Grenzen zu überwinden, sind in jeglicher Hinsicht unangenehm. Denn wir verlassen einen Zustand, mit dem wir uns arrangiert haben und wissen nicht, was uns nun erwartet. Das gilt für jeden Neuanfang.
Grenzvorbereitungen
- Obst, Gemüse, Alkohol
Vor der Überschreitung einer Ländergrenze sind Berni und ich immer angespannt. Wir bereiten uns entsprechend darauf vor, denn wir wollen keine unnötigen Komplikationen. Am Morgen sortiert Berni alle Früchte, Gemüse, Wurst und Alkohol in die Luken unseres Kajaks. Diese Lebensmittel sind in der Regel bei der Einfuhr verboten. Obwohl der Postbus schon etliche Male inspiziert wurde, schaute noch niemand in unser Kajak auf dem Dach. Es wird wohl registriert, aber nicht als Stauraum in Betracht gezogen.
- Ein guter Eindruck
Dann wird der Postbus auf Vordermann gebracht. In seinem Inneren ist alles tipptopp aufgeräumt und sauber. Manchmal erhält er noch eine äußere Reinigung an einer Tankstelle. Diesmal begnügen wir uns mit einem obligatorischen Fensterputzen. Die letzten zwei Tage regnete es den Staub von seinem Gehäuse. Daher sehen wir keine Notwendigkeit. Wir befinden uns, Mitte November, in den Ausläufern der Regenzeit.
- Sympathische Ausstrahlung
Als Nächstes kleiden wir uns hübsch an. Nicht übertrieben, wir gehen schließlich nicht auf eine Abendveranstaltung, aber wir wollen damit unseren Respekt gegenüber dem Grenzpersonal zum Ausdruck bringen. Ich entscheide mich für meinen selbstgenähten grün gemusterten Rock mit weißem T-Shirt, Berni geht im Partnerlook mit grünem T-Shirt und blauer kurzer Hose.
- Dokumente kopieren und Bargeld
In einem Copy-Shop kopieren wir die Vorderseite unseres Passes, Bernis Führerschein, die Zulassung für unseren Postbus, sowie das TIP (die Aufenthaltsgenehmigung für unseren Postbus) von Guatemala je acht mal. Das sollte für die nächsten Grenzübergänge reichen. Zwar gibt es an jeder Grenze Copy Shops, denn das ist ein gutes Geschäft, ich möchte aber nicht im Stress und Durcheinander an der Grenze ein Originaldokument verlieren. Beruhigend wäre der Gedanke ein paar Lempiras (Währung in Honduras) im Geldbeutel zu haben, aber es war uns nicht möglich in Guatemala Geld zu wechseln. Das ist nicht schlimm, denn in der Regel kann man auch in der Währung des Landes, aus dem man kommt oder per Kreditkarte entsprechende Gebühren begleichen.
Gut vorbereitet
Wir sind angespannt, aber guten Mutes als wir die Grenze El Florido erreichen. Ein Grenzbeamter weist uns einen Platz in Front eines weißen Gebäudes zu. Wir müssen unsere Pässe aus- und wieder einstempeln lassen. Schalter eins ist fürs Ausstempeln des Reisepasses aus Guatemala, Schalter zwei bis vier sind fürs Einstempeln nach Honduras zuständig. Das ist ungewöhnlich. Oft liegt ein Streifen Niemandsland dazwischen.
Es geht weiter schön im Kreis
Schalter fünf bis sieben beschäftigen sich mit dem Pausieren oder Auflösen eines TIP aus Guatemala während Schalter acht unser neues TIP bearbeitet. Wir benötigen jeweils drei unserer vorab organisierten Kopien, sowie drei neue Kopien von Bernis neu gestempelten Reisepass. Dazu müssen wir zum rosa Mini-Tienda (Einkaufsladen) über die Straße laufen. Die Beamten übertragen jede Winzigkeit in ihren Computer, was entsprechende Zeit in Anspruch nimmt. Nach zwei Stunden sind alle Dokumente fertig und wir dürfen beim Grenzbeamten vor Ort unsere 800 HNL (etwa dreißig Euro) für das TIP bezahlen.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …!
Auch das ist ungewöhnlich. Normalerweise muss das Geld bei einer Bank eingezahlt werden und nur der Bankbeleg wird vorgelegt. Entsprechend verwirrt ist der Besitzer des rosa Tiendas bei dem wir unsere Quetzal (Guatemaltekische Währung) in Lempiras wechseln. Auch der Preis macht ihn stutzig, üblich sind 900 HNL. … . Uns ist es gleich! Wir verlassen glücklich die Grenze. Ich denke an den Grenzübergang von Mexiko nach Guatemala vor einem Jahr. Es geht so einfach, wenn man zusammenarbeitet!
Erster Eindruck Honduras
Die Straße führt uns über diverse Hügel ins etwa zehn Kilometer entfernte Copán. Landschaftlich ändert sich zu Guatemala kaum etwas. Die Natur ist unglaublich üppig und grün. Regenwald links und rechts der Straße. Auch das Städtchen unterscheidet sich an Niveau und Zustand nicht von Guatemala. Es sind die Menschen. Offenbar verirren sich nicht viele große blonde Touristen hierhin. Ich werde bestaunt. Man versucht durch ein paar Brocken englisch mit uns ins Gespräch zu kommen. Die Zurückhaltung der Maya findet in Honduras wohl ihr Ende. Ich bin gespannt.