Marisela, La Trinidad, Tlaxcala

Der Postbus ist repariert. Nun steht unserer Weiterfahrt nichts im Wege. Berni und ich nehmen Abschied von dem Rudel Hunde, die wir die letzten Tage im La Trinidad fütterten. Unsere kleine Lieblingshündin bekommt noch einen kleinen Nachschlag, bevor wir uns auf den Weg machen. Es fällt mir schwer sie zurückzulassen. Ich seufze und blicke in den Rückspiegel. „Marisela“, so habe ich sie genannt, blickt uns unschlüssig hinterher. Soll sie das Futter stehen lassen und uns hinterherrennen?

Wir nennen sie Marisela

Seit zehn Tagen begleitet sie uns auf Schritt und Tritt. Vor ein paar Tagen verließen wir zu Fuß das weitläufige Gelände von La Trinidad um den Marktplatz des nahen Städtchens zu besichtigen. Marisela begleitete uns wie stets. Dabei stellten wir fest, dass sie im Gegensatz zu den meisten Straßenhunden die Straßenverkehrsordnung nicht kennt. Die kleine Hündin lief grundsätzlich mitten auf der Straße und ich starb 1000 Tode. Der Ausflug gestaltete sich so dramatisch, dass wir es uns nicht mehr getrauten das Anwesen zu Fuß zu verlassen. Wir warteten schon ein paar Tage auf das Ersatzteil für unseren Bus und Berni wurde etwas langweilig.

Die Feriensportanlage La Trinidad

Aber das La Trinidad hat genug zu bieten. Am Vormittag schwimme ich in einem der Außenschwimmbecken, während Berni und Marisela auf einer Bank warten. Manchmal gönnen wir uns am Kiosk eine Torta. Man sitzt dort sehr schön mit Blick auf den Vulkan Malinche und mit Blick auf die Hündin zu unseren Füßen. Am Abend ziehe ich noch ein paar Runden im Hallenbad. Und auch hier wartet das Hündchen treu und ergeben vor der Tür.

Maisela

Marisela ist keine Schönheit. Ein Jack Russel Verschnitt trifft es am ehesten. Ihr Kopf ist braun und schwarz, der Körper schwarz mit weiß. Sie ist vierzig Zentimeter hoch und hat wirklich dünne Beinchen. Wo ihr Schwanz geblieben ist, weiß niemand. Vielleicht wurde abgebissen. Vielen Hunden fehlt der Schwanz. Es können nicht alle Hunde ausgebüxte Jagdhunde sein. Ihr Fell ist kurz und staubig. Außerdem hat sie Flöhe, wie alle Hunde hier. Ich schätze sie auf ein Jahr, vielleicht sogar weniger. Sie ist sehr schlank, aber nicht abgemagert. Ein kleiner Hund braucht nicht viel. Ich habe sie beobachtet wie sie blitzschnell Insekten fängt. Wieviele Eidechsen, Fliegen und Schmetterlinge braucht so ein kleiner Hund um satt zu werden?

Marisela und die Hunde im La Trinidad

Marisela ist die Art Hund, die ich mir niemals aussuchen würde. Viel zu klein. Aber das spielt keine Rolle, denn sie hat uns ausgesucht. Wegen ihr kauften wir Hundefutter und fütterten sie zwei- bis dreimal täglich. Selbstredend bewacht sie als Gegenleistung unseren Bus. Das ist nicht so einfach. Denn inzwischen haben die ebenfalls herrenlosen und hungrigen Hunde im La Trinidad uns als Futterquelle entdeckt. Das Ferienzentrum ist sehr gepflegt und sieht die Hunde nicht gerne. Aber überall, wo Menschen in Mexiko zusammenkommen, hinterlassen sie Müll. Der wenigste landet im Mülleimer. Wir beobachteten wie der Kioskangestellte eine Mülltüte in einen Graben hinter dem Haus entsorgte. Das zieht die Hunde an. Sie bilden im Park eigene Rudel und leben im Unterholz. 

Für und wider

Berni und ich diskutierten lange. Nach dem Tod unseres geliebten Hundes Johnny wollen wir keinen Hund mehr. Nicht solange wir im Postbus unterwegs sind. Die Temperaturen in Mexiko sind zu hoch und der Bus hat keine Klimaanlage. Wenn wir eine Ausgrabungsstätte oder eine Stadt besichtigen, muss der Hund im Auto bleiben. Schon das Einkaufen wird zum Stress, wenn er im Auto wartet. Jeder Grenzübergang erfordert spezielle Einreisepapiere für den Hund. Dann kommt die Belastung für den Hund im Flugzeug hinzu. Und was erwartet das Hündchen in Deutschland? Ein Leben an der Leine. 

Ich schaue in den Rückspiegel. Marisela widmet sich dem Fressen. Gott sei Dank.