El Día de Muertes, Patzcuaro, Michoacán

Einmal im Jahr kehren die Toten zur Erde zurück um gemeinsam mit den Hinterbliebenen ein Fest zu feiern: Den Día de Muertes, den Tag der Toten. So überlieferten es schon die Azteken. Die christlichen Missionare versuchten vergeblich dem Brauch ein Ende zu bereiten, letztlich kapitulierten sie und legten den Zeitpunkt mit dem christlichen Fest Allerseelen zusammen. Ein Kompromiss. In Deutschland werden an diesem Tag der Toten gedacht, Kerzen auf das Grab gestellt und Messen abgehalten. In Mexiko wird schon Wochen zuvor alles getan um die Toten auf der Erde willkommen zu heißen. Denn der Tod ist nicht das Ende, sondern nur der Übergang zu einer anderen Daseinsform. 

Die Vorbereitungen starten schon Mitte Oktober

Der Día de Muertes ist keine Trauerveranstaltung. Es ist ein rauschendes Fest. Da wird gebacken und gekocht. Die Kaufhäuser sind voll Süßigkeiten natürlich in Totenkopfform. Die Straßen, Geschäfte und Friedhöfe werden mit orangen Chrysanthemen geschmückt, ganze Blumenteppichen liegen auf den Straßen, damit die Verstorbenen den Weg vom Friedhof zum Familienfest finden. Orange leuchtet in der Nacht. Manche Familien feiern gleich auf dem Friedhof. Da wird für den Verstorbenen ebenfalls reichlich aufgedeckt. Und damit er sich nicht ausgestoßen vorkommt, verkleiden sich die Hinterbliebenen ebenfalls in Totengestalten. Das nenne ich Integration!

 Patzcuaro und der Día de Muertes 

Berni und ich feiern den Tag der Toten in der Totenhochburg Patzcuaro. Dazu sind wir schon eine Woche zuvor angereist. Im Lauf der Woche füllte sich unser RV Platz mit Franzosen, Amerikanern, Mexikanern und zwei weiteren Deutschen . Er befindet sich etwa 2 Kilometer vom Stadtzentrum und 1,5 Kilometer vom Hafen entfernt. Jeweils in gegengesetzter Richtung. Die Stadt liegt am gleichnamigen See. Auf der Insel Janitzio soll am Tag der Toten die Nacht der Nächte stattfinden. Wir sind gespannt. Aber auch die Stadt Patzcuaro und ihr Umland trifft seit Wochen Vorbereitungen.

Konzerte, Marktstände und Paraden

Auf dem großen Platz von Patzcuaro finden ab dem 29.10 jeden Abend Tanzaufführung und Konzerte statt. Um die Bühne ist ein riesiger Markt aufgebaut. Auf der Straße finden Paraden statt.

Eine internationale Gruppe

Unsere direkten Nachbarn sind Stephanie und Louis aus Frankreich, sowie Monika aus Ecuador mit ihren Mann Dustin aus Kalifornien. Sie sind zwischen dreißig und vierzig Jahre alt. Alle vier sind unkonventionell, herrlich unkompliziert und völlig chaotisch. Für unsere deutschen Vorstellungen. Aber irgendwie kommen sie immer an ihr Ziel. Nicht zur verabredeten Zeit und schon gar nicht auf dem direkten Weg. Gelassenheit ist das Zauberwort. Wir können von ihnen lernen. 
Gemeinsam schlendern wir über den Pier und erkunden uns nach den Bootspreisen. Monika spricht fließend spanisch. Das hilft ungemein. Und wenn wir schon dabei sind, besichtigen wir gleich noch zusammen einige Friedhöfe der Umgebung.

Vorbereitungen zum Día de Muertes 

Alles fiebert auf 31. Oktober hin. Auch wir treffen unsere Vorbereitungen: Die Kleidung wird in diesem Landesteil dunkel gehalten mit etwas rot oder orange. Ein Blumenreif aus Chrysanthemen ist das mindeste. Oder die Imitation aus orangen Wollbommeln. Vielleicht noch ein roter Gürtel und rote Schuhe? Zwei junge Pärchen aus Frankreich und der Amerikaner Jeff von unserem RV Platz wollen ebenfalls zur Insel. Berni und Jürgen besorgen schon am Vormittag die 13 Tickets für die Überfahrt. Das war ein kluger Schachzug, wie wir am Abend erfahren werden. Monika organisiert uns derweil eine Maskenbildnerin. Sie erscheint gegen 12:00 Uhr auf dem Platz um alle Lebende in Tote zu verwandeln. Für umgerechnet 7,5 € gönnen wir uns den Spaß.

Die Insel Janitzio

Mit eineinhalb stündiger Verspätung treffen wir am Pier ein und staunen nicht schlecht. Es ist etwa 18:30 Uhr und die Schlange der Menschen, die auf die Schiffe wollen ist inzwischen kilometerlang. Wir marschieren an allen vorbei. Die Boote fahren im Minutentakt und kommen im Minutentakt an. Alles geht flott. Die Insel ragt wie ein Berg aus dem Wasser. Sie ist komplett bebaut. Auf ihrer Spitze ist schon von weitem eine Figur zu sehen.

Heute scheint ganz Mexiko auf dieser kleinen Insel zu sein. Sie gleicht einem einzigen großen Markt. Die kleinen Gassen werden der Flut an Menschen kaum Herr. Zwischen Souvenir Ständen wird gekocht und gebrutzelt. Es riecht köstlich. Daneben bieten Getränkestände Drinks wie Micheladas und Piñacoladas an. Unsere junge Gruppe greift beherzt zu, lediglich Berni, Monika und ich enthalten uns. In diesem Gedränge möchte ich einen klaren Kopf behalten!

Monumento José Maria Morelos Pavón

Alles strömt zur Spitze der Insel: Zum Monumento José Maria Morelos Pavón. Von hier oben kann man die Schiffe beobachten, deren Positionleuchten unentwegt den See queren. Ene Gruppe Künstler führt Tänze auf. Und zu guter letzt kann man die Spitze des Monumentes besteigen. Doch auch hier ist die Schlange der Wartenden lang. Berni und ich begnügen uns mit der schönen Aussicht und dem Beobachten der Menschenmassen. Wir essen eine Kleinigkeit und beschließen die Insel noch ein wenig zu erkunden.

Was für ein Rummel

Doch das ist leichter gesagt wie getan. Die Menschen schieben und drängen durch die Gassen. Unsere kleine Gruppe haben wir schon längst verloren. Ich bin völlig reizüberfordert. Berni geht es ebenso. Gegen 22:00 Uhr verlassen wir die Insel. Die Schlange der Wartenden auf dem Festland hat sich kaum verringert. Was für ein Rummel! Später werden wir erfahren, dass die Menschen aus Patzcuaro nicht auf der Insel feiern. Das sei nur etwas für die Touristen! Schön war es trotzdem. Schön, weil wir mit dieser unkonventionellen, unkomplizierten und völlig chaotischen Gruppe unterwegs waren. Die uns integrierten, obwohl wir deren Eltern sein könnten.