Im Nebelwald, San Mateo Río Hondo, Oaxaca

Oft sind es die vermeintlichen kleinen Dinge, die Berni und mich glücklich machen. 

Von Oaxaca an die Küste

Wir sind auf dem Weg von Oaxaca (Stadt) nach Puerto Escondido an der Küste. Die Straße windet sich Kurve um Kurve durch eine grüne Bergwelt. Anfang November liegt die Regenzeit in den letzten Zügen. Die Natur platzt fast aus allen Nähten. Jeder noch so winzige Samen scheint aufgegangen zu sein. Es ist viel zu schade hier nur durchzufahren. Ein willkommener Zwischenstopp bietet sich bei San José del Pacífico in San Mateo Río Hondo an. Während es in Ersterem touristisch zugeht, wirkt San Mateo Río Hondo verschlafen. Die wenigen Touristen kommen hierher um zu wandern oder Pilze zu sammeln. Denn der umgebende Nebelwald ist berühmt für sein reiches Vorkommen von Pilzen. Leider ist derzeit keine Saison. Berni ist untröstlich. Das Örtchen mit etwa 3500 Einwohnern liegt auf 2300 m Höhe.

San Mateo Río Hondo

Der kleine Ort erstreckt sich über mehrere Bergrücken. Die Straßen sind meist unbefestigt. Von erschreckend einfachen bis erstaunlich großzügigen Häusern ist alles vertreten. Der Mittelpunkt bildet wie überall in Mexiko die Kirche und der Zócolo.

Die erste Nacht verbringen wir auf der Rancho Los Manzanitos. Sie liegt oberhalb von San Mateo und ist über eine abenteuerliche unbefestigte Straße zu erreichen. Der Blick auf die Nachbargemeinde ist wunderschön. Berni ist indes von der Natur begeistert. Es soll einen Wasserfall geben, den müssen wir morgen untersuchen!

Ein mühsamer Weg

Von San Mateo führt eine unbefestigte Straße zum etwa fünf Kilometer entfernten Wasserfall. Es sind fünf lange Kilometer. Der Weg ist ausgewaschen, rutschig und mit wahnwitzigen Steigungen. Uns begegnen lediglich Tuk Tuks oder Geländequads ATV mit Touristen. 800 m vor dem Wasserfall befindet sich die Zahlstation. Die meisten Tuk Tuks fahren nur bis dahin, der Rest muss gelaufen werden. Denn nun kommt ein besonders steiler Abschnitt. Die Mexikanerin am Kassenhäuschen bietet uns an, auf dem Parkplatz zum Wasserfall übernachten zu können. Offenbar traut sie unserem Postbus die Strecke zu. Wir sagen sofort zu. 

Blüten über Blüten in San Mateo

Und dann tauchen wir in ein Blütenmeer ein. Links und rechts des Weges streiten sich die Blüten um unsere Aufmerksamkeit. Ich bin begeistert und weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen soll. Berni muss den Blick auf den Weg halten, der unseren Postbus an seine Grenzen bringt. Auf dem Grund des Tales plätschern zwei Bäche, die sich kurz nach dem Wasserfall vereinen. Möglicherweise sorgen sie zusätzlich für die lebensnotwendige Feuchtigkeit.

La Cascada – Der Wasserfall

Der Wasserfall liegt auf 1930 Höhenmetern und ist abenteuerlich zu erreichen. In Deutschland wären überall Geländer oder Bereiche abgesperrt. Hier klettern wir über glatte Felsen, kaputte Leitern und ziehen uns an Seilen hoch. Er ist nicht spektakulär, aber Berni meint mit einem kritischen Blick: „Mit einem Wildwasserkajaks nicht zu befahren!“.

Am Abend sitzen wir vor unserem Postbus. Der Wasserfall rauscht im Hintergrund und ein würziger Kräuterduft umgibt uns. Gelbe, violette, rosa und rote Blüten wetteifern mit dem Gelb unseres Postbusses. Wir sind ein Teil dieser Natur und dankbar, dass wir hier sein dürfen.