Freie Sicht ist Glücksache, NP Vulkan Poás, Costa Rica

Berni und ich stehen an einem der größten Vulkankrater der Welt, dem Vulkan Poás, und schauen ungläubig in ein weißes Nichts! Der Wind pfeift uns um die Ohren. Ich bin mit einer Schildmütze, einem Schlauchtuch und der Kapuze meiner Regenjacke vermummt. Es hat auf etwa 2700 Höhenmetern um 9:00 Uhr etwa 15 Grad. 

Freie Sicht ist Glücksache

So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Berni und ich fassten schon etliche Male den Entschluss, den Vulkan Poás zu besichtigen, aber das Wetter spielte nie mit. Heute ist ein sonniger Tag vorhergesagt.

Ein Publikumsliebling 

Der Nationalpark Vulkan Poás ist sehr leicht zugänglich und dadurch ein Publikumsmagnet. Eine gut asphaltierte Straße führt direkt zum Gipfel, vorbei an einer lieblichen Landschaft. Es scheint der Obstgarten von Costa Rica zu sein. Derzeit werden frische Erdbeeren angeboten. Die Parkplätze liegen nur etwa 300 Meter unterhalb des Kraterrandes. Der Einlass erfolgt nach einem strengen Zeitfenster: Alle zwanzig Minuten fünfzig Personen. Die Eintrittskarten müssen entsprechend der Taktung online bestellt werden. Wir übernachteten vier Kilometer unterhalb des Einganges zum Nationalparkes Vulkan Poás an einem Mirador (Aussichtspunkt), um rechtzeitig um 8:40 Uhr vor Ort zu sein. Die Sonne weckte uns und wir freuten uns auf ein besonderes Erlebnis! Aber je näher wir dem Gipfel kamen, desto nebliger wurde es. Nun stehen wir frierend am Kraterrand und starren in ein Nichts!

Und plötzlich reißt der Himmel auf 

Die Wolken jagen über unsere Köpfe und plötzlich sehe ich ein Stück blauer Himmel! Ich deute Berni an, dass ich warten möchte. Und tatsächlich zeichnet sich langsam vor unseren Augen der Hauptkrater mit 1,3 Kilometern Länge ab. Er ist 300 Meter tief, aber wir können nur die rauchenden Dampfwolken erkennen. Erst im April 2017 katapultierte er eine Wolke aus Asche, Gas und Schwefeldämpfen in den Himmel. Deutlich sind die Überreste zu sehen. 
Der weiße Vorhang ist nun verschwunden und wir bestaunen fasziniert die heiße Welt, in der kein Lebewesen wegen den Schwefeldämpfen überleben kann.

Wir spüren, dass hier starke geothermische Kräfte wirken, die einst Costa Rica geformt haben!

Wanderung zu einer Lagune

In völligem Kontrast zur Kargheit des Kraters steht die Vegetation auf dem Weg zur Lagune. Dichter Nebelwald mit Farnbäumen und Moosgeflechten begleiten uns. Auf knapp 2700 Höhenmetern wird die Luft schon etwas dünn. Berni und ich schnappen nach Luft. Wir sind froh, als wir die Lagune erreicht haben. Sie liegt im Windschatten und bietet etliche Bänke zum Sitzen an.

Der Wanderweg endet wieder beim Parkplatz dreihundert Meter unterhalb des Kraters. Die Sonne scheint und Berni macht sich noch einmal auf den Weg, um zum Vulkan hinaufzusteigen. In seinem Krater soll türkisblaues Wasser sein! Ein einmaliges Fotomotiv! Vielleicht ist es nun sichtbar?

Fehlanzeige! Der komplette Krater liegt im Nebel wie Eingangs … !