Ich finde Nationalparks toll. Da kann man Tiere in freien Wildbahn beobachten. Sie können sich ungehindert bewegen und entfalten. Alle. Ohne Ausnahme. Oder doch nicht?
Auf einige könnte ich durchaus verzichten.
Digitaler Empfang
In den National Park Rincón de la Vieja gelangt man nur mit einer online Reservierung. Das haben wir nicht gewusst! Aber zum Glück gibt es einen öffentlichen Computer, an dem wir diese nachholen können. Bezahlt wird via Kreditkarte. Berni ist knapp davor umzukehren, denn er ist ein überzeugter Bargeld Anwender! Nichtsdestotrotz, nun sind wir einmal hier und quälen uns durch das Online-Formular bis zum Bezahlvorgang.
Unsere Visa Karte vermeldet hartnäckig einen Fehler, die Masterkarte möchte eine Bestätigung via deutscher SIM Karte. Die befindet sich aber nicht in unserem Handy, sondern dort steckt nun eine SIM Karte von Costa Rica. Und die dritte Visa Karte sendet einen Code zur Bestätigung auf ihre APP, die sich auf meinem iPad im Auto befindet. Berni ist mit den Nerven am Ende!
Beißende Kugelkäfer
Erschwerend kommt hinzu, dass winzige Fliegen unsere nackten Beine attackieren. Sie sind nur so groß wie Fruchtfliegen, aber kugelrund. Ich nenne sie aus diesem Grund Kugelkäfer. Und sie beißen. Einmal als Feind erkannt, bemerken wir sie überall. Eine Mitarbeiterin des National Park Rincon de la Vieja erkennt unseren hoffnungslosen Kampf mit dem Computer und führt uns zu einem versteckten Schalter: Wenn gar nichts geht, können wir mit der Kreditkarte hier bezahlen! Warum nicht gleich?! Inzwischen jucken und brennen unsere Beine fürchterlich. Berni eilt zum Postbus, um unser Moskitospray zu holen. Wir nebeln uns großzügig ein.
Nationalpark Rincón de la Vieja
Der Nationalpark Rincón de la vieja wurde 1973 gegründet und umfasst das Gebirgsmassiv rund um den Vulkan Rincón de la Vieja. Er gehört zu den aktivsten Vulkanen Costa Ricas. Sein Gipfel ist meist von Wolken verhangen. Denn in seinem Inneren rumpelt es die ganze Zeit hindurch. Der Vulkan erhielt seinen Namen aufgrund folgender Legende:
Die alte Hexe
Im Krater lebt eine alte Frau, die mit ihren Raubtierzähnen und den wilden Augen den Dorfbewohnern einst Angst einjagte. Ein Medizinmann verfluchte sie daraufhin und verbannte sie an diesen Ort.
Übersetzt bedeutet der Name Rincón de la Vieja so viel wie „Schlupfwinkel der alten Frau“.
Wege in eine einzigartige Vulkanwelt
Vier Wanderwege werden angeboten, um sich mit der Vulkanwelt vertraut zu machen. Der längste Weg führt zum Gipfel auf eine Höhe von 1916 Metern (Starthöhe bei circa 700 Metern). Er ist wegen Vulkanaktivitäten im Jahr 2023 immer noch gesperrt. Zwei Wege führen zu Wasserfällen. Sie sind acht und zehn Kilometer lang und gelten als mittel bis schwierig. Die Wegstrecke wird zwischen fünf und acht Stunden berechnet. Die Zeit hierzu wäre fast zu knapp. Der bequemste Weg ist der Sendero Pailas. Er ist 3,5 Kilometer lang und gleicht einem Lehrpfad, wie uns der Ranger versichert. Damit sind wir einverstanden.
Feuchte Regionen im Nationalpark Rincón de la Vieja
Wir starten im Costa Rica. Baumriesen und dichtes Unterholz dominieren. Die Luft ist schwül warm und unsere Kugelkäfer in Topform! Wir benutzen ein Bio-Moskitospray auf Basis von Ölen. Es ist für den Gebrauch für Babies geeignet. Den lästigen Blutsaugern imponiert es keineswegs. Sobald wir stehen bleiben fallen sie über uns herein. Später werde ich erfahren, dass nichts gegen diese Plage nutzt. Außer lange Kleidung.
Wir passieren einen schönen Wasserfall und Gesteinsfelder aus denen die Hitze so stark ist, dass Dampf aufsteigt.
Trockene Regionen im Nationalpark Rincón de la Vieja
Die Landschaft ändert sich merklich. Die Bäume werden niedriger und licht. In den Ästen können wir eine Gruppe Affen beobachten. Es riecht schwefelig. Milchige Seen blubbern in Blasen vor sich hin. Manche sind bis zu 94 Grad heiß! Nur niedrige Büsche und Pflanzen können sich hier behaupten.
Tiere im Nationalpark Rincón de la Vieja
Wir konnten nur ein paar Vögel, mehrere Leguane und die Affen beobachten. Abgesehen von Blattschneiderameisen und Millionen von blutsaugenden Insekten. Nicht nur Kugelkäfer!
Es soll hier aber auch Tapire, Nasenbären, Gürteltiere, Ameisenbären, verschiedene Affenarten und zahlreiche Vogelarten geben. Es war trotzdem schön und lehrreich.
Aber ich frage mich, ob mich das Insekteninferno nun bei jedem Nationalpark erwarten wird? Wie war das noch einmal? Alle Tiere sind geschützt und können sich frei entfalten … ?