Der Berg mit den magischen Kräften, Peña de Berñal, Querétaro

Er ist kilometerweit zu sehen. Der felsige Gipfel des Berñal.
Wir befinden uns im bergigen Hochland zwischen 1600 und 2700 Höhenmeter westlich von Mexiko City. Es ist Mitte Oktober. Die Regenzeit ist am abklingen. Das bedeutet, dass es alle paar Tage ein wenig regnet. Das, und die Feuchtigkeit der Wochen zuvor, reicht aus um aus jedem Fleckchen Boden neues Leben sprießen zu lassen. Die Bergrücken sind grün, und es riecht nach Kräutern. An den Wegrändern und den Feldern blühen Unmengen an gelben Blumen. Hellblaue Kletterpflanzen vermischen sich mit rotblühenden Sträuchern und rote Geranien wachsen wild zwischen den Mauerritzen. Alles ist überzogen mit einem grünen Flaum. Alles mit einer Ausnahme. 

Ein riesiger Hinkelstein

Von der Ferne sieht es aus, als ob Obelix vom fernen Gallien genau hierhin einen riesigen Hinkelstein geschleudert hätte. Seine 433 m hohe Spitze ragt einsam aus dem umliegenden Bergland. Er fällt auf und er ist ein schönes Fotomotiv. Aber irgendwie lässt er uns nicht los. Was ist das für ein riesiger Felsklotz mitten im Nirgendwo? Wir müssen ihn unbedingt überprüfen.

Estacionamiento El Cumbre PdB Climbers Camp

Das gleichnamige Örtchen Berñal liegt auf hügeligem Grund zu seinen Füßen und auf etwa 2000 Höhenmetern. Unser unser Postbus quält sich kieselgepflasterte Straßen rauf und runter. Das Navigationsgerät schickt uns in Sackgassen oder auf Fußwege. Wie so oft. Wir suchen das Estacionamiento El Cumbre PdB Climbers Camp. Er liegt etwas außerhalb vom Zentrum auf einem Hügel. Estacionamiento bedeutet Parkplatz. Parkplätze sahen wir schon viele. Erstaunlich für so einen kleinen Ort. Der Berg ruft offenbar nicht nur uns. Es hilft nichts, ich muss nach dem Weg fragen. Und siehe da: Wir stehen direkt davor! 

Alexandro führt uns um seinen großen Parkplatz herum zu einem tiefer gelegenen separaten Platz. Visavis von uns stehen Schafe hinter einem Gatter, eine Etage tiefer grast ein Esel mit seinem Fohlen und vor uns erhebt sich der mächtige Felsen. Das ist toll. Außerdem sind wir allein. Ein Wanderweg mit Aussichtspunkten führt auf den Peña de Berñal. Wir schnüren die Wanderstiefel und los geht es!

Peña de Berñal

Der Peña de Berñal ist 8,7 Millionen Jahre alt und soll der größte Monolith der Welt sein. An seinem Fuß befindet sich ein Zahlhäuschen. Der Eintritt ( umgerechnet 1,50 €) dient dem Unterhalt der Wanderwege. Und dann geht es steil bergauf. Treppenstufen aus groben Felsmaterial helfen, wenn es gar zu abenteuerlich wird. Berni und ich kämpfen uns Meter um Meter hoch. Wo ist nur unsere Kondition geblieben? Unser Herz rast und die erste Schicht Kleidung wird ausgezogen. Nach etwa einer Stunde erreichen wir das vorläufige Ende. Von hier oben hat man eine beeindruckende Übersicht. 

Riskant

Aber noch besser ist es ein Stückchen höher. An den Ausgangspunkt für die Kletterer. Denn die letzten 120 Höhenmeter zum Gipfel sind blanke, steile Felswände. Berni und ich schauen uns an. Wir können noch etwa fünfzig Höhenmeter weiter auf einen abgesplitterten Felsen. Ohne Stufen. Zum Teil mit Seilhilfen. Die meisten Besucher kehren hier um. Sie sind zum größten Teil mit Turnschuhen hier. Aber wir haben unsere Wanderschuhe an! 
Was soll ich sagen? Es ist machbar. Nur einmal schlug ich vor, hier auf Berni zu warten. Es stellte sich aber dann als die schwerste Stelle heraus. Oben wurden wir mit einer wunderbaren dreiviertel Umsicht belohnt.

Berñal, der Berg mit den magischen Kräften

Der Aufstieg ist etwas für das Herz, der Abstieg für die Knie. Berni und ich vergasen etwas zu trinken mit auf die Wanderung zu nehmen. Wie schön wäre es nach dem Abenteuer auf dem Marktplatz ein Eis zu essen oder etwas zu trinken? Von oben konnten wir gut die Kirche San Sebastián erkennen. Es führt ein breiter kieselgepflasterte Weg hinab ins Zentrum der kleinen Stadt mit etwa 4000 Einwohnern. Links und rechts sind Verkaufsstände aufgebaut. Hier werden Unmengen an Touristen erwartet. Wir erfahren bald wieso. Dem Felsen werden magische Kräfte nachgesagt und er soll ein langes Leben verleihen. Zur Tagundnachtgleiche finden sich hier Menschen aus aller Welt ein um sich mit neuer Energie aufladen zu lassen! 
Heute ist indes nicht viel los. Wir stärken uns auf dem Marktplatz und treten dann den Rückweg an. Es geht, wie soll es anders, sein: berauf!