Glück im Unglück, Hospital Integral de Bacalar, Quintana Roo

Wir sind am Lago Bacalar im gleichnamigen Ort. Vor uns glitzert das türkisblaue Wasser der Lagune. Palmen spenden unserem Bus und uns etwas Schatten. Unser Campingplatz ist ein Balneario – ein Strandbad. Tagsüber. In der Nacht stehen hier ein paar Wohnmobile. So wie wir. Bacalar ist ein Touristenort. Es gibt viele solche Bäder, jede Menge Hotels und Restaurants. Und ein Castillo.

Einmal nicht aufgepasst 

Das ist doch ein schönes Ziel für einen Feierabend Spaziergang, motiviere ich Berni. Unser Nachbar Karsten von Dino Adventure schließt sich uns spontan an. Das Fuerte de San Felipe wurde von den Spaniern zum Schutz vor Piraten errichtet. Es hat einen eigenwilligen Baustil, den ich nicht erfassen kann und zack, übersehe ich eine niedrige Stufe. Durch meinen rechten Knöchel durchfährt ein brennender Schmerz. Ironischerweise gleich neben dem Schild ins Hospital. Aber wer geht schon gerne ins Krankenhaus? Ich vermeide schon in Deutschland jeden Arztbesuch und im Ausland gleich zweimal. Also quäle ich mich durch eine schmerzensreiche Nacht um am nächsten Morgen zähneknirschend mit dem Taxi in das örtliche Krankenhaus zu fahren.

Hospital Integral de Bacalar

Vor dem Krankenhaus sitzen bereits ein paar maskierte Menschen. Berni und ich zücken unsere medizinischen Masken und richten uns auf eine längere Wartezeit ein, aber weit gefehlt. Eine junge Arzthelferin öffnet die Tür und fragt nach unserem Begehr. Ich zeige auf meinen geschwollenen Fuß. Sie nickt und verschwindet wieder. Keine Minute später ist sie wieder da und winkt uns herein. Unsere Hände werden desinfiziert. Ob wir Corana Symptome hätte? Nein? Dann dürfen wir noch einen Moment vor dem Schwesternzimmer warten. Ich schaue Berni ungläubig an. Kein Fiebermessen, keine Tests und keine Frage nach dem Impfstatus? Nicht einmal FFP2 Masken (!). Ich kann es fast nicht glauben. Kurze Zeit später werde ich im Rollstuhl um das Gebäude herum zur Orthopädie geschoben.

Glück im Unglück

Mein Arzt spricht kein Englisch. Aber das macht nichts. Er dreht und wendet meinen Fuß. Dann signalisiert er mir, dass nichts gebrochen ist. Lediglich eine Verstauchung. Glück gehabt. Da hilft eine Injektion, die mir gleich verabreicht wird, außerdem Diclofenac und Paracetamol. Er schreibt alles auf ein Formular und schickt mich zum Haupteingang zurück. Ich bin überrascht: In Deutschland würde ich zur Sicherheit noch geröntgt werden. Außerdem würde ich mit Krücken ausgestattet werden. Und vielleicht noch mit einem speziellen Ruhig-halte-schuh. 

Die Rechnung 

Am Haupteingang angekommen, händige ich der Arzthelferin an der Eingangstür mein Formular aus. Sie bittet mich zusätzlich um meinen Reisepass und verschwindet damit. Wir warten bei den anderen maskierten Menschen. Berni mutmaßt, dass nun die Rechnung geschrieben wird. Und so ist es auch. Zehn Minuten später kommt unsere Krankenschwester wieder. In der Hand hält sie zwei Formulare, je ein Päckchen Diclofenac und Paracetamol und die Rechnung. 200 Pesos. Fast verschämt schaut sie uns an. Das sind umgerechnet 8,40€ (!). Gut, es wurde auch nicht viel gemacht. Aber mal ganz ehrlich, für 8,40€ bekommen wir in Deutschland nicht einmal die Medikamente. 

Das Ergebnis

Inzwischen ist es Abend. Ich habe meine Tabletten brav eingenommen. Mein Fuß ist zwar noch geschwollen und blau, aber er tut längst nicht mehr so weh. Ich bin zuversichtlich, dass ich in ein paar Tagen wieder ohne Schmerzen laufen kann. Aber ich bin auch nachdenklich. Unterschiedlicher könnte die Behandlung im Hospital Integral de Bacalar im Vergleich zu Deutschland kaum sein. Egal wo in Deutschland. Im Ergebnis sind sie vielleicht gleich, aber die Kosten sind um das hundertfache teuerer. Ist es das wirklich wert?