2000 Pesos für ein Bier, Alkoholregeln in Chihuahua

Berni und ich sitzen im Postbus und genießen einen grandiosen Sonnenuntergang an der Laguna Fierro im Bundesstaat Chihuahua. In den letzten beiden Tagen fuhren wir fast 1000 Kilometer mit dem Postbus. Das war hart. Wir verließen die Baja California und folgten vorwiegend dem Highway 2 entlang der amerikanisch/mexikanischen Grenze.

Der Highway lies sich bis zum Städtchen Imuris  sehr gut fahren. Dann wurde er desolat. Er führte uns über eine abwechslungsreiche Gebirgslandschaft, die allerdings nur ich bewundern konnte. Berni musste sich auf die Straße konzentrieren. Touristenfahrzeuge sahen wir kein einziges.

Sunset Time

Seit einiger Zeit gewöhnten wir uns an, gemeinsam die Sunset Time zu genießen. Die untergehende Sonne ist Labsal für die Seele und es bietet uns die Gelegenheit den Tag revue passieren zu lassen. Gewöhnlich teilen wir uns eine Dose Bier. Das entspannt und leitet den Feierabend ein. So auch heute.

Polizeikontrolle 

Wir sitzen noch gemütlich am Tisch, da fährt eine Polizeistreife vorbei. Zwei Polizisten steigen aus. Wir begrüßen sie freundlich. In der Regel sind sie zu unserem Schutz hier! Ich frage, ob es in Ordnung ist, hier zu übernachten? „No problema“, antwortet der Jüngere. Sein Blick fällt auf die leere Bierdose auf dem Tisch. „Aber das ist nicht in Ordnung…! Biertrinkern ist hier nicht gestattet.“ . 

Alkoholregeln in Chihuahua

Die Lagune Fierra steht auf öffentlichem Boden. Im Bundesstaat Chihuahua ist das Trinken von Alkohol auf öffentlichen Plätzen, selbst im Auto, nicht gestattet. Soviel kann ich der Übersetzung von Google Translationen auf seinem Handy entnehmen. Ich rolle mit den Augen: Ein Bier zu zweit! Das kann doch nicht so schlimm sein! 
Ist es doch. So sind nun einmal die Alkoholregeln in Chihuahua! Wir sollen dem Richter vorgestellt werden. Ein Beamter wird unser Auto fahren und wir sollen im Polizeiauto einsteigen. Ich schaue ihn ungläubig an. Inzwischen ist es stockdunkel. Welcher Richter arbeitet hier noch? Das kann doch nur ein Trick sein. Also Ruhe bewahren. Was die Straftat kostet, möchte ich wissen. Sie dürfen kein Geld annehmen, das entscheidet der Richter, erfolgt die Antwort stoisch. Ist das nun ein Spiel? Wer hält länger durch? Berni und ich setzen auf Zeit. Auf keinen Fall werden wir den Polizisten unser Auto überlassen! Die Verhandlungen laufen. Die Beamten verstehen unser Problem. Dann soll Berni  mit einem Polizisten im Postbus fahren, während ich im Polizeiauto mitfahre, ist das ein fairer Vorschlag? Nein! 

Der ganze Aufstand wegen einem Bier

Die zweite Polizeistreife mit weiteren zwei Polizisten trifft ein. Nun wird es uns dann doch mulmig. Natürlich sind wir bereit ein Bußgeld zu entrichten für etwas, das wir gar nicht wussten. Die Alkoholregeln in Chihuahua sind schließlich keine so schlechte Sache. Es beugt Vandalismus vor. Aber wieso dieser Aufstand? Wieso diese Bürokratie? Können wir das Bußgeld nicht an Ort und Stelle bezahlen? Nein! Ich habe noch eine Trumpfkarte im Ärmel und rufe unseren Freund, den Deutschen Konsul aus Veracruz per WhatsApp an. Vielleicht kann er etwas erwirken? 

Hilfe vom Deutschen Konsulat

Als ich ihn erreiche, möchte zunächst kein Polizist das Handy entgegennehmen. Aber ich fürchte, sie gingen schon zu weit. Ein Zurück ist nicht mehr möglich. José übersetzt uns, was wir schon wissen und ergänzt, dass das Bußgeld bei 4000 Pesos (200€) liegt. Ich kann es nicht fast glauben! Nun beginnen weitere Verhandlungen. Unsere Pässe werden fotografiert, dafür müssen wir nicht auf die Polizeistelle. Und wir bekommen einen Rabatt von 50%. Zweitausend Pesos (etwa 100€) wechseln nun den Besitzer. Es ist die teuerste Bierdose, die wir jemals bezahlten! 
Die Jungs sind nun entspannt und erkundigen sich nach Deutschland. Wir zeigen noch ein paar Bilder, dann verlassen sie uns.

Dafür sind wir da!

Meine erste Tat ist nun unserem Freund für seine Hilfe zu danken! „Dafür sind wir schließlich da!“, whatsappt er zurück und  „Es war eine Sache über die man reden kann. Gut, dass sie so schnell gelöst werden konnte!“.  Er sieht es locker. Ich indes kann die ganze Nacht nicht schlafen … .

Der Vergleich zu Deutschland 

Inzwischen sehe ich die Aktion mit anderen Augen. Den direkten Vergleich zu Deutschland gibt es nicht, da es derlei Alkoholregeln bei uns nicht gibt. Aber ich könnte mir folgende Situation vorstellen: Ein Mexikaner möchte mit seinem VW-Bus in einer Anwohnerzone übernachten. Das Schild am Anfang des Viertels hat er zwar gesehen, aber nicht verstanden. Schließlich parkt er nun in einer Nebenstraße – ohne – Zeichen. In der Dämmerung klopft es an seine Scheiben und zwei deutsche Polizisten möchten ihm einen Strafzettel aushändigen. Sie stellen fest, dass der Fahrer ein Mexikaner ist. Sie würden ihn vermutlich ebenso auf ihre Polizeistation eskortieren wollen, denn es ist unwahrscheinlich, dass der Strafzettel von Mexiko aus überwiesen wird. Wie würde das Prozedere bei uns ausgehen?