Lotsen mit Muscheln, Tulum, Quintana Roo

Die frühen Maya transportierten ihre Waren über Land. Sie trugen sie auf dem Rücken oder auf einer Sänfte. Dazu bedurfte es schon zwei oder mehrere Männer. Auf diese Weise ließen sich auch die Adeligen transportieren. Pferde oder Esel kannten sie nicht. Die Träger gingen auf einen Pfad oder einem sacheob (eine erhöhte Straße). Aber es war beschwerlich. Also nutzte man, wo es ging Flüsse. Yucatán hat jede Menge Cenoten, die unterirdisch miteinander verbunden sind, aber oberirdisch sieht es nicht so gut aus. Als der Handel immer bedeutender wurde, fingen sie an Boote zu entwickeln, die auf dem Meer fahren konnten. Ihre Kanus konnten bis zu 25 Personen befördern und entsprechend viel Ware. Unglücklicherweise liegt vor der Costa Maya das zweitgrößte Riff der Welt.

 

Tulum

Berni und ich besichtigen die Ausgrabungsstätte Tulum. Das Castillo (Palast) grenzt an den Rand heller Sandsteinklippen. Zu seinen Füßen liegt das türkisblaue Meer. Von hier oben scheint das Wasser kristallklar. Der Sandstrand schimmert weiß. Palmen bewegen sich im Wind. Es muss von Seeseite her ein beeindruckender Anblick sein. Früher wie heute. 
Tulum war eine wichtige Hafenstadt. Wer sie unter seiner Kontrolle hatte, kontrollierte den Handel. Entsprechend geschützt musste sie sein. Das Zentrum wird von einer fast rechtwinkligen Mauer von drei Seiten begrenzt. Die vierte Seite bildet die Klippe, das Meer und das Riff. Mehr geht nicht.

 

 

Lotsen mit Muscheln

Ebenfalls direkt am Klippenrand steht ein kleiner Tempel. Er wird der Templo del Dios de los Vientos (Der Tempel der Winde) genannt. In seinem Innenraum wurde ein Altar mit unzähligen Muscheln gefunden. Unsere österreichische Führerin Birgit erklärt uns, dass man davon ausgeht, dass die Mayas mit den reflektierenden Muscheln den Schiffen den Weg durch das Riff anzeigten. Ganz schon schlau! Außerdem bestimmten sie mit den Muscheln die Windstärke und -richtung. So waren sie in der Lage Wetterprognosen zu erstellen. Das wiederum übersteigt meine Vorstellungskraft. Ich schaue Birgit stirnrunzelnd an. Leider gibt es keine genaueren Aufzeichnungen. Grübelnd stolpere ich den wunderschönen Klippenpfad entlang. Und hätte fast den Leguan übersehen.

 

 

Mahahual

Das war vor ein paar Tagen. Inzwischen sind wir mit unserem Postbus die Costa Maya in Richtung Mahahual gezogen. Das ist ein Schnorchel- und Tauchparadies. Hier es gibt jede Menge Muscheln. Muschel jeder Größenordnung. Ich halte sie in den Wind. Ich kann sie drehen und wenden – ich höre nichts. Zu gerne hätte ich den Sound des Windes gehört! Vielleicht waren sie aufgehängt und drehten sich je nach Windstärke schneller oder langsamer? Wir werden es leider nie erfahren.