Nach unserem Ausflug in die Mangoven und der anschließenden Abschleppaktion unseres Postbusses handelte ich mir einige Blessuren ein. Ich stürzte auf der Flucht vor drei aggressiven Schäferhunden rückwärts auf grobe Steine.
Grün und blau
Diverse blaue Flecken zeichnen sich auf meinem Gesäß ab. Ich kann mich nur unter Schmerzen bücken und aufrichten. Die Ministufe in den Postbus erscheint mir unüberwindbar. Außerdem bildet sich auf meinem Handgelenk eine riesige Beule. Der Schmerz zieht bis in den Ellenbogen. Die nächste Klinik ist über zwei Stunden Autofahrt entfernt. Die unbefestigte Straße heute noch zu fahren, ist aussichtslos. Es ist bereits dunkel. Ich nehme Diclofenac in hoher Dosierung zu mir und erlebe eine schlaflose Nacht.
Die Klinik weist an eine andere Klinik
Am Morgen muss Berni zuallererst den rechten Vorderreifen gegen den Ersatzreifen wechseln. Das Profil ist durch die Schottersteine total verschlissen. Er befürchtet einen Plattfuß unterwegs. Wir kommen entsprechend spät los. Die Ärztin der Clinica CCSS Puerto Jiminéz macht mir klar, dass ich wegen der Hand in eine Orthopädische Klinik muss. Sie muss geröntgt werden, und die Geräte haben sie nicht vor Ort. Die einzige Klinik in der Art befindet sich in Golfito an der gegenüberliegenden Buchtseite. Mit dem Schiff dauert die Fahrt 30 Minuten, mit dem Auto zweieinhalb Stunden. Keine Frage, wir fahren zum Hafen. Dort stellt sich heraus, dass die letzte Fähre von Golfino nach Jiminez bereits in eineinhalb Stunden zurückfährt. Für einen Krankenhausbesuch ist das zu knapp bemessen.
Campingplatz El Chontal
Berni und ich fahren unverrichteter Dinge und frustriert nach Rincón de Osa zurück. Wir checken beim Campingplatz El Chontal ein. Jetzt brauchen wir erst einmal Zeit und Ruhe, um nachzudenken. Morgen sieht die Welt vielleicht besser aus!
Zufälle gibt es nicht
Eine Gruppe Kanadier landet mit ihren Kajaks am Ufer des Campingplatz an. Der Platz bietet Seekajaktouren an, denn er liegt in der Bucht von Rincón, die bekannt ist für Wal- und Delfinbeobachtung. Außerdem befindet er sich im Einzugsbereich von Mangrovenwäldern. Die gemischte Gruppe mietete für eine Woche diverse Cabanas (Kleine Ferienhäuser).
Kanadier sind aufgeschlossene und reisefreudige Menschen. Eine Frau spricht mich mit Blick auf mein Dreieckstuch an. Ich frage, ob sie Ärztin ist? „Oh ja,“, sagt sie, „in unserer Gruppe gibt es gleich drei Ärzte. Mein Mann ist sogar Unfallarzt!“. Wenn das kein Zufall ist?
Ein kanadischer Unfallarzt
Ich erzähle unsere Geschichte. Jeff untersucht mein Handgelenk. Es ist die klassische Verletzung nach einem Sturz. Man fängt sich automatisch mit den Händen auf. Ginge es nach ihm, muss mein Handgelenk geschient werden. Die Knöchelchen und Bänder sind empfindlich, was man jetzt versäumt, wird später zum Problem. Ich merkte bereits, dass mir eine Stabilisierung gut tut, deshalb trage ich das Dreieckstuch aus unserem Verbandskasten. Er lacht: „Das reicht nicht!“. Und so basteln mein Mann und er eine Schiene. Wir opfern einen Deckel unserer Vorratsplastikwannen. Es wird angezeichnet und gesägt. Der Mann ist ein Profi, das merken wir sofort. Obwohl er witzelt: „Es ist schon lange her, dass ich etwas ohne assistierende Krankenschwester tue!“.
Ein schönes Krankenzimmer
Ich muss ihm versprechen, die Hand in den nächsten Tagen ärztlich untersuchen zu lassen. Wenn das nur so einfach wäre! Denn die nächsten Tage ist Berni krank. Er fängt sich einen Magendarmvirus ein und liegt flach. Immerhin haben wir ein schönes „Krankenzimmer“ mit Blick auf das Meer!
Chikungunya-Fieber
Bernis Magendarmgeschichte gestaltet sich diffus. Nach kurzem Fieberanstieg und Durchfall halten sich Schwindel und Magenschmerzen hartnäckig. Nach einer Woche suchen wir die Klinik Señora de Los Angeles in Cartago auf. Die Stadt weist eine enorme Dichte an Krankenhäusern auf. Hier kann alles behandelt werden. Berni wird sofort auf Denguefieber getestet. Damit lag die behandelnde Ärztin -fast- richtig: Es ist das Chikungunya-Fieber. Die Krankheit wird vom Stich einer infizierten Tigermücke ausgelöst und ist nicht so aggressiv wie Dengue-Fieber. Derzeit behandelt man lediglich die Symptome. Berni bekommt gegen die Magenschmerzen zwei Injektionen und diverse Medikamente zum Einnehmen.
Handgelenk gebrochen
Nachdem Berni versorgt ist, deute ich auf meine Hand. Vielleicht wäre es möglich, die Verletzung zu kontrollieren? Ich gehe inzwischen von einer schmerzhaften Verstauchung aus. Die Ärztin schickt mich sofort in die Radiologie. Die Bilder sprechen eine andere Sprache: Das Handgelenk ist gebrochen! Ich bin entsetzt, denn gleich darauf erscheint ein Orthopäde, der mir meine Hand bis zum Ellenbogen in einen Gips verpackt! Vier Wochen Minimum soll ich ihn tragen! Von meinem Steißbein spreche ich lieber nicht. Wer weiß, was noch alles herauskommt …!
Cartago
Die Stadt liegt auf etwa auf 1400 m Höhe und ist umringt von Bergen. Wir finden einen Campingplatz auf der Anhöhe mit wunderschönem Blick auf die Stadt. Dort steht unser Postbus die nächsten Tage. Es ist ein würdiges Krankenzimmer!