Und wieder überqueren wir eine Grenze. Diesmal nach Nicaragua. Wir bereiten uns gewissenhaft darauf vor, denn die iOverlander App ist gespickt von negativen Einträgen. Wir nutzen diese App für die Übernachtungsmöglichkeiten und für Infos jeglicher Art. Unser Postbus erhält kurz vor der Grenze noch eine Autowäsche und wir übernachten auf einem Parkplatz für LKWs direkt vor der Grenze Guasaule. Ruhig ist das nicht. Aber wir wollen möglichst früh aufbrechen.
Ausreise Honduras
Um 8:15 Uhr stehen wir am honduranischen Schalter, um unsere Pässe auszustempeln und unser honduranisches TIP (Aufenthalt für unser Auto) zu canceln. Letzteres geht ganz schnell: Die Grenzbeamtin zerreißt das Dokument! Keine zehn Minuten später rollen wir über die Brücke nach Nicaragua.
Einreise Nicaragua
Dummerweise entleert sich vor uns ein Reisebus. Wir stehen schon eine geraume Zeit vor dem Schalter zum Wiedereinstempeln an, bis uns eine freundliche Grenzbeamtin herausfischt, um uns in einen anderen Raum zu schicken. Offenbar stehen wir falsch an. Es ist nicht mehr nachzuvollziehen was wer von uns wollte. Wir bekommen allerlei Zettelchen ausgehändigt und müssen verschiedene Gebühren in US $ entrichten. Dann soll der Postbus untersucht werden. Es wurde auch Zeit, denn im Gebäude herrschen dank der Klimaanlage -eisige- Temperaturen.
Hightech an der Grenze Guasaule
Draußen empfängt uns eine Gluthitze. „Keine Koffer?“, fragt der junge Mann. Ich zeige ihm unsere Schränke und Kisten. Er wirkt ein bisschen enttäuscht. Normalerweise kommen die Touristen mit Koffern. Diese werden wie auf einem Flughafen mittels riesiger Scanner durchleuchtet. Hightech in Nicaragua. „Eine Drohne?“, fragt er. Die Frage habe ich erwartet. Unsere iOverlander App warnte uns bereits: Drohnen werden ohne Wenn und Aber konfisziert. „Nein!“, antworte ich, „Wir sind für YouTube zu alt!“. Er lacht. Das war’s. Der Postbus ist durch seinen Check. Wir sind vertrauenswürdig. Es gibt nämlich auch Scanner für ganze Fahrzeuge. Dort quälen sich die Lastwagen durch.
Ein Systemzusammenbruch
Wir werden wieder zur anfänglichen Schlange zurückgesendet. Die Insassen des Busses stehen immer noch da. Es tut sich nichts. Während der nächsten Stunden frage ich mich, ob Hightech uns wirklich hilft oder eher behindert. Letztendlich füllen alle Wartenden ein Formular mit ihren Daten aus und die Registrierung funktioniert, wie sie früher immer ging: Manuel. Nach fünf Stunden verlassen wir völlig gerädert die Grenze. Eine Autoversicherung schließen wir kurz nach der Grenze Guasaule ab. Sie ist verpflichtend.
Ein Feuerlöscher muss her
Doch wir sind noch nicht am Ende. An der Grenze erfahren wir, dass wir einen Feuerlöscher mitführen müssen. Sonst gibt es bei einer Kontrolle einen saftigen Strafzettel. Eine Polizeieinheit erwartet uns laut unserer klugen lOverlander App in etwa zehn Kilometer Entfernung. Die hiesige (und korrupte) Polizei wartet nur auf solche Gelegenheiten. Üblicherweise ziehen sie den Führerschein ein, und es kostet sehr viel Geld, ihn wieder auszulösen. Doch wo bekommen wir nur einen Feuerlöscher her? Letztendlich können wir ihn in einem Eisenwarenladen in 5,7 Kilometer Entfernung finden. Das war knapp!
Keine Polizeikontrolle sondern ein Plattfuß
Nervös fahren wir Richtung Pazifik. Es ist so heiß, dass uns der Schweiß in Strömen über das Gesicht läuft. So wörtlich war Bernis Wunsch nach Wärme nicht gemeint! Wir suchen die Straßengräben nach Polizeiautos ab. Keine! Sie sind heute nicht da! Was für ein Glück.
Berni biegt zum Balneario Campusano ab. Ein Bad tut uns sicher gut und wir können dort übernachten. Plötzlich hören wir ein lautes Pfiiii. Während ich noch rätsele, was das war, erkennt Berni sofort: „Das war unser Hinterreifen. Wir haben einen Plattfuß!“. Was? Meine Gedanken überschlagen sich. Ich denke, einen Feuerlöscher zu finden, war das kleinere Problem. Wo bekommen wir nur einen neuen Reifen her? Wir befinden uns irgendwo im nirgendwo! Und unser Postbus benötigt spezielle Reifen!