Der Angestellte des „Eventos Verde“ (grüne Events) in Antigua lächelt Rosalia an. „Euer Hund ist so groß wie unsere zwei Katzen“, sagt er, „sie leben hier!“. Dann bückt er sich, um sie zu streicheln. „Diese Hunde sind in Guatemala sehr teuer. 2000-3000 Quetzale, schätze ich. Ihr müsst auf sie aufpassen!“. Ich schüttle lachend den Kopf: „Sie ist aus dem Tierheim und hat gar nichts gekostet!“. Er kann es nicht glauben. Ich verschweige ihm lieber, wie viel Geld wir schon für Tierärzte, Flugtickets und Spezialfutter ausgaben!
Antigua, die Alte
Wir sind inzwischen in der alten Hauptstadt Guatemalas angekommen. Antigua wurde 1543 von den Spaniern gegründet, nachdem zwei vorherige Versuche an verschiedenen Stellen in den Schlammmassen versanken. Guatemala ist das Land der Vulkane. Vielleicht dachten sie, aller guten Dinge sind drei? Die Schönheit des Panchoy-Tales am Fußes des Vulkanes Agua, beeindruckte die fremden Herren: Eine übrige Natur, ganzjährig frühsommerliche Temperaturen und ringsum Vulkane, die sich majestätisch in den Himmel erhoben.
Sie bauten Klöster, Paläste und sogar eine Universität. Es wurde eine wunderschöne Stadt. Allerdings bebte ab und zu die Erde. 1773 zerstörte ein Erdbeben die glorreiche Stadt völlig. Die Spanier gaben auch diese Stadt auf und errichteten etwa 40 Kilometer weiter zum vierten Mal eine Hauptstadt Guatemalas: Guatemala Stadt.
Sie hat den Charme und weltbekannten Ruf ihrer Vorgängerin nie erreichen können. Von ihrer heimischen Bevölkerung wurde Antigua niemals verlassen. Im Jahr 1976 richtete ein weiteres Erdbeben in Antigua schwere Schäden an. Zahlreiche Ruinen erinnern noch an die verschiedenen Naturkatastrophen, die die Stadt im Lauf der Zeit heimgesucht haben.
Antigua, die gelassene Alte
Antigua zählt heute etwa 35 000 Einwohner und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die meist indigene Bevölkerung ist stolz auf ihre Stadt. „Antigua hat schon viele Beben erlebt“, sagen sie, „Die Stadt ist stark, sie wird alles überstehen!“. Hoffen wir, dass dem so ist. Verdient hat sie es jedenfalls. Antigua ist eine besondere Stadt. Die Ruinen wurden, anders als in Europa, nicht wieder aufgebaut und aufwändig restauriert. Sie sind ruinöse Museen oder Bestandteile eines Parks. Dieser Mix aus riesigen, zerfallenen Klosteranlagen, Kirchen, Torbögen und Kopfsteinpflaster umringt von bunten ein- oder zweistöckigen Stadthäusern ergeben eine Stimmung der Heiterkeit und Nostalgie. Die Stadt hat ein strenges Stadtkonzept: Alle Geschäfte müssen sich an das „alte“ Erscheinungsbild halten.
Der offizielle Mittelpunkt
Der Parque Central bildet den Mittelpunkt der Stadt. Das ist in allen mittelamerikanischen Städten wie in Deutschland der Marktplatz. Der Parque Central wird genutzt als Schauplatz für festliche Gelegenheiten, Musik Events und vieles mehr. Wir erleben einen ohrenbetäubenden Weihnachtsumzug. Dazwischen bieten Straßenverkäufer typische guatemaltekischen Souvenirs, Spielsachen, Eis, Getränke oder Snacks an. Umringt wird der Parque Central von vielen netten Cafés und Restaurants, aber auch amerikanischen Fast-Food-Ketten.
Der inoffizielle Mittelpunkt
So ruhig und gemächlich es auf den Straßen der Altstadt von Antigua zugeht, so geschäftsträchtig und bunt geht es auf dem zentralen Markt zu. Er liegt vis-a-vis des Eventos Verde. Für uns ein Katzensprung. Hier findet man alles! Von Kleidung über Lebensmittel, Technik und Plastik, Blumen – vorausgesetzt man weiß wo. Der überdachte Markt ist ein Labyrinth aus engen, dunklen Gassen. Aber er reicht immer noch nicht aus. Der angrenzende Parkplatz und umliegende Straßenzüge werden ebenfalls eingenommen. Wir sind während unseres Aufenthaltes jeden Tag dort. Berni erbeutet ein Verlängerungskabel, einen Abfüllschlauch um unsere Tanks besser befüllen zu können und eine seltene Schraube nebst Mutter. Jeder,der Berni kennt, weiß, dass er sich niemals freiwillig in dieses Gewühl begeben würde. Das hat sich geändert. Wo gehen wir heute noch hin? Auf den Markt wohin sonst!
Das Eventos Verde
Überall in Guatemala gibt es Gelände, das man für besondere Anlässe mieten kann. Das Eventos Verde ist ein weitläufiger gepflegter Garten mit geschmackvollen Pavillons und einem Brunnen. Unter der Woche ist es ruhig. Aber am Wochenende können Teile des weitläufigen Geländes gemietet werden. Während unseres Aufenthaltes finden zwei große Feste statt. Wir sehen wie Lastwagen beladen mit Zelten, Beleuchtung, Möbel und Musikanlagen in Gelände fahren. Berni befürchtet nichts Gutes. Er hat schon die Nachbarstraßen erfolglos nach einer Parkmöglichkeit abgescannt. In Mexiko wird bei solchen Gelegenheiten bis in die Morgenstunden lautstark gefeiert.
Nicht so in Guatemala. Um 23:30 Uhr verlassen die letzten Gäste das Gelände. Wie kann das sein? Wir ahnen, die Guatemala sind anders.