Das Cabo Blanco Naturschutzgebiet, Costa Rica

Ich kann nicht mehr! Der Schweiß fließt mir in Strömen über meinen Körper. Ich habe es aufgegeben, ihn wegzuwischen. Berni wandert oben-ohne. Ich trage inzwischen mein Bikini-Oberteil und einen Baderock. Wie übrigens alle jungen Mädchen, denen wir auf dem 10 Kilometer langen Wanderweg durch den Cabo Blanco Naturschutzgebiet begegnen. Die Älteren (zu denen wir zählen) tragen vorschriftsgemäß lange Hosen und Hemden. Wie machen die das bloß?

Das Cabo Blanco Naturschutzgebiet

Wir befinden uns an der südlichen Spitze der Nicoya Halbinsel. Das Cabo Blanco Naturschutzgebiet wurde 1963 gegründet und ist der älteste Nationalpark in Costa Rica. Er umfasst 1270 Hektar meist tropischer Wald. Zusätzliche 1,790 Hektar beinhaltet die Küste und Meeresgebiet. Es gibt drei Wanderwege, um das Naturschutzgebiet hautnah zu erleben: Einen zwei Kilometer langen Rundweg, einen ein Kilometer langen (Senioren-) Weg und eine zehn Kilometer lange Wanderung bis zum Cabo Blanco (Weißes Cap).

Wandern im Cabo Blanco Naturschutzgebiet

Es ist etwa neun Uhr, als wir das Naturschutzgebiet betreten. Der Ranger weist uns kurz in die verschiedenen Wandermöglichkeiten ein. Wir beabsichtigen den zehn Kilometer langen Weg zu laufen. Zehn Kilometer? Was sind das schon. „Viel“, meint der Ranger, denn es geht immer wieder steil bergauf und bergab. Der Weg ist unbefestigt und könnte rutschig sein. Er begutachtet unsere Wanderschuhe. Wir sollten mit der doppelten Zeit rechnen. Ist genügend Wasser dabei? Ja.

Tropisch schwül

Im Wald stellen wir schnell fest, dass es schwül warm ist. „Heiß“ trifft es besser. Denn nach dem „Einlaufen“ wird der Pfad immer unwegsamer und die Steigungen immer krasser. Da helfen auch keine Betonsteine, die sich inzwischen selbstständig gemacht haben. Sie sollen die Steigungen abfangen. Berni sucht den Wald nach Tieren ab. In den Gipfeln finden wir unsere Freunde, die Brüllaffen. Ein Nasenbär kreuzt unseren Weg. Wir hören Vogelstimmen, aber die Vögel sind im dichten Geäst nicht zu finden. Ich beneide ein amerikanisches Pärchen, das mit einem Reiseführer unterwegs ist. Er hat ein großes Fernglas mit Stativ dabei. Aber inzwischen stolpere ich nur noch vor mich hin. Der Schweiß rinnt mir in die Augen. Der Weg will und will kein Ende nehmen. „Noch 1,2 Kilometer“, meint Berni. Umkehren ist jetzt keine Option mehr.

Das Cabo Blanco, das weiße Kap

Als Belohnung erwartet uns ein wunderschöner Strand. Nun gibt es kein Halten mehr: Raus aus den heißen Wanderschuhen und ab ins kühle Nass. Da brennt mich etwas an meiner linken Hand! Ich kenne diesen Schmerz: Eine Qualle! Ich schaue ungläubig ins Wasser. Durch die aufgewühlte Gischt kann ich nichts erkennen. Auf der gesamten Halbinsel Nicoya sind uns noch keine Quallen begegnet. Fluchtartig verlasse ich das Wasser. Von meinem Schattenplatz aus beobachte ich die Badenden. Keiner scheint Quallenkontakt zu haben. Sollte ich die Einzige sein? Mein Handgelenk wird rot und schwillt an. In zwei bis drei Stunden wird alles wieder vorbei sein, ich kenne das bereits.

Da das Cabo Blanco Naturschutzgebiet um 16.00 Uhr schließt, machen wir uns wieder zeitig auf den Rückweg. Es geht die gleiche Strecke zurück. Jeden Hügel, jede Steigung rauf und runter. Die Erfrischung nach dem Meerbad ist schnell vorbei. Wir schwitzen aus jeder Pore. Zehn Kilometer können so lang sein …!