Es ist stockdunkel
In Zentralamerika bricht die Nacht früh an. Das hängt mit der Nähe zum Äquator zusammen. Den Sonnenuntergang erlebten wir auf der Fähre von San Jorge nach San José del Sur zu der Insel Ometepe Um 17:00 Uhr startet sie, eine Stunde später kommen wir in völliger Dunkelheit an.
Ometepe
Die Insel Ometepe liegt im Nicaraguasee und ist weltweit die größte vulkanische Insel in einem Süßwassersee. Sie misst etwa 270 km². Aus der Luft betrachtet, gleicht ihr Umriss einer Acht, denn sie beherbergt gleich zwei Vulkane: den Vulkan Concepcion mit ca. 1610 und den Maderas mit 1394 Höhenmetern. Ersterer ist einer der aktivsten Vulkane in Nicaragua (Letzter Ausbruch 2010). Der Rio El Istián trennt die beiden gleichmäßigen Vulkankegel voneinander. Das gibt ihr ein unverwechselbares Aussehen. Die Insel Ometepe gilt als ein Highlight von Nicaragua.
Von San Jorge nach San José del Sur
Wir brauchten drei Anläufe, um mit unserem Postbus auf die Insel zu gelangen. Den ersten Versuch starteten wir an Silvester. Alle Fähren waren für Tage im Voraus ausgebucht. „Macht nichts “, dachten wir uns, „wir kommen nach Costa Rica wieder vorbei!“. Gesagt getan. Gestern reservierten wir ein Ticket für 11:30 Uhr des darauffolgenden Tages. Der Postbus war schon mit den Vorderreifen auf der Fähre, da entschied der Fahrzeugeinweiser, dass es doch zu eng wird. Er drückte mir das Geld für das Ticket in die Hand und signalisierte Berni die Fähre wieder zu verlassen! Die Dame am Verkaufsschalter konnte es genauso wenig fassen wie wir: „Die letzte Fähre startet um 17:00 Uhr, ist das noch eine Option?“. Ja, klar! Aber es brachte unsere Planung durcheinander.
Wir wollten das Chico Verde Natural Reserve besuchen und eventuell auf deren Parkplatz übernachten. Soweit kommen wir nicht. Es ist so dunkel, dass wir an einem Viehzaun parken und übernachten! Die Straße ist unbefestigt und wir sehen nichts!
Geschichten um das Chico Verde Natural Reserve
Das Chico Verde ist ein wunderschöner, aber auch ein mystischer Ort. Dreh- und Angelpunkt spielt hierbei eine Lagune, die inmitten des trockenen Regenwaldes liegt.
Die Legende vom Chico Largo
Hier experimentierte einst der Chico Largo (der kleine Große). Er war der Sohn der Heilerin und Kräuterfrau Mama Bucha. Chico Largo vollzog Rituale der Hexerei, Heilung und Reinkarnation seiner eigenen Person in verschiedenen Tieren. Zwei Jäger schossen in einer denkwürdigen Nacht einen Hirsch an. Sie ahnten nicht, dass es sich hierbei um Chico Largo handelte, der sich in das Waldtier verwandelt hatte. Schwerverletzt schaffte er es noch nach Hause.
Halb Mensch halb Tier
Seine Mutter beschwor sämtliche Geister, um ihren Sohn in einen Menschen zurückzuverwandeln. Doch er starb halb Mensch, halb Tier. Sie beerdigte ihn an der Lagune, da sie den Leuten aus dem Dorf seine Verwandlung nicht eingestehen konnte. Doch sein „Fehlen“ fiel auf. Die Gerüchte um seinen Verbleib rissen nicht ab. Letztendlich musste Mama Bucha öffentlich sein Grab öffnen und staunte nicht schlecht: Außer den blutigen Laken war nichts mehr vorhanden! Noch heute versichern einige Einwohner der Gemeinde San José del Sur, dass der Geist von Chico Largo auf den Wegen dieses magischen Ortes umherwandert.
Chico Verde Natural Reserve and Butterfly Park
Heute gleicht das Natural Reserve einem liebevoll angelegten Park. Ein zwei bis drei kilometerlanger Weg führt um die Lagune herum mit einem Zwischenstopp am Playa Bancon. Der Nicaraguasee hat derzeit allerdings Hochwasser, sodass Baden entfällt.
