Ein Chihuahua in Chihuahua

Chihuahua bedeutet auf Náhuatl: Ein trockener und sandiger Ort. Das klingt nicht verlockend. Die Stadt liegt in einem nach Norden geöffneten Tal, das auf den übrigen Seiten von den Hügelketten der Sierra Madre Occidental umgeben ist. 

Karl May Geschichten

Spielten nicht auch die Geschichten von Karl May von Winnetou und Od Shatterhands in Chihuahua? Die Besiedelung durch die Spanier wurde tatsächlich von den Apachen und den Komantschen erschwert. Vielleicht hat dies dem Autor inspiriert, denn er war niemals hier.

Abseits der Touristenrouten

Chihuahua ist Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, der auch mit Abstand der größte in Mexiko ist. Die Stadt hat knapp 1 Million Einwohner. Ich rechne mit Verkehrschaos und engen sowie  desolaten Straßen. Ein RV-Platz gibt es nicht – das sagt über die Touristenströme alles aus! 

Ein gutes Verkehrskonzept 

Um so überraschter sind Berni und ich von den zuführenden Highways. Sie sind wider Erwartens breit und übersichtlich. Die Beschilderung ist hervorragend und so landen wir zügig im Zentrum. Ein bewachter Parkplatz ist schnell gefunden und schon kann es mit der Stadtbesichtigung losgehen. Rosalia stecken wir in ihre Tasche. Von der Position aus hat sie einen guten Überblick, ist geschützt und geht nicht verloren. Ich glaube, sie mag das.

Eine moderne Stadt

Der erste Eindruck täuscht nicht. Chihuahua besitzt zwei lange und breite Fußgängerzonen. Diese können sich durchaus mit deutschen Einkaufsmeilen sehen lassen. Die Waren hinter den Schaufenstern sind international. Die Fußgängerzonen verbinden die Plaza de Armas, auf der die Kathedrale steht, mit der Plaza Mayor. Jede Menge historischer Gebäude schmücken das Ambiente.

So modern ausgerichtet, suche ich das -mexikanische- Chihuahua. In den Seitenstraßen werde ich fündig. Hier reihen sich die typischen Stände aneinander. Zum Leidwesen von Berni liebe ich diese Stände.

Der Knochen-Einrenker

Da entdecke ich einen ganz besonderen Stand: Ein Knochen-Einrenker bietet seine Dienste an. Ich komme mir vor wie im Mittelalter und bleibe interessiert stehen. Eine Frau steht aufrecht vor dem Spezialist. Er betrachtet sie eingehend. Dann fasst er sie mit beiden Händen an der Halswirbelsäule und bewegt ihren Hals mit einem Ruck zur Seite. Meine Hand fährt zum Mund – vielleicht entweicht mir auch ein Ton. Denn der Knochen-Einrenker hat mich wahrgenommen. Er zwinkert mir zu: Ob ich auch behandelt werden möchte? Ich schwüttele den Kopf. Derweil bearbeitet der Spezialist die Frau weiter. Sie liegt nun auf einer Liege und wird von verschiedenen Seiten eingerenkt. Jedesmal mit einem Ruck, der nichts gutes Ahnen lässt. Berni zieht mich weiter, aber ich möchte unbedingt das Ergebnis sehen! Gebannt beobachte ich die Frau nach der Behandlung. Sie schüttelt sich ein wenig, bewegt ihre Beine und Arme und strahlt!

Die Chihuahua‘s

Berni und ich suchen die Chihuahua Hunde. Sie sollen manchmal auf dem Markt in Chihuahua angeboten werden. Wir würden sie gerne mit Rosalia, unserer neuen vierbeinigen Begleiterin, vergleichen. In ihrem Hundeausweis steht schließlich als Rasse Chihuahua. 

Chis

Vermutlich gab es die Hundezwerge, kurz Chis genannt, in dieser Region schon zu den Zeiten der Tolteken. Denn es gibt Abbildungen, die diesen Hunden sehr ähnlich sind. Auch die Azteken Prinzessinnen spielten gerne mit den kleinen Hunden. Der Chihuahua ist zwar der kleinste Hund der Welt, aber sein Mut ist riesig, seine Treue ewig und seine Klugheit legendär. Letzteres bemerkten wir auch schon. Rosalia lernt extrem schnell und trickst uns charmant aus! Einmal Chi immer Chi, lesen wir in Fachartikeln. 
Es ist Sonntagnachmittag und kein Chihuahua zu entdecken. Moment mal! Wir suchen auf dem Boden, derweil blickt uns ein Chihuahua von einer Hauswand herab an! Die Mexikaner lieben diese kleinen Hunde. Berni erntet mit Rosalia in der Tasche stets alle Sympathien. So auch heute.

Glück gehabt

Inzwischen habe ich mich entschlossen, mich neu einrenken zu lassen! Nicht, dass ich irgendwelche Probleme hätte, aber vielleicht fühle ich mich danach -noch- besser?! Mutig suche ich den Stand auf. Doch was soll ich sagen? Er war nicht mehr da! Verdutzt bleibe ich vor dem leeren Platz stehen. „Glück gehabt!“, sagt Berni. „Schade“, denke ich! 

Chihuahua ist eine schöne Stadt

Wir könnten uns vorstellen noch einen weiteren Tag hier zubleiben. Die einzige Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobile befindet sich allerdings auf einem Parkplatz der Universität. Sie ist ebenfalls top modern mit schönen Grünflächen. Aber heute findet ein Uni-Fest statt. Es gibt keinen einzigen freien Parkplatz mehr und wer weiß, wie lange die Festlichkeiten andauern. Die Mexikaner lieben es laut!