Mexiko ist das Land der Märkte. Es gibt sie in allen Ausführungen.
Marktstände an der Straße
Die Straßenmärkte sind allerorts vertreten. Das sind meist einfache Buden, die vollgestopft sind mit Souvenirs, Haushaltswaren, Bekleidung, Obst und Gemüse oder kulinarischen Köstlichkeiten. Am Ein- oder Ausgang einer Ortschaft fangen sie ihre Kunden ab. Hier kann man quasi aus dem Auto heraus etwas kaufen.
Märkte um den Zokólo
Am Zokólo (Markplatz) gibt es ebenfalls immer Verkaufsstände. Sie sind allerdings auf die Touristen zugeschnitten. Hier finden wir ortsübliche Bekleidung und Kunsthandwerk. Daneben gibt es noch das große Feld der eigentlichen Mercados. In San Christobal gibt es zum Beispiel den alten Mercado. Das ist eine offene Fläche, auf der sich labyrinthartig Bude an Bude drängt. Die Stände schützen sich mit weißen Plastikfolien vor der Sonne und dem Regen. Es ist ein gigantischer Markt getunnelt unter zeltartigen Plastikfolien. Ein Mensch mit Klaustophobie darf hier nicht hinein.
Die Markthalle
Er kann allerdings auch nicht in eine Markhalle (ebenfalls Mercado). Denn hier wird ebenso jeder Quadratzentimeter genutzt. Hier gibt es von Obst und Gemüse über Wurst und Fleisch, Bekleidung, Holzwaren, Spielzeug fast alles. Meine Sinne sind aufs Äußerste strapaziert, wenn ich in dieses scheinbare Chaos trete.
Der Mecado Comunal
Viele Orte besitzen noch einen Mercado Comunal. Hier sind die bürgerlichen Küchen untergebracht. Für relativ wenig Geld kann man dort gut essen. Es geht ebenfalls eng zu und sie sind meist von hungrigen Menschen überfüllt. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen. Berni und ich waren indes noch nie in einem mexikanischen Markt essen. Obwohl es köstlich riecht, befürchten wir Probleme mit der Bestellung. Oft steht das Tagesessen auf einer Tafel geschrieben. Das ist ein mexikanische Eigennamen mit dem wir nichts anfangen können. Oder es gibt einen Haufen Töpfe und wir wissen nicht wie man was kombiniert. Es ist kompliziert.
Sonntagesessen im Mercado Comunal
Heute ist Sonntag. Wir sind in Tepotzotlán auf dem Weg ins Zentrum. Gegenüber des Marktplatzes befindet sich ein Mercado Comunal. Die Leute strömen in das Gebäude. Und es riecht von der Straße her köstlich. Also nichts wie hinterher. Berührungängste darf man nicht haben. Die Gänge sind schmal und überall stehen Tische und Bänke. Auf einem dieser Tische liegt eine Speisekarte. Ich bin hoch erfreut. Das verschafft uns die Möglichkeit in Ruhe unser Gericht auszusuchen. Eine junge Mexikaner hat meine Freude bemerkt und lädt uns ein, an einem ihrer Tische Platz zu nehmen. Sie zeigt hinter sich in eine Nische der Halle. Dort ist noch ein Tisch frei. Warum nicht? Hier sind wir etwas geschützt.
Ein wohlgeordnetes Chaos
Wir widmen uns sogleich der Karte. Die Bilder helfen uns. Es gibt gefüllte Teile, die wie Tacos aussehen aber hier anders heißen. Vielleicht liegt es an der Farbe? Die Tacos sind grünlich grau. Nun gut. Wir zeigen mit den Fingern auf zwei von insgesamt zehn verschiedenen Füllungen. Lassen wir uns überraschen! Und die Getränke? Eine Karaffe mit Erdbeerwasser! Das muss schließlich ausprobiert werden. Unser mexikanisches Mädchen eilt von dannen. Von unserem Beobachtungsposten aus erfassen wir langsam das System. In der Mitte der Halle sind drei große Küchen aufgebaut. Die Nischen sind vermietet. Die Bedienung bestellt für ihre Gäste das Essen in einer der Küchen und liefert es dann an ihren Tisch.
Eine Bedienung, die nicht schreiben kann
Ich schaue auf. Ein weiteres junges Mädchen steht vor uns. Sie fragt, was wir bestellen wollen. Ich erkläre ihr in meinem rudimentären Spanisch, dass wir schon bestellt hätten. „Ja,“, sagt sie und schiebt mir einen Zettel mit einem Kugelschreiber hin. Ich tippe mit dem Finger auf unser Bestellung und schaue sie an. Sie wiederum deutet auf den Zettel und den Kugelschreiber. Ich blicke sie irritiert an. Soll ich es aufschreiben? Sie nickt. Etwas verärgert schreibe ich die spanischen Namen ab. Es fällt mir doch viel schwerer wie ihr die fremden Wörter zu buchstabieren! Sie lächelt glücklich und flitzt mit unserem Zettel davon. Ich sehe ihr fassungslos hinterher. Sie gibt den Zettel an einer der Küchen ab. Und dann dämmert es mir! Das Mädchen kann nicht schreiben! Das tut mir leid.
Die gesetzliche Schulpflicht
Es gibt in Mexiko eine Schulpflicht. Sie dauert bis das Kind 14 Jahre alt ist. Und es mangelt nicht an Schulen! Aber viele Kinder helfen ihren Eltern bei der täglichen Arbeit. Ein süßes Gebäck verkauft sich besser, wenn der hübsche Nachwuchs die Passanten gezielt anspricht. In so einem Fall gehen die Kinder unregelmäßig zur Schule. Es entstehen riesige Lücken, die mitunter nie geschlossen werden. Mein Blick schweift umher. Wieviele Menschen in dem Mercado Comunal können nicht lesen?
Muy bien!
Indes bringt ihre Kollegin unser Erdbeerwasser. Ich verstehe: Die beiden haben sich aufgeteilt. Eine liefert das Trinken, die andere das Essen. Der Gast muss auf diese Weise nicht lange warten. Ich nippe in Gedanken versunken an meinem Erdbeerwasser. Es schmeckt sehr künstlich. Ich hätte es mir denken können. In Mexiko gibt es herrliches Obst, aber keine Erdbeeren! Die Kleine bringt unsere Tacos. Die grünliche Farbe ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie schmecken gut. Ein Gitarrenspieler unterhält den Teil der Halle in der wir sitzen. Es ist gemütlich hier. Wie in einer überdimensionalen Küche. Und ganz ehrlich, da ist es auch bei uns immer am gemütlichsten!