Wir fahren auf dem Highway 1 von Guerreó Negro auf der Westseite der Baja California nach Bahia de los Angeles auf die Ostseite. Freunde berichteten uns von dem Kajakparadies Bahía de los Angeles. Wir sind neugierig. Im Moment weht allerdings ein kräftiger Wind. Laut unserer Windy App sollen Sturmböen bis 154 km/h aufkommen. Wir glauben es, denn der Postbus mit den beiden Kajaks auf dem Dach wackelt kräftig. Berni muss das Lenkrad gut festhalten. Kurz vor Bahia de los Angeles türmt sich das Gebirge Valle de los Cirios auf. Hier fegt der Wind durch die Täler wie durch einen Kanal. Die Landschaft sieht dramatisch aus.
Sandsturm
Da es schon später Nachmittag ist, suchen wir uns etwas außerhalb einen freien Platz an einem kleinen Strand. Beim Versuch, die Tür zu öffnen, werden wir sofort sandgestrahlt. Nichts wie wieder hinein! Eine kräftige Windböe nimmt den Sand vom Strand auf und verteilt ihn großflächig an eine andere Stelle. In dem Fall auf uns. Wir können sehen, wie der Wind mit dem Sand spielt. Eigentlich ganz schön, wenn man nicht raus muss und nicht schlafen möchte. Denn der Sturm tobt die ganze Nacht. Der Postbus wird durchgerüttelt und sandgestrahlt. Mehrfach glaube ich, dass wir umkippen. An Schlaf ist nicht zu denken!
Kajakparadies Bahia de los Angelos
Am nächsten Tag hat sich der Sturm im wahrsten Sinne ausgetobt. Mehrere Inseln in der Bucht von Bahia de los Angelos fordern uns geradezu zu einer Kajakfahrt auf. Sie leuchten rötlich in der Sonne.
Wir suchen eine geeignete Einsatzstelle. Bahia de los Angelos ist ein verschlafenes Nest in einem desaströsen Zustand. Denn vor ein paar Monaten wütete ein Sturm, der Mauern wie Dominosteine einfach umkippten lies. Durch den begleitenden Regen schwollen die vom Gebirge kommenden Flüsse an. Sie traten über die Ufer und erledigten den Rest des Dörfchens. Der Sturm der vergangenen Nacht war nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen kann!
Isla Coronado
Im Strandabschnitt La Gringa werden wir fündig. Wir möchten zur Isla Coronado paddelt, sie liegt etwa fünf Kilometer vom Ufer entfernt. Unser neues Hündchen Rosalia nehme ich auf meinen Schoß. Ihr Köpfchen schaut aus meiner Spritzdecke hervor. Sie zeigt keinerlei Angst, fast, als wäre sie das Kajakfahren gewöhnt. Da hatten wir Glück!
Kaum aus der geschützten Bucht erweist sich das Meer als nicht so ruhig wie erhofft. Ein kalter Gegenwind bläst uns entgegen. Aber wir sind im Zweierkajak unterwegs und mit unseren zwei Personenstärken kommen wir unserem Ziel langsam näher. Die Insel türmt sich wie ein kahler Felsen aus dem Wasser. Ein Motorboot biegt vor uns in eine versteckte Bucht. Ein sicheres Zeichen, dass es dort etwas zu sehen gibt! Und tatsächlich: Der kahle Berg ist nicht so kahl, wie es scheint! Das frische Grün von Mangroven leuchten uns im Hintergrund entgegen.
Von einem Hügel können wir eine Engstelle erkennen, die ebenfalls untersucht werden muss. Das Meer leuchtet tiefblau, der Himmel strahlt und der lose Grund knirscht unter unseren Füßen.
Das Meer ist nicht zu unterschätzen
Wir lassen uns Zeit. Zu lange, denn der Wind frischt immer mehr auf. Außerdem dreht er sich, sodass wir die Wellen nun seitlich abbekommen. Das ist gefährlich. Unser Hündchen streckt den Kopf unter die Spritzdecke, denn wir werden mit jeder Welle geduscht!
Isla La Ventana
Am nächsten Tag starten wir vom RV-Platz Campo Archelon aus zur Isla La Ventana. Heute bläst ein mäßiger Wind, aber Berni ist angespannt. Er möchte die Schaukelpartie von gestern nicht noch einmal erleben! Erst, als wir die Insel betreten, wird er ruhiger. Die Insel gleicht einer Mondlandschaft, umgeben vom Wasser! Berni liebt diese trockenen Landschaften. Es ist faszinierend zu sehen, wie kreativ die Natur ist, und es schafft auch unter diesen Bedingungen Leben zu formen.
Eine surreale Welt
Ein Wanderweg führt über die Insel. Berni und ich stehen auf einem Hügel und lassen unseren Blick ringsum schweifen. Mehrere kleine Inseln liegen uns zu Füßen. Das Tiefblau des Meeres, der strahlende Himmel und die rötliche Farbe der kahlen Inseln sehen absolut surreal aus!
Abgesehen von ein paar Wasservögeln und Eidechsen sind wir völlig allein. Der Wind bläst kräftig, das ist das einzige Geräusch. Wir können uns nur schwer losreißen.
Aber die kleinen Inseln warten ebenfalls auf eine Entdeckung. Wir umrunden sie mit unseren Kajaks und treten dann den Rückweg an. Der Wind hat über Mittag gedreht, diesmal kommt er von der anderen Seite wie gestern. Sodass wir nun auch von dieser Seite geduscht werden.
Und dennoch: Wir können das Kajakparadies Bahía de los Angeles ebenfalls empfehlen … !