Die südliche Pazifikküste & unberührte Strände, Nicaragua 

Die südliche Pazifikküste und die optimalen Surferstrände

Ich stehe bis zum Hals im Wasser und beobachte die heranrollende Wasserfront. Die Welle hebt mich etwa eineinhalb Meter an und überschlägt sich dann hinter mir. Sie donnert mit einem lauten Krachen an den Sandstrand. Das Wasser hat eine enorme Kraft. Es reißt Berni und mich regelmäßig von den Füßen. 

Meterhohe Brandung an der südlichen Pazifikküste 

Inzwischen entwickelten wir unsere spezielle Taktik, um im Pazifik baden zu können: Wir tummeln uns in den Wellentälern! Denn weiter wie zum Bauchnabel trauen wir uns nicht ins Wasser. Rollt eine überschlagende Welle an, stehen wir kurz auf, halten ihrer Kraft mit unserem Körper entgegen, um nach ihr in ein herrliches Schaumbad zu versinken. Bis die nächste Welle anrollt. 
Aber jetzt ist es mir irgendwie gelungen, hinter die brechenden Wellen zu kommen. Die Einheimischen tauchen hindurch, aber das getraue ich mir nicht. Berni sitzt am weitläufigen Strand und genießt die Brandung aus sicherer Entfernung. Ich drehe mich zu ihm um und winke. ‘Hinter der Brandung” lässt es sich deutlich besser auskommen! Wie in einem Fahrstuhl werde ich angehoben und sanft angesetzt. Toll! Warum sind wir nicht früher darauf gekommen! Die nächste Wasserwand baut sich auf. Sie wirkt riesig. Und im selben Moment realisiere ich, dass sie sich direkt vor mir überschlagen wird!

Unberührte Strände

Feiertage und Wochenenden verlieren ihren Reiz, wenn man auf Reisen ist. Überall ist es voll und laut. Eigentlich wollten wir die Weihnachtsfeiertage auf der Insel Ometepe verbringen, aber es war kein Fährticket mehr zu bekommen. Wir änderten unsere Route und lenkten den Postbus Richtung südliche Pazifikküste, denn wir lasen, dass es hier unberührte Strände geben soll. Der Playa Guasacate schien uns einsam genug, aber wir fanden keine Unterstellmöglichkeit. Der Strand wird zwar von jungen Surfern heimgesucht, aber nicht von Wohnmobilfahrern. Wir durchkämmten den kleinen Ort. Ohne Erfolg. 

Der Magnific Rock in Popoyo

Am südlichen Ende trennt der Magnific Rock den Playa Santana vom Playa Popoyo. Das ist eine markante Felsformation, die je nach Wasserstand mehr oder weniger aus dem Wasser ragt.

Wir versuchen unser Glück dort. Bei dem Paraiso Hostel mit eigenem Schwimmbad werden wir fündig. Das trifft sich gut, denn nun beginnen und beenden wir den Tag mit einem Bad im Pool. Spätestens dann ist aller Sand und das Salzwasser von uns abgewaschen. Es sind ruhige und friedliche Tage. Wir genießen die weitläufigen Spaziergänge am Sandstrand, das Donnern der Brandung und die Sonnenuntergänge. Der Weihnachtstrubel hält sich in Grenzen.

Playa Gigante und Playa Amarillo

Auf der Rückfahrt bemerken wir die Verkehrsschilder zum Playa Gigante und Playa Amarillo. Das macht uns neugierig. Auch diese beiden Strände werden nur durch eine Felsformation voneinander getrennt. Wir sind augenblicklich in den Playa Amarillo verliebt. Dieser unberührte Strand ist ein Traum, da sich das Dorf entlang des Paya Gigante erstreckt. Es besitzt noch keine asphaltierte Straße und die Kanalisation bildet ein dreckiger Bach. Die Bevölkerung lebt vom Fischfang und dem Tourismus, meist junge Surfer.  

Maria und Josef

Wir treffen hier Maria und Josef. Ja, wirklich. Es gibt auch außerhalb der christlichen Religion Ehepaare, die heißen Maria und Josef. So kurz nach Weihnachten gleicht unsere Begegnung fast einem Wunder! Beide stammen gebürtig aus Polen, leben aber seit fast fünfzig Jahren im Großraum Frankfurt. Sie mieteten auf einer Felsenkuppe zwischen den Stränden Playa Gigante und Playa Amarillo ein schönes Häuschen mit einem traumhaften Blick auf den Strand. Wir verbrachten einen sehr schönen, feucht fröhlichen Abend bei ihnen. Leider finden wir im Ort keinerlei Campingmöglichkeiten. So parken wir unseren Postbus direkt an den Playa Amarillo. Außer von ein paar Kühen werden wir von niemandem belästigt. Im Gegenteil, die Nicaraguaner winken uns freundlich zu. Die südliche Pazifikküste ist für Individualisten goldrichtig.

Ein Salto Mortale

Weißes Gischt umspült mich. Einen kurzen Moment weiß ich nicht, was oben und unten ist, dann stehe ich wieder auf meinen Beinen und stemme mich gegen den Sog, der mich mitreißen will. Meine Hand fährt zu meinem Gesicht: Die Schildmütze ist weg, aber die Sonnenbrille klebt noch auf meiner Nase. Ich habe keine Zeit nach Ersterer zu suchen, denn die nächste Wand baut sich auf. Wir beobachteten schon, dass diese Monsterwellen immer im Zweierpack auftauchen. Die erste Welle schleifte mich Richtung Sandstrand, sodass ich nun einen besseren Halt habe mich um mich gegen die nächste Wassermasse zu stemmen. Ich verlasse etwas wackelig das Wasser. Meine Schildmütze finden wir nicht mehr. Der Pazifik begräbt sie unter Tonnen von Sand, Steinen und Muscheln.