„Was kostet euer Kajak?“, will der geschäftstüchtige Sohn des Besitzers des Restaurant & Kayak Tours, Mirador del Concepción wissen. „Es ist alt“, antworte ich ausweichend. „Ja, aber was kostet es?“, fragt er mit leuchtenden Augen. „Vielleicht 700 Dollar …“ signalisiert mir Berni „neu etwa 2000.“. Bevor ich den Preis übersetze, werfe ich ein, dass wir das Kajak wieder ausführen müssen. Der Zoll hat es bereits registriert. Ich sehe an seinen Augen, dass ihm das nicht besonders imponiert. Vermutlich gibt es in Nicaragua Mittel und Wege, einen Ausweg zu finden. Er strahlt trotzdem. Wir dürfen auf seinem Gelände, dem Ausgangspunkt zu Kajaktouren auf den Rio El Istián, campen.
Restaurant & Kayak Tours, Mirador del Concepción
Es ist ein Familienbetrieb, bestehend aus Oma, Opa und einer für uns nicht überschaubaren Anzahl an Söhnen oder Töchtern nebst Anhang. Auf der Wäscheleine hängt Kleidung vom Kleinkind zum Erwachsenen. Ein Zwergschweinchen mit Jungen inspiziert unseren Bus. Danach kommen die Hühner. Ein Äffchen ist noch unschlüssig. Und vom Baum herunter begrüßt uns ein grüner Papagei mit: „Buenas!“. Er lebt in Freiheit, aber irgendwie scheint er auch ein Familienmitglied zu sein, denn er kennt alle Bewohner beim Namen einschließlich Hunde und Katzen. „Blacky (den schwarzen Haushund)“, ruft er genauso wie „Milo“ (den zweiten Hund). Von den Namen „Rosa“ und „Roswitha“ ist er ebenfalls ganz begeistert. „Que tal (Wie gehts)?“, fragt er uns jetzt höflich.
Der schönste Ort auf Ometepe
Das Restaurant Mirador del Concepción befindet sich am schönsten Ort auf der Insel Ometepe. Mirador heißt Aussichtspunkt. Er liegt entgegen meiner Erwartung nicht auf einem Berg, sondern am Rio El Istián. Der Blick auf den mächtigen Vulkan Concepción ist atemberaubend.
Zwischen zwei Vulkanen
Die Halbinsel Ometepe besteht aus zwei Vulkanen, die durch den Rio El Istián und seinem Feuchtgebiet getrennt werden. Eine Bootstour an dieser Engstelle gehört zu den Highlights auf der Insel. Dass jemand sein eigenes Boot mitbringt, ist absolut ungewöhnlich. Die meisten Touristen kommen ohne Auto auf die Insel. Sie mieten sich einen Roller oder ein Motorrad, was dem Zustand der Straßen eher entspricht. Wir brauchen keine geführte Tour und genießen es, alleine durch die Natur zu paddeln.
Kayaking auf dem Rio El Istián
Nach ein paar Stunden legen wir wieder am Ufer des Mirador del Concepción an. Unser Gastgeber beobachtete sehnsüchtig unsere Fahrt. Berni kann nicht widerstehen: „Möchtest du einmal mit dem Kajak fahren?“. „Oh ja!“, strahlt er und überlegt, „Heute Nachmittag kommt noch eine große angemeldete Gruppe zum Kajakfahren. Kann ich sie mit euerem Boot anführen?“. Sicher.
Berni und ich sitzen am Ufer und beobachten die Vorbereitungen. Vor uns erhebt sich der mächtige Vulkan Concepción. Das Wasser glitzert. Es ist eine Traumkulisse. Und dann sticht ein schmales blaues Kajak in See und setzt sich an die Spitze lauter bunter Sit-on-Tops! Ein schöner Anblick! Und irgendwie sind wir stolz auf unser altes ramponiertes Kajak!
