Schildkröten: Der lange Weg ins Leben, Puerto Arisia, Chiapas

Wir sind schon an etlichen Stränden vorbeigekommen, die unter dem besonderen Schutz der Tortugas (Schildkröten) stehen, haben aber indes noch keine einzige gesehen. Was liegt näher als eine Schildkröten Hilfestation aufzusuchen? Im Schildkrötencamp Campamento Tortugeros können wir als Voluntarios (Freiwillige Helfer) mitarbeiten. Das klingt gut. 

Campamento Tortugeros

Puerto Arisia liegt in etwa an der engsten Stelle zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik. Hier ist es heiß. Unerträglich heiß. Das Thermometer im Auto zeigt 39 Grad. Eine Gluthitze liegt über der Bucht am Pazifik. Der graue Sand macht es nicht besser. Eine staubiger Fahrweg führt zur zum Schildkrötencamp an den Rand der Ortschaft Puerto Arisia.

Spätzünder oder Verhinderte

Ein junger Mexikaner öffnet uns das Tor. Ich frage, ob es möglich ist, als Voluntäre ein wenig mitzuarbeiten. „Si“, sagt er. „Aber im Moment gibt es wenig zu tun. Ob wir dennoch bleiben wollen?“. Ja klar! Heraldo weist uns für den Bus einen Platz zu. Und dann erklärt er uns sogleich die Station. Die Schildkröten laichen von Mai ab. In einem Nest befinden sich bis zu 120 Eier. Wenn jetzt im März noch Eier gefunden werden, sind es wirklich die letzten. Es sind die Spätzünder oder Diejenigen, die irgendwie aufgehalten worden sind. Auch sie sind hier willkommen.

Der lange Weg ins Leben 

Er zeigt auf ein seltsames Gehege. Es ist rundum mit Vogelschutznetz bedeckt. Darin stecken runde große Rohrstücke mit beschrifteten Stäben. Ich lese ein Datum: 04.04.22. „Wenn wir Eier finden oder gebracht bekommen, werden sie hier im warmen Sand vergraben. Dann beschriften wir die Gelege. Die Brutzeit beträgt 50 Tage. So wissen wir genau, wann die nächsten Schildkröten schlüpfen. In der Hochsaison geht das Schlag auf Schlag. Der Ring verhindert, dass sich die Babies unkontrolliert auf den Weg machen. Wir tragen sie mit Eimern ins Meer. Manchmal sind das 5000 an einem Morgen!“ er lächelt. „Dann ist der erste Weg ins Leben schon einmal geschafft…“

Voluntäre gesucht

In der Hochsaison ist die Station auf Hilfe angewiesen. Für die Voluntäre steht in der Küche ein Aufgaben-Plakat. Wir studieren es aufmerksam, aber Heraldo winkt ab. Für heute gibt es nichts mehr zu tun. Es ist Nebensaison…

Abeitslos

Was soll man tun bei 39 Grad und einer Gluthitze? Nichts wie an den Strand. Das gestaltet sich schwierig, denn der Sand kocht förmlich. Ich frage mich, wie die Schildkröteneier das aushalten ohne gar zu kochen….? Eine tosende Pazifik Brandung empfängt uns. Schwimmen ist zu gefährlich. Aber wir können uns an Strand setzen und uns von den Wellen überrollen lassen. Das tut gut, ist aber höchst Sonnenbrand gefährlich. 

Eier

Den Strand genießen, können wir erst am Abend. Wir setzen uns mit unseren Klappstühlen direkt vor die Brandung und lassen den heißen Tag mit einem Corona Bierchen (das ist mexikanische Biersorte)  und Erdnüssen ausklingen. Es ist schon dunkel, als wir zur Station zurückkehren. Gerade in dem Moment bringen Einheimische einen Jutesack Schildkröteneier. Sie müssen schnellstens in den warmen Sand! Wir zählen 89 Eier. 

Sie haben Glück. Die erste Hürde ist somit genommen!