Balneario La Cotorra, Córdoba, Veracruz

Unser Auto muss zur Reparatur. Der erste Gang funktioniert nicht ohne Geräusche. Das ist nicht schlimm, wenn man in Deutschland ist. In Mexiko möchten wir kein Risiko eingehen. Es gibt zwar im ganzen Land Werkstätten, aber ein Getriebe ist etwas speziell. Zum Glück befinden wir uns in der Nähe von Puebla. Das ist die Stadt von VW und Audi. Wenn nicht da, wo dann? Claudia, die wir in Veracruz bei der Weihnachtsfeier des Dt. Clubs und des Dt. Konsulates kennenlernten, vermittelt uns eine zuverlässige Autowerkstatt. Der Wagen kann leider erst in einer Woche repariert werden. Was in der Zwischenzeit tun? Nun, am Besten besuchen wir eben jene Claudia in Córdoba. Das ist etwa 177 km östlich von Puebla entfernt. 

Córdoba 

Córdoba ist das mexikanische Bayern, so sagt man. Viel grüne Natur, sprudelnde Bäche und eine Bergwelt. Das muss überprüft werden. Denn wir kommen gerade vom Kakteenland (!). Mit Campingplätzen sieht es allerdings nicht gut aus. Wir entdecken auf unserer iOverländer App vier Möglichkeiten im weiteren Umfeld, die sich alle mehr als bescheiden lesen. Der erste fällt sofort weg, weil er neben einem Schlachthof liegt. Die anderen berichten von Oasen und magischen Plätzen, aber die Anfahrt ist nur mit Mühe zu bewältigen. Wir wählen das Balneario La Cotorra. Mit Badeanstalten machten wir schon gute Erfahrungen.

Balenario La Cotorra

Wir zweifeln an unserem Navigationsgerät. Wie schon so oft. Es führt uns in das Dörfchen Ixtaczoquitlán in dem nur die Hauptstraße asphaltiert ist. Dann zweigt ein schmaler und staubiger Fahrweg in die grüne Natur ab. Links und rechts junge Zuckerrohrfelder, Bananenbäume, Palmen und jede Menge blühender Büsche. Ein Schwarm Schmetterlinge flattert aufgeregt um unser Auto. Als wir dann noch ein Bachbett überqueren sollen, sind wir sicher: Da stimmt etwas nicht. Falsch. Hinter dem Bachbett befindet sich ein Gate. Ein junger Mexikaner steht schon davor. Vielleicht hat er uns kommen hören? Auf meine Frage, ob wir hier campen können, bestätigt er: Si, claro! Dann führt er uns ins Gelände.

Ein Paradies mit Schattenseiten

Wir schauen uns um. Das Bad erstreckt sich auf beiden Seiten des Fahrweges. Diverse organisch geformte Becken sind mit klarem Bachwasser gefüllt. Sie werden von eben jenem Bach gespeist, den wir gerade überquerten. Er umschließt das komplette Gelände und wird von einer Karstquelle in der unmittelbaren Nähe gespeist. Überall stehen Picknick Tische im Schatten, an den Bäumen hängen Schaukeln und auf einem kleinen Feld spielen ein paar Jungs Fußball. Es ist schwül warm. Heiß trifft es besser. Ein Blick noch auf die Baños (Toiletten) und wir weichen entsetzt zurück. Die Männertoilette besteht aus einer baufälligen Hütte mit Plumpsklosetts. Die Damentoilette befindet sich in einem Schuppen für Geräte. Sie ist mit einem Vorhang vom Gerümpel abgetrennt. Aber immerhin mit Wasserspülung. Der Wasserhahn am Waschbecken ist allerdings nur Zierde. Es ist schon später Nachmittag. Was soll’s. Eine Nacht! Auf keinen Fall mehr!

Herrliche Stille 

Um 18:00 Uhr schließt das Bad. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise tönt bis 22:00 (oder länger) laute Discomusik. Sie sind ein fröhliches Volk, die Mexikaner. Die Musik ist ihr ständiger Begleiter. Wir wiederum lieben die Stille. Und tatsächlich sind wir schon bald allein. Eine letzte Runde schwimmen, dann ist auch für uns Feierabend. Die Nacht verläuft ruhig. Die Luft fühlt sich klar an und am Morgen werden wir von einem herrlichen Vogelgezwitscher geweckt. Es hört sich an wie eine Symphonie: Exotische Vögelstimmen werden von dem Zirpsen der Grillen, dem Quacken der Frösche und dem schrillen Pfeifen der Regenmachergrillen begleitet. Schön. Es war eine wunderbare Nacht und ist ein herrlicher Morgen. Vielleicht sollten wir das mit dem Abreisen noch einmal überdenken?

Fortín de las Flores

Wir besichtigen Fortin de las Flores. Ein kleines Städtchen in der unmittelbaren Umgebung von Córdoba. Wie der Name schon sagt: Ein Blumendorf und ein Highlight in unserem Reiseführer.

Und kehren in unser Balneario La Cotorra zurück.

Córdoba 

Wir besichtigen Córdoba. Eine rummelige und geschäftige Stadt mit etwa 200 000 Einwohnern.

Und kehren in unser Balneario La Cotorra zurück.

Cuevas de Galicia

Am dritten Tag spricht uns der Besitzer des Balneario La Cotorra an. Jorge ist um die sechzig Jahre alt und eine Persönlichkeit. Er ist von unserem Bus begeistert. Berni erklärt ihm die Details. Seine Augen leuchten. Und dann schlägt er uns eine Tour vor. Er möchte uns zwei Höhlen in der Nähe zeigen. Ich bin Deutsche und von Natur aus skeptisch. Ich frage ihn, was es kostet. Doch er winkt ab. Lediglich den Eintritt in die Höhle müssten wir bezahlen. Ob wir mit unserem oder mit seinem Auto fahren wollen? Berni und ich schauen uns an. Wir laden ihn in unseren Postbus ein. Jorge strahlt. Und dann fahren wir mit dem wohl stolzesten Mexikaner aller Zeiten durch das Dorf. Er grüßt vom Auto aus alle Passanten, die uns begegnen. Jorge kennt alle und alle kennen ihn. Er ist Inhaber der hiesigen Badeanstalt und besitzt zudem einen kleinen Einkaufsladen. 

Jorge

Er ist ein guter Fremdenführer. Dank seiner starken Taschenlampe sehen wir, wohin wir stolpern und er erklärt uns die Formationen ganz genau. Auf spanisch. Dank meinen rudimentären Grundkenntnisse und Google Translater verstehen wir einiges. Am Ausgang taucht plötzlich ein Kassierer auf. Ich greife nach dem Geldbeutel, aber Jorge winkt ab. Es ist alles schon bezahlt. Wir sind eingeladen. Ich protestiere. Da lacht er uns an: Aber es ist ihm doch ein Vergnügen! 
Das ist Mexiko. Diese Herzlichkeit. Trotz aller sprachlichen Barrieren.

Und dann kehren wir wieder in unser Balneario La Cotorra zurück.

Morgen besuchen wir Claudia. Selbstverständlich werden wir in unser Balneario zurückkehren.
Dann waren wir wie viele Tage hier?