Ankunft Mexiko

Ankunft Flughafen

Wir merken es sofort. Es gibt einen Weltmeister in Bürokratie: Mexiko. Nach der Landung geht es zuerst zur Passkontrolle. Wir kennen sie alle, die Labyrinthe vor den Schaltern. Frei nach dem Motto: Wie schaffe ich es möglichst viele Menschen auf kleinster Fläche zusammenzustellen ohne dass sie sich gegenseitig umbringen. Das funktioniert auch in Corona Zeiten. Von Abstandhalten kann keine Rede sein. Aber jeder trägt brav seine Maske. Es geht im Schneckentempo voran. 

Wo ist unser Hund?

Danach sprinten wir zu Gepäckausgabestelle. Vielleicht ist unserHund schon da? Ist er nicht. Ich stelle mich schon einmal bei der Veterinärkontrolle an, Berni  kümmert sich um unser Gepäck. Und dann heißt es warten. Irgendwann höre ich ein Bellen, das meinen Herzschlag beschleunigen lässt. Wenn das nicht unser Hund ist? Ich suche hektisch die Halle ab. Und da steht er. Also sein Wohnzimmer. Neben den Förderbändern für das Gepäck. Ein Häufchen Elend sitzt darin und bellt. Ein Angestellter hilft mir seine riesige Box auf einen Wagen zu hieven. Zurück zum Schalter. Dort heißt es warten. Unser Vorgänger hat seine Hunde nicht vorschriftsgemäß von Parasiten befreien lassen. Das ist ein Problem. Die Tiere dürfen nicht den Flughafen verlassen. Ein Tierarzt muss her, aber der Besitzer ist ein Deutscher, der kein Wort spanisch spricht. Die Angestellte spricht wiederum kein Wort Deutsch. Entnervt schiebt sie ihm das Telefonbuch von Mexiko City über die Anmeldung. Soll er doch einen Tierarzt beauftragen. Das hilft nur bedingt. Immerhin wendet sie sich nun uns zu. Bei uns ist alles in Ordnung. Trotzdem dauert es ewig. Vielleicht übersetzt sie mit Google Übersetzer unser englisches Gesundheitszeugnis?! Eigentlich werden wir von unserer Zimmervermieterin abgeholt, aber das können wir vergessen. Und tatsächlich erwartet uns nach gefühlten Stunden niemand mehr in der Ankunftshalle. 

Allein in der Ankunftshalle

Dafür stürzen sich diverse Gepäckträger auf uns. Mit ihrer Hilfe schaffen wir es wenigstens den richtigen Ausgang aus dem Flughafengebäude zu wählen. Unsere Unterkunft ist etwa fünf Gehminuten vom Flughafen entfernt. Es ist inzwischen stockdunkel, laut und unübersichtlich. Leider können wir den Gepäckwagen nicht aus den Flughafenkomplex entfernen und so schleppen wir uns mit Johnnys Wohnzimmer und unseren Reiseteilen zum Hotel. Es ist ein mexikanisches Hotel. Hostal trifft es besser. Vielleicht sogar noch eine Kategorie weniger. Der Besitzer schaut uns etwas betreten an. Unser Zimmer wird gerade renoviert. Er zeigt auf seine farbverschmierten Finger. Wir müssen mit einem anderen Zimmer vorlieb nehmen oder etwas anderes suchen. Das andere Zimmer ist winzig. Aber was soll’s. Wir sind nur zum Schafen hier.

Mietwagen

Am nächsten Morgen hat Berni Geburtstag. Wir frühstücken im Bett (mehr Platz gibt es nicht). Statt Kaffee gibt es einen Becher Wasser (wir haben noch keine Euros umtauschen können) und teilen uns den letzten Schokoladenriegel vom Flugzeug. Dann fühlen wir uns soweit gestärkt, dass wir es mit der lauten und hektischen Welt da draußen aufnehmen können. Wir müssen uns um unseren reservierten Mietwagen kümmern. Das sollte schnell gehen, es fehlt lediglich die Abbuchung über die Kreditkarte. Weit gefehlt. Denn wir sind in Mexiko. Das dauert und dauert.

Abenteuer Autobahn

Inzwischen sind wir auf dem Weg nach Veracruz. Wir benutzen eine kostenpflichtige Autobahn. Das soll uns eine reibungslose Fahrt garantieren. Tut es auch zwei Stunden lang. Dann passiert etwas. Was konnten wir nicht sehen, aber es kommt zu einem völligen Stillstand. Wie aus dem Nichts erscheinen Straßenverkäufer, die bocadillos anbieten. Das sind belegte Brötchen. Mit was belegt? Wissen wir nicht. Aber wir haben Hunger. Wir kaufen zwei Brötchen für umgerechnet 1,4 € und lassen uns überraschen. Das Brötchen ist datschig, aber zwischen den Hälften befinden sich: Eine hauchdünne Scheibe frittiertes Irgendwas, darunter Kraut und Karotten geraspelt, sowie eine uns unbekannte weiße Creme. Summa summarum: Köstlich! 

 Inzwischen sind die männlichen Autofahrer ausgestiegen um gestenreich zu fachsimpelten, was in dieser ausweglosen Situation zu machen sei. Bis einer von ihnen eine Idee hat: Warum nicht die Böschung hinunterzufahren und auf dem landwirtschaftlichen Weg zur nächsten Straße zu fahren? Den Stau also zu umfahren. Nichts leichter wie das! Die Nachricht verbreitet sich im Lauffeuer. Überall fangen die Autos an zu drehen um an diesem Nadelöhr, der einzigen relativ flachen Stelle, der Warterei zu entgehen. Das Nadelöhr liegt unmittelbar vor uns. Also nichts wie durch. Berni ist ein super Autofahrer. Und der Mietwagen? Ein Geländewagenverschnitt! Der braucht das! Ach, wie sind die Mexikaner erfrischend unkompliziert. Oder vielleicht doch eher unüberlegt? Wir brauchen zwei Stunden um wieder auf die Autobahn zu gelangen und bekommen einen ungewollten Einblick in  mexikanisches dörfliches Leben. Zwei Stunden um etwa acht Kilometer Autobahn zu umfahren.

Im Moment stehen wir wieder im Stau. Ich halte es für überholt zu behaupten, die Mexikaner könnten sich die Gebühren nicht leisten. Die Autobahn führt über ein Gebirge. Ein Lastwagen nach dem andern quält sich die Pässe hoch. Es stinkt und ist laut. Berni ist mit den Nerven am Ende. Die Sonne scheint und es hat 24 Grad. Da wäre es am Meer viel schöner….