Kojoten, Playa San Dolar, Puerto San Carlos, BC

Berni und ich halten mitten im Paddeln inne. Vor uns erstreckt sich der Playa San Dolar, der zu der vorgelagerten Isola Magdalena bei Puerto San Carlos gehört. Der Streifen ist höchstens 200 Meter breit und scheint völlig aus Sand zu bestehen. Wir sind etwa noch 50 Meter vom Land entfernt, da ertönt ein schauerliches Geheule.

Playa San Dolar 

Nach dem Frühstück starteten wir vom barco encallado aus. Das ist ein gestrandetes Schiff auf dem kleinen Strand bei Puerto San Carlos auf der Westseite der Baja. Ein Mexikaner hat sich in dem hellblauen Boot häuslich eingerichtet. Wir begutachten den Platz am Abend vorher und beschlossen, gleich vor Ort zu übernachten. Das Wetter ist für eine Paddeltour ideal: Elf Stunden Sonne und erst am Nachmittag auffrischender Wind. Eine Paddeltour auf dem Pazifik gestaltet sich in der Regel aufgrund der starken Brandung schwierig. An dieser Stelle bildet allerdings die lang gestreckte, vorgelagerte Isola Magdalena eine geschützte Bucht. Das müssen wir ausnützen.

Kojoten

Es hört sich an wie ein Heulen und Jaulen aus hundert Kehlen und aus allen Richtungen. Wir brauchen einige Zeit, um zwei Gestalten am Ufer auszumachen: Es sind Kojoten! Sie haben uns entdeckt und warnen lautstark ihre Artgenossen. Die wiederum aus einer anderen Richtung antworten. Wir sind irritiert. Vorsichtshalber halten wir gebührend Abstand von den beiden, ehe wir an Land gehen. Inzwischen setzte Ebbe ein, wir waten an Land.

Wo sich Pazifik und Bucht treffen

Außer Kojoten- und Vogelspuren finden sich keinerlei Abdrücke im warmen Sand. Jungfräulich türmen sich steile Dünen auf. Wir finden riesige Muscheln an den Hängen. Von oben haben wir einen herrlichen Rundumblick über die starke Brandung des Pazifiks und dem zurückziehenden Wasser in der Bucht. Inzwischen befinden wir uns im Niedrigstand der Ebbe.
Unser  Kajak erscheint als winziger blauer Streifen im Schlick. Der Sandstreifen verbindet in einen schmalen Grat die beiden Felsenabschnitte der Isola Magdalena. Es ist eine faszinierende Welt, die offensichtlich nur den Kojoten untersteht.

Über das Meer gehen

Pünktlich um drei Uhr legt der Wind zu und die Flut setzt wieder ein. Die Bucht ist relativ flach. Es haben sich jedoch durch das Abfließen des Wassers der Gezeiten tiefere Kanäle gebildet, auf dem Schiffe fahren können. So kurz nach dem Tiefpunkt liegen allerdings einige Stellen noch trocken. Wir laufen wie Jesus über das Wasser.

Wieder im Kajak drückt uns die beginnende Flut in die Bucht, der Wind dagegen hinaus. Die Wellen bilden Schaumkronen und brechen sich an unserem Boot. Berni und ich werden regelmäßig geduscht! Die sechs Kilometer ziehen sich in die Länge.  An Land werden wir stürmisch von dem schwarzen Hund begrüßt, der unseren Bus im Gegenzug zu etwas Futter bewacht hat. Ich denke an das schauerliche Geheul der Kojoten. Dieser Artgenossen ist mir wesentlich sympathischer!