät führt uns durch sämtliche Nebenstraßen auf denen höchstens ein Gefährt Platz hat. Berni kennt die Maße unseres Postbusses genau, aber seine Geduld ist bald am Ende. Der Hurrikan Otis beschert dem Gebirgsort ausgiebigen Regen. Das Wasser läuft die Straßen hinab und sammelt sich in riesigen Pfützen. Tepoztlán sieht heute trostlos aus.

Im Einzugsgebiet von Mexiko City und Puebla

Es gibt jede Menge Hotels, Cafés und Souvenirläden. Tepoztlán ist ein Tagesausflug von Mexiko City und Puebla entfernt. Mit Campingplätzen sieht es allerdings schlecht aus. Das Campo Escola Meztitla am Rand von Tepoztlán scheint verlassen. Niemand antwortet auf unser Rufen am Tor. Die zweite Möglichkeit bietet das EKKO Hostel, mitten in der Stadt. Also den ganzen Weg zurück. Wir landen ebenfalls vor einem Tor an dem ein Zettel hängt: No hay espacios! Inzwischen ist es 17:00 Uhr. Allerhöchste Zeit für einen Platz. Was, wenn wir keinen finden? Die Enge ist erdrückend.

Kein Platz für Overländer

In unserer iOverlander App finden zwei weitere Möglichkeiten weit außerhalb. Sie lesen sich nicht gut, aber wir haben keine Wahl. Campamento Xopilco scheint eine verlassene Wiese zu sein. Das Gate ist verschlossen. Ein paar Meter weiter stehen wir vor einem Tiergatter, das den Tally Campamento einzäunt. Niemand ist hier. Berni öffnet kurzerhand den Zaun und rollt den Postbus auf das Gelände. Wir werden am nächsten Tag bezahlen, wenn jemand erscheint.
Am Morgen staunen wir nicht schlecht! Unser Postbus steht auf einer hübschen Obstwiese vor einer wunderschönen Bergkulisse.

Wahrzeichen der Region, El Tepozteco

Es ist Freitag Vormittag. Entgegen unseren Erwartungen sind schon einige Menschen auf unserem Weg unterwegs: Paare, Familien und Reisegruppen. Ausnahmslos alle T-Shirts sind schweißgebadet. 
Unsere Kondition ist nur mittelmäßig. Als wir starteten, schauten wir nicht auf die Uhr, aber ich schätze man benötigt mit allen Pausen zwei Stunden. Alle Wanderer stolpern schweratmend zur letzten Plattform, auf der die Pyramide steht. Keiner löst sofort die Tickets zum Besichtigen. Alle sinken erschöpft auf die Mauerreste. Pause und etwas Trinken ist angesagt, bevor es weitergeht.

Mystische Energie

Die Pyramide wurde zwischen 1150 und 1350 auf etwa 2000 m erbaut. Sie ist recht gut erhalten, was sicher dem beschwerlichen Weg zu verdanken ist. Die Menschen pilgern zu ihrer Pyramide auf dem Berg. Sie ist ein Symbol für die nie vollendete Unterwerfung der Mexica-Stämme durch die spanischen Eroberer. Und wurde zu Ehren von Tepoztécatl, dem Azteken-Gott der Ernte und Fruchtbarkeit erbaut. Dem Ort wird eine spirituelle Bedeutung nachgesagt und er verströme mystische Energie. Der Blick von der Pyramide auf die Stadt zu ihren Füßen und den Nationalpark El Tepozteco hat etwas erhebendes. Er ist das eigentliche Highlight. Vergessen ist der mühsame Aufstieg.

Tepoztlán meint es nicht gut mit uns

Für den Abstieg benötigen wir die Hälfte der Zeit, auch wenn unsere Beine danach zittern. Wir stärken uns an einem der Stände, die die ersten/letzten Meter säumen und starten zur Weiterfahrt ins nächste Abenteuer.

Das erwartet uns unmittelbar vor den Toren der Stadt: Die Autobahn in Richtung unseres nächsten Zieles ist komplett gesperrt. Berni ist am Verzweifeln!