Am Seil, NP Sierra de Organos, Zacatecas

Ich hänge an einen Seil an einer Steilwand der Sierra de Organos. Ohne Sicherheitsvorkehrungen. Die Landschaft um mich herum besteht aus riesigen Steinsäulen und Steinpilzen. Wir sind an der höchsten Stelle eines ganzen Massives.  Es ist das dritte Mal, dass ich an dieser Steilwand hänge. Sie ist etwa 20-30 Meter hoch. Unser Weg führt über diesen Abgrund. Inzwischen sollte ich geübt sein. Bin ich aber nicht. Mein Herz klopft.

Der National Park Sierra de Oganos

Berni und ich bekamen den Tipp von Reisegefährten. Ein Must-do, wenn man in der Gegend ist. Und sie haben recht. Wir dürfen im Nationalpark Sierra de Organos übernachten, das ist toll, so können wir zeitig zu einer Wanderung aufbrechen. Es gibt vier ausgeschilderte Wege, die von jeweils vier kleinen Campgrounds abgehen. Wir freuen uns. Am Abend leuchten die Berge in der untergehenden Sonne.  Wir sind die einzigen Übernachtungsgäste im gesamten Park. Es ist still und friedlich. Ein paar Adler kreisen um die Gipfel. Der Agilla real ist hier zuhause.

Camino 4 „El Copa“- Erster Versuch

Berni und ich stehen mit dem Postbus auf dem Campamiento 4. Hier bekommen wir morgens gleich Sonne. Das ist wichtig, weil die Nächte bitterkalt sind. Wir nutzen sozusagen die natürliche Solarheizung. Nach dem Frühstück starten wir sogleich zu unserer ersten Wanderung. Wir laufen sie „verkehrt herum“, da das Morgenlicht zum Fotografieren besser steht. Der Weg geht zügig bergauf. Bald klettern wir um Felsen und Bäume. Er ist anspruchsvoll. Ohne unsere Wanderschuhe wären wir verloren. Auf den Zinnen werden wir allerdings mit einer phantastischen Aussicht belohnt. Es hat sich gelohnt.

 Endestation Höhle

Nun gilt es den weiteren Weg zu finden. Berni deutet auf ein Seil, das in einen Abgrund hängt. „Oh, nein…“, ich schaue ihn an, „ohne mich!“. Er zuckt mit den Achseln. Es gibt keinen anderen Weg. Also seilen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes ab. Ging doch! War gar nicht so schwer. Jetzt, wo die schwierige Stelle hinter mir liegt. Unser Weg führt uns in eine Höhle. Und endete dort.

Was nun? Umkehren und die Steilwand wieder hinauf! Das darf doch nicht wahr sein! Einmal Risiko, das reicht! Es hilft alles nichts. Eine Alternative finden wir nicht. Oben angekommen, müssen wir denselben Weg bergab gehen. Das ist schade. Aber es sind Steilhänge mit losem Gestein und Dornenbüsche um uns herum. Sicherheit geht vor.
Wir sind neugierig auf die anderen Wanderwege. Werden Sie uns wieder in ein Abenteuer schicken? Wir bleiben fünf Tage. JedenTag starten wir zu neuen Ausflügen. 

Wanderwege

Camino 3 „El campanario“ ist hervorragend ausgebaut und beschildert. Landschaftlich ist das die schönste Tour.

Camino 2 „La procesión“ führt entlang eines Flussbettes.

Camino 1 „La Virgen“ startet mit einer weißen Madonna im Felsen. Sie ist es auch, die uns zum Schluss den Weg weißt. Denn wir finden auch hier den richtigen Pfad nicht mehr. Diese Strecke wird selten begangen und ist stellenweise nur noch rudimentär vorhanden.

Camino 4 „La Copa“ – zweiter Versuch

Berni und ich geben nicht so schnell auf. Wir beschließen den Camino 4 in die „richtige“ Richtung noch einmal zu laufen. Vielleicht haben wir etwas übersehen? Der Weg beginnt gut ausgebaut und beschildert. Wir sind zuversichtlich. Nach einen steilen Anstieg landen wir vor einer Absperrung. Ab hier ist die Tour nur mit einem Guide erlaubt. Jetzt wird mir einiges klar! Was tun? Vom Weg unter uns hören wir Stimmen. Vielleicht können wir uns anschließen?

Ein Höhlenabenteuer

Eine junge Führerin mit einer Minigruppe bestehend aus Vater, Tochter und deren Freund erscheinen. Wir sahen die Familie schon auf dem Parkplatz auf jemanden warten. Nun wissen wir auf wen. Papa Carlos lädt uns sofort ein, seine Familie zu begleiten.
Bald erreichen wir eine Höhle. Der Weg führt mitten hindurch! Nie wären wir auf den Gedanken gekommen uns durch die Felsspalten in der Tiefe zu quetschen. Es ist dunkel und eng. Felsen müssen erklettert werden. Ich fühle mit den Füßen die losen Steine unter mir. Wir kriechen im Schein der Handylampen vorwärts. Was für ein Abenteuer. Ohne die Erfahrung unserer Führerin wären wir verloren. Sie zeigt uns die Abgründe und Löcher. Durch einen Spalt sehe ich Licht. Wir landen in einer weiteren Höhle! Es ist die Höhle, die Berni und ich ein paar Tage zuvor erreichten. Und den weiteren Weg nicht fanden… !

 Nun hänge ich zum dritten Mal an diesem Seil! Ich weiß, dort oben ist eine fantastische Aussicht. Und es sind nur noch ein paar Schritte…