Ich will nach Luckenbach …!
Es kommt selten vor, dass Berni so bestimmt auf etwas beharrt. Luckenbach? In Texas?
Noch nie davon gehört…
Emsig sucht er in den Untiefen seines Musikprogrammes ein bestimmten Lied:
Den Luckenbach, Texas – Song von Waylon Jennings und Willie Nelsen. Er stand 1978 für mehrere Wochen auf Nummer 1 der charts for country musik. Daraufhin wurde Luckenbach international zum Nabel der Welt für country Musik erklärt. Aha.
Luckenbach, Texas
Um Überraschungen bezüglich der Größe vorzubauen, informiere ich mich vorab. Luckenbach wurde 1840 von deutschen Einwanderern besiedelt, darunter die Brüder Luckenbach. Bald gab es eine Poststelle, einen Gemischtwarenladen und eine Dance Hall. Im Jahr 1904 zählte man 492 Einwohner. Immerhin. 1970 kaufte Hondo Crouch aufgrund dieser Zeitungsannoce die Stadt: „town – pop. 3 – for sale“ (dt.: Stadt – 3 Einwohner – zu verkaufen). Oho. Ja dann… Nichts wie hin. In die wohl kleinste Stadt in Texas.
Also, die Poststelle gibt es immer noch. Sie funktioniert gleichzeitig als Souvenirladen und Kneipe. Die Dance Hall steht ebenfalls noch. Genauso wie vor über hundert Jahren. Will man meinen. Sonst ist da nichts. Abgesehen von Restrooms und Picknickplätzen. Mein Gesicht wird immer länger. Berni hingegen strahlt. Erwartungsvoll zieht er mich in den Schuppen aus dem bereits Gitarreklänge ertönen. Es ist 17:00 Uhr. Claude „Butch“ Morgan mit seiner Band stimmen sich ein.
Country Musik
Es wurde ein unvergesslicher Abend. Nicht nur, weil es das erste gute Bier gab seit wir in den USA sind. Nicht nur, weil so ziemlich jeder in der winzigen Kneipe mitbekam, dass wir Deutsche sind und mit uns reden wollte. NIcht nur, weil unsere Sitznachbarin einen Topf Chilli con Carne mitgebracht hat und alle einlud. Nicht nur, weil Berni den Musikern von seiner Schokolade abgab. Deutsche Schokolade …! Man glaubt es kaum. Nicht nur, weil wir im Gegenzug die handsignierte CD Claude Butch Morgan Band -A- Holics geschenkt bekamen.
Nein, es war auch die gemütliche Atmosphäre. Und der stolze Hahn, der die Wärme neben dem Ofen suchte. Die Katzen, die auf dem Tresen schliefen und die Meister der Country Musik, die von den Wänden auf uns herunterschauten.