Der unglückliche Start in den Tag, Cañyón del Sumidero, Tuxtla, Chiapas

Den Tipp den Cañyón del Sumidero bei Tuxtla anzusehen, bekamen wir vom Deutschen Konsul von Veracruz. Es wäre ein Must do. Das ist zwar schon fast vier Monate her, aber die rote Markierung in meiner maps.me App steht unverdrossen. Von San Cristobal sind es nur 85 km nach Tuxtla. 

Bootsanlegestelle 

Zugegeben in San Cristobal war es eine Spur zu kühl, aber in Tuxtla ist es deutlich zu warm: Die Temperatur bewegt sich so um die 35 Grad. Die Landschaft ist trocken, geradezu verdorrt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir um 7:00 Uhr morgens durch einen Generator geweckt werden. Wir stehen auf dem staubigen Parkplatz der Bootsanlegestelle für die geführten Touren in den Cañyón. Selbiger wird, bevor die ersten Touristen kommen, mit dem Wasser aus dem Fluss abgespritzt. Berni, Johnny und ich sind ruheliebende Menschen: Wir mögen keine laute Musik, keine Megafondurchsagen, keine Silvesterknaller und schon gar keine Generatoren am frühen Morgen. Wir sind dann unkonzentriert, konfus und negativ gestimmt. Nur so kann ich mir die vielen Missgeschicke erklären, die an diesem Tag passierten.

Bootstour in den Cañyón del Sumidero

Es fängt schon mit dem Parkplatzwächter an, der zwanzig Pesos Parkgebühren wollte, obwohl wir kein anderes Auto Geld bezahlen haben sehen. Das ist vermutlich der Touristenzuschlag. An der Bootsanlegestelle spielt eine mexikanische Gruppe für die Touristen in ohrenbetäubender Lautstärke. Wir bezahlen die Tour, erhalten unsere Schwimmwesten und flüchten geradezu an Bord. Es ist ein offenes Boot. Links und rechts Zweierreihen, der Kapitän steuert von hinten den Außenbordmotor. Und schon geht es los. Das erste, das wir sehen, ist ein kleines Krokodil. Berni sucht seine Kamera und findet sie nicht. Die Umhängetasche hängt nicht mehr an seinem Hals. Wir suchen panisch im Rucksack: Nada (Nichts). Möglicherweise hat er die Kamera beim Anziehen der Schwimmweste aus der Hand gelegt? Dann wäre sie jetzt weg…

Erst die Kamera dann das Handy

Aber Berni wäre nicht Berni, wenn er aus dieser Situation nicht das Beste machen würde. Wozu gibt es Handys mit integrierter Kamera? Er zückt sein Mobiltelefon, drückt ab und … nichts tut sich! Fassungslos schaut er erst sein Handy, dann mich an! Die Kamerafunktion hat sich verabschiedet! So übernehme ich heute mit meinem Handy das Fotografieren, während Berni sichtbar die Lust vergeht.

Wieder zurück, fragen wir bei der Bootsanlegestelle nach unserer Kamera. „Nada“. Das war zu erwarten. Geknickt gehen wir zum Postbus zurück und wer erwartet uns dort? Johnny und unsere Kamera! Berni hatte sie schlicht auf dem Tisch vergessen. Er ist überglücklich. 

National Park Sumidero

Es ist erst 11:00 Uhr. Den Cañyón del Sumidero kann man auch von oben bestaunen. Das ganze Gebiet ist unter den Schutz des National Park Sumidero gestellt. Eine Passstraße führt zu fünf Aussichtspunkten. Der Eingang hierzu liegt östlich von Tuxtla. Sicherlich können wir dort unsere wohlverdiente Mittagspause abhalten. Wäre doch schön. Also nichts wir hin. Leichter gesagt, wie getan. Es scheinen alle Straßen gesperrt zu sein. Später werden wir erfahren, dass das mit den Spannungen in San Cristobal zu tun hatte. Wir kurven in Tuxtla durch Straßen, die diesen Namen nicht verdienen. Bei Temperaturen jenseits der 35 Grad Marke. Aus schierer Verzweiflung kaufen wir uns in einem kleinen Einkaufsladen einen halben Liter Eiscreme: Nervennahrung! Wir geben unserem Navi noch eine letzte Chance und siehe da: Wir erreichen tatsächlich den Eingang zum Nationalpark. 

Ein freundliches Wort und der Spuk ist vorbei

Vielleicht hat uns der Angestellte an der Kasse unsere Erschöpfung angesehen. Denn er bietet uns ungefragt an, auf dem hiesigen Parkplatz übernachten zu können, wenn wir von unserer Tour zurückkommen. Und dann wünscht er uns noch einen schönen Tag! Das ist wirklich nett. Überhaupt ist das keine schlechte Idee. Es nimmt den Stress aus dem Tag. Ich denke, das war der Wendepunkt vom heutigen Chaos-Tag. Auf dem ersten Aussichtspunkt verputzen wir unser Eis. Auf dem Letzten gibt es einen Kaffee. Dazwischen wird gechillt.

Ein freundlicher Nachtwächter 

Es ist schon 18:00 Uhr, als wir den National Park Sumidero verlassen. Die Nachtschicht hat schon begonnen. Ein anderer Mexikaner sitzt nun in dem Häuschen. Ich frage vorsichtshalber nach, ob das Angebot seines Kollegen noch gilt. „Oh, ja!“, sagt er, „kein Problem.“ Und als wir ihm, auf seine Frage, antworten, dass wir aus Deutschland kommen, bietet er uns spontan noch die Mannschaftsdusche an. Gut, ein Luxus ist sie nicht! Es ist eine Dusche, die von Männern benutzt wird. Nach der Arbeit. Aber es ist Wasser. Kühles Wasser. Und nach so einem heißen Tag voller Hindernisse tut es gut alles abzuspülen.