David Thompson Corridor, Alberta

Die Räder unseres Postbusses drehen durch. Wir rutschen den mühsam erklommenen Hang rückwärts wieder runter. „Das schaffen wir nicht…“, sagt Berni resigniert.

Ich schaue ihn an. Berni gibt normalerweise nicht so leicht auf. „Ach was …“, versuche ich ihn zu motivieren, „ein Versuch geht noch!“ Und denke mir: Geht nicht gibts nicht …

Der Jasper NP ist großartig, aber aufgrund des Schnees sind nur wenige Trails begehbar. Überall leuchtet uns ein rotes Closed entgegen. Dabei hätte ich gegen eine Schneewanderung nichts einzuwenden. Wir entscheiden uns zu einerm Abstecher in den David Thompson Corridor. Er liegt auf etwa 1300 m und somit haarscharf an der Schneegrenze. Vielleicht haben wir Glück. Außerdem suchen wir einen schönen Übernachtungsplatz. Vielleicht eine Recreation Site am Fluß. Mitten in dieser grandiosen Natur. Wir sind inzwischen verwöhnt. Man biegt von der Icefield Parkway Road auf den Hwy 11 Richtung Rocky Mountain House ab und ist in einer vom Tourismus vergessenen Bergwelt.

David Thompson Corridor

Das Tal ist breiter und offener. Der häufig starke Wind verhindert, dass sich der Neuschnee auf der Talsohle festsetzen kann. Wildtiere wie Rehe, Wildpferde, Longhorns oder Bergziegen finden hier auch im Winter noch etwas zu fressen. Wir finden indes bald unseren Traumplatz. In Canada gibt es public land, das kostenlos von der Bevölkerung zum Fischen, Campen oder Relaxen genutzt werden kann. Häufig führt eine holprige Sand- oder Schotterpiste zu einem See oder Fluß. In unserem Fall ist es der Saskatchewan River. Für die Pickups oder Buggys der Landbevölkerung kein Problem, ein Wohnmobil kann sich jedoch nicht hierhin wagen. Zahlreiche Feuerstellen bezeugen, dass der Platz genutzt wird. Wir sind allein. Das ist es, was Canada ausmacht. Diese Stille. Diese Weite. Dieses Eins-sein mit der Natur.

Die Siffleur Falls

Wir haben Glück. Der 8 km lange Trail zu den Siffleur Falls ist open. Vielleicht, weil er ohne Schnee startet? Nach den ersten 2 km passieren wir die Schneegrenze. Wie war das doch gleich mit der Schneewanderung? Es geht stampfend und rutschend den Berg hinauf. Plötzlich öffnet sich der Wald und gibt den Blick in einen steilen und tiefen Canyon preis. Das Wasser hat ganze Arbeit geleistet. Tief unter uns leuchtet es grünlich und klasklar. Auch Bernis Augen leuchten. Als Wildwasserfahrer kommt er ins Schwärmen.

Eingeschneit

In der Nacht hat es geschneit. 5-7 cm Neuschnee liegen auf dem Postbus und … wo ist eigentlich der Weg? Berni steckt die Strecke zum Hwy 11 zu Fuß ab. Inzwischen hat die Sonne den Schnee angetaut. Alles ist vermatscht.

Nun also der letzte Versuch. Das Fleckchen Erde auf dem unser Postbus die Nacht über stand, ist ohne Schnee. Das nutzt Berni aus um Schwung zu holen. -Ohne- kommen wir den Hang nicht hinauf. Und tatsächlich. Die Räder greifen. Mühsam kämpft sich der Postbully Zentimeter um Zentimeter nach oben.  Was für eine Leistung! Absolut geländegängig. Unser alter Postbus …