Wir sind bald nur noch zu zweit. Es fällt mir schwer das zu schreiben. Unser treuer Gefährte, unser bester Freund wird uns verlassen. Das tut weh. Das tut unendlich weh.
Erste Anzeichen
In San Agustin bemerkten wir erste Anzeichen. Unser Hund konnte plötzlich auf dem tiefen Sand am Strand nicht mehr laufen. Er bekam seinen rechten Hinterlauf nicht mehr in die Höhe. In Folge schleifte er ihn hinter sich her. Wir reagierten bestürzt. Vielleicht hatte er sich überanstrengt? Wir gönnen ihm ein paar Tage Pause. Das wird schon wieder.
In Agua Blanca verhuddelte er seine Hinterläufe auf jedem unebene Weg. Wir stellten ihn wieder auf seine vier Pfoten und weiter ging es. Bei einem kleinen Spaziergang sank er auf diese Weise drei bis vier mal zusammen. Es schmerzte. Johnny ist inzwischen elfeinhalb Jahre alt. Er wird alt. Man sieht es an seinem Fell. Die ehemals goldenen Flecken werden immer grauer.
Aber was soll’s?
Er muss nicht mehr Gewalttouren mit uns machen. Er kann seinen geliebten Postbus bewachen. Schließlich ist er unser Security Guard. Das macht er gut.
In Oaxaca laufen wir mit Hundefreunden eine Runde. Sie kennen sich in der Gebend aus. Seit über einem Jahr stehen sie mit ihrem Reisemobil auf dem El Tule RV Park. Sie sind schockiert. Sie sehen mehr wie wir, die wir unseren Hund durch die rosa Brille betrachten. Unser Hund quält sich. In fünf Wochen steht zudem der Heimflug an. „Wollt ihr das wirklich dem Hund antun?“.
Was erwartet unseren Hund?
Flughafenstress und zwölf Stunden Flug in einer Flugbox. Ein Wahnsinn für den alten und angeschlagenen Hund. Ein Zuhause in Deutschland ohne seinen geliebten Postbus, denn der Wagen bleibt in Mexiko. Wir wollen im Herbst wiederkommen und unsere Reise fortsetzen. Unser Haus in Rheinzabern ist voller Treppenstufen, die er nicht mehr gehen kann. Und das alles nur, damit wir ihn ein paar Wochen länger bei uns haben. „Nein,“, sagen unsere neuen Freunde, „tut ihm das nicht an. Er hat einen würdigeren Tod verdient.“
In Würde sterben
Wie sieht das aus? In Deutschland fährt man zu einem Tierarzt. In seiner Praxis kann man sich von seinem geliebten Tier verabschieden. Die meisten Tiere haben vor dem Tierarzt Angst. Da ist der sterile Geruch und die weißen Wände. Das erzeugt Stress bei Herr und Hund. Der Rest erfolgt je nach Sensibilität des Tierarztes. In Mexiko kommt der Tierarzt auch nach Hause, wenn man es wünscht. Johnny darf in seinen geliebten Postbus friedlich einschlafen. Er wird in einem extra für Tiere eingerichteten Krematorium verbrannt. Die Asche bekommen wir am nächsten Tag gebracht und können sie mit nach Hause nehmen. Dort wird er in unsrem Garten seine endgültige Ruhe finden. Es spricht viel für diesen Weg und nur ganz wenig für die andere Lösung. Wer sein Tier liebt, muss es loslassen können. Auch wenn es weh tut.
Es ist bald soweit.
Die Zewa Papierrolle ist fast aufgebraucht. Berni und ich weinen und schniefen den ganzen Tag. Wie oft ist ein letztes Mal streicheln? Er wird uns so sehr fehlen. Kaum vorstellbar ein Leben ohne ihn. Er hat unser Leben bereichert und ich möchte keine einzige Sekunde missen. Mehr kann ich dazu nicht schreiben. Ihr versteht das sicherlich.