Der Somoto Canyon, El Río Coco, Nicaragua

Ich hänge mit dem Gesäß in einem Lastwagenschlauch. Meine Füße habe ich unter Bernis Schlauch untergehakt, der von einem jungen Nicaraguaner durch den wundervollen Somoto Canyon gezogen wird. „Euer Guide mag kein Wasser!“, hat er uns zuvor erklärt und übernahm fortan die Führung. Wie eine kleine Karawane zieht er uns schwimmend durch das Wasser. Mir ist das peinlich. 

Somoto Canyon

Der an der Grenze zu Honduras gelegene Somoto Canyon wurde erst 2004 offiziell erschlossen und für den Tourismus entdeckt. Der längste Fluss Nicaraguas, der Rio Coco, grub sich seinen Weg über Jahrhunderte in die umliegenden Berge.

Canyoing-Touren

Heute ist der Canyon bekannt für seine Canyoing-Touren (Schluchtentouren). Vier Touren werden angeboten, doch für mich kommt lediglich die kürzeste Variante infrage. Denn seit gut drei Wochen trage ich meine linke Hand in einem Gips. Schwimmen und Reiten sind nicht möglich.

Die 3,5 Stunden Tour

Unser Abenteuer beginnt mit einem Spaziergang über das steinige Flussbett zu einer Bootsanlegestelle für Ruderboote. Die runden Steine sind grob und wir rutschen mit unseren Badesandalen von einer Mulde in die nächste. Berni und ich sind heute Morgen die einzigen Touristen. 
Mit dem Ruderboot gleiten wir etwa eine Viertelstunde durch den Canyon, dann wird es zu eng. Mit Schwimmwesten ausgerüstet können die Touristen von hier ab durch den Canyon schwimmen oder einen Tube (LKW-Schlauch) benutzen. Es sind etwa 500 Meter (einfach) zurückzulegen. Wie gerne würde ich die erste Möglichkeit wählen, denn ich liebe Wasser! Aber ich bin froh, dass es für mich überhaupt eine Möglichkeit gibt, das Naturwunder zu sehen!

Tubing (Im Reifen durch das Wasser)

„Sind wir sehr schwer?“, frage ich unseren jungen Nicaraguaner. Er schwimmt mit einer Hand und zieht uns hinter sich her. Ich kann seine kräftigen Beinschläge im Wasser spüren. „Nein“, lacht er, „manchmal ziehe ich über zwanzig Reifen durch den Canyon!“. Whow! Das muss aus der Luft wie eine bunte Raupe aussehen!

Unterwegs bekommen die Touristen die Möglichkeit, von verschiedenen Höhen ins Wasser zu springen. Der besondere Kick ist ein zehn Meter Sprung. Unser Guide schaut Berni fragend an. Aber mein Mann hängt gemütlich in seinem Reifen und winkt ab.

Zurück geht die Tour auf dem umgekehrten Weg: Tubing, Bootsfahrt und Spazierweg zum Ausgangsort. Es war ein schöner Vormittag und ich bin froh, dass ich trotz Gips Berni begleiten konnte!