Hopkins und die Expats, Belize

Hopkins und die EU

Berni hält kurz nach der Ausfahrt aus der Gemeinde Hopkins an. „War das alles?“, fragen wir uns unisono. Wie so häufig stellten wir uns den Ort ganz anders vor. Diesmal scheint er nur aus zwei langen Straßen mit bunten Häusern zu bestehen. Später wird uns Harald erklären, dass es ursprünglich eine unbefestigte Straße gab. Sie genügte vollauf. Dann aber finanzierte die EU eine asphaltierte Straße in Hopkins. Wer will das nicht? Allerdings nur unter der Bedingung, dass seitliche Radwege umgesetzt werden. Das jedoch gab die Straßenbreite nicht her. Man überlegte hin und her und fand schließlich die Lösung: Zwei Einbahnstraßen! Damit war der Auflage Genüge getan, aber in der Praxis sind die Einbahnstraßen lästig. Finden die Gemeindemitglieder. Und so wird das einzige Verkehrsschild des Ortes geflissentlich ignoriert.

Deutsche in Belize

Es ist schon 15:30 Uhr. Sollen wir weiterfahren oder einen der Wildcampingstellen ansteuern? Es gibt laut unserer iOverlander App keinen offiziellen Campingplatz hier. 
Da hält ein Auto neben uns. „Ein VW-T5 – aus Karlsruhe?“, fragt der rotblonde, 68-jährige Fahrer auf Deutsch. „Richtig!“, strahlt Berni. „Kennst du einen Campingplatz hier im Ort?“. „Nein, so etwas gibt es nicht.“, antwortet der Mann. „Ich heiße Harald und wohne in Hopkins, und ihr?“. Nun, da gibt es viel zu erzählen. Wir beschließen, unser von Autofenster zu Autofenster-Gespräch in seinem Gästehaus fortzusetzen. 

Die Welt aus der Luft

Harald wuchs in München auf. Er lernte Mechatroniker, aber sein Herz schlug für das Fliegen. Zu seiner Zeit kostete eine Flugstunde 600 Deutsche Mark. Zwanzig Stunden wurden benötigt. Das war fast unerschwinglich. Er wechselte zu einer Fluggesellschaft, bei der er als Mechatroniker arbeiten konnte. Dann lies sich Harald Überstunden ausbezahlen und sparte jeden Pfennig, bis er den Pilotenschein erfolgreich bestand. Er ist stolz darauf, es alleine geschafft zu haben. Denn sein Vater unterstützte seine Pläne nicht. Harald bildete sich beruflich immer weiter. Bald konnte er auch Passagierflugzeuge fliegen. „Ich bin für sämtliche Fluglinien geflogen.“, sagt er, „Nur für eine deutsche nie!“. Warum? „Die Pilotenstellen der Lufthansa wurden von amerikanischen Piloten besetzt. „Das war damals so“, meint er kopfschüttelnd. 

Harald und Peggy

In Trinidad lernte er seine Frau Peggy kennen. Das war vor 29 Jahren. Seitdem sind der blonde Mann und die dunkle Frau ein Paar. Sie waren weltweit unterwegs. Ihre Tochter studierte in England und lebt heute auf Vancouver Island. Als Harald in den Ruhestand kam, überlegten sie sich, wo sie ihren letzten Altersabschnitt verbringen möchten. Seine Frau besaß zwar noch Land in Trinidad, aber sie hatte sich inzwischen zu weit von ihren Landsleuten entfernt. Europa kam nicht infrage, weil sie dort als Farbige mit Nachteilen rechnen musste. Die Wahl fiel auf Belize. Die Bevölkerung ist ebenfalls farbig und bot ihr zudem die Möglichkeit, Englisch zu sprechen. Um sich auch im Alter finanziell abzusichern, kauften sie vor 15 Jahren ein Grundstück, auf dem ein Wohnhaus, sechs Ferienwohnungen und zwei Doppelzimmer zur Vermietung angeboten werden können. Sie sind über booking.com zu buchen.

Die Expats 

Die Idee bekommen immer mehr Menschen. Das Land Belize wird zunehmend überschwemmt von Amerikanern und Kanadiern. Die Expats (Ausländer ohne Einbürgerung) errichten ganze Wohnviertel im Stil der Vereinigten Staaten. Auch in Hopkins. Die Preise sind astronomisch in die Höhe geschossen. „Vier Deutsche sind auch dabei“, meint Harald und zählt nach. „Ich glaube, inzwischen fünf.“ Er schaut auf die Uhr. „Ihr könnt bei meinem Freund Bill parken. Er ist im Urlaub, sein Haus ist gerade vis-a-vis. Was habt ihr morgen vor?“. Wir möchten ein wenig paddeln. Auch in Hopkins gibt es hinter der Küstenlinie Mangrovenwälder. „Dann könnt ihr gleich noch einen Deutschen im Ort kennenlernen. Rolf paddelt ebenfalls gerne. Ich rufe ihn an.“

Kajaktour mit Rolf

Während Harald in der Luft zu Hause war, war Rolfs Zuhause die Straße. Er war LKW-Fahrer. Seine Routen reichten in den Osten und Süden von Europa. „Ich sah und hörte viel. Mir kann man nichts mehr vormachen.“, antwortet er auf meine Frage, woher er so viel weiß. Mit seiner zweiten Frau lebte er in den USA. Dort kaufte er sich einen eigenen Sattelzug und fuhr für verschiedene Firmen. Als typischer Deutscher war Rolf zuverlässig und scheute keine Überstunden, um die Waren fristgerecht auszuliefern. Das war für die Amerikaner neu. Als seine Frau ihren Job verlor, gab auch Rolf sein Geschäft auf. Sie verkauften alles und fuhren mit einem großen Wohnwagen erst einmal quer durch Alaska. Für Rolf war das nicht neu. Sein ganzes Leben verbrachte er im LKW. „Ich hatte ein Bett, einen Kühlschrank, Klimaanlage und Bad“, lacht er. Seit vier Jahren leben seine Frau und er in Hopkins. „Wir kauften außerhalb ein riesiges Grundstück mit Wald“, sagt er zwinkernd, „Im Ort sind mir zu viele Expats!“.

Etwas Gutes hat die Ansiedlung der Amerikaner im Ort: Es entstehen neue Märkte. Zum Beispiel diese Eisdiele direkt am Strand mit leckeren Eissorten. Allerdings zu horrenden Preisen. Für vier Eiskugeln in Waffelhörnchen zahlten wir umgerechnet 11€.