Es geht auch anders – Corona in Mexiko

Ich gebe es zu. Wir wählten Mexiko als Reiseland aus, weil wir von Corona genug hatten. Von der grauen Wolke, die seit zwei Jahren über unseren Köpfen schwebt und uns allmählich zu ersticken droht. Wir wollten wieder frei sein. Ohne Einschränkungen und Tests. Und wir waren neugierig. Wie lebt es sich in Corona Zeiten in einem Land, das nicht zu den mächtigen und reichen Industriestaaten der Welt gehört? Was passiert da?

Es geht auch anders – Corona in Mexiko

Wie ich schon in den Beiträgen Abflug von Frankfurt nach Mexiko und Ankunft in Mexiko beschrieb, wirkte bei unserer Ankunft alles ganz normal. Abgesehen von den Masken. Gut, am Boden gab es Abstandslinien an die sich keiner hielt, aber sonst würde ich sagen: Fast wie vor Corona. Inzwischen sind wir eine gute Woche im Land. Wir können hier nur unsere eigenen Beobachtungen im Umfeld um Veracruz schildern. Möglicherweise ist es in Mexiko City oder in einem anderen Gebiet anders.

Die Mexikaner tragen Maske

In der Öffentlichkeit tragen die Mexikaner eine Maske, egal, ob auf dem Dorf oder in der Stadt. Nicht am Strand, aber auf der Straße. An den Türen der Geschäfte hängen Plakate, die eine Maske tragen und Abstand halten, vorschreiben. Auf dem Boden befinden sich zur Orientierung des Abstandes Punkte, Linien und diverses mehr. Das ist wie bei uns, auch wenn ich den Eindruck habe, es wird lockerer damit umgegangen. 

Temperaturmessung

In den großen Einkaufszentren wie dem Walmat, Superama oder Oncle Sam’s empfängt uns eine nette Dame oder ein netter Herr am Eingang. Das kennen wir schon von den USA. Ihre Aufgabe war uns nie so ganz klar. Aber wir fanden es mit der Zeit ganz nett mit einem „Good Morning“ oder „Have a nice Day“ begrüßt zu werden. Ihre Aufgabe ist es nun den Griff des Einkaufwagens mit Desinfektionsmittel zu besprühen und darauf zu achten, dass die maskierten Kunden ihre Hand vor ein kleine Gerät halten. Es ist nicht größer als unsere Desinfektionsgeräte. Bei meinen 36, 7 °C leuchtet es grün auf. Ich darf mich in den Kaufrausch stürzen. Ich gehe davon aus, dass ich im Falle eines roten Lichtes den Laden nicht betreten darf. Das ist alles. Ich sehe keine Liste in der sich jeder Kunde eintragen muss und im Falle eines Falles in Quarantäne geschickt wird.

Homeschooling

So einfach? Das kann nicht sein. Wir wollen es genauer wissen. Am Abend fragen wir mit Hilfe des google Übersetzers unseren spanisch Lehrer Alan. Er ist dreizehn Jahre alt. Für jede Stunde, die er mit uns die spanischen Aussprache übt, geben wir ihm 100 Pesos. Das sind umgerechnet etwa 4 €. Jedesmal wird er rot und will unser Geld nicht annehmen. Er ist ein guter Junge. Wir zeigten ihm in der ersten Stunde Bilder von Deutschland und vom Schnee. Da bekam er ganz leuchtende Augen: Das wäre sein Traum! Richtig viel Schnee….! So verrückt ist die Welt. Wir genießen die Wärme in Mexiko und ein mexikanischer Junge sehnt sich nach der Kälte in Deutschland. 

Alan ist wegen Corona seit September im Homeschooling. „Einen Monat Homeschooling gab es schon im März“, erzählt er, “aber nun ist es länger.“ Es geht darum große Menschenmassen an einem geschlossenen Ort zu vermeiden. Seine Freunde trifft er aber privat zum Spielen. Das geht. Wir fragen nach den Restaurants und Museen. „Sie sind alle geöffnet.“ Ob das immer so war, bekommen wir nicht heraus, weil Alan uns mit leuchtenden Augen sämtliche Museen von Veracruz empfiehlt. Vielleicht wird er einmal Reiseführer. Mit Mühe können wir ihn auf das Thema Impfungen bringen.

Impfungen

Laut Alan sind alle Mexikaner geimpft, außer ein paar Ausnahmen. „Diese Menschen haben Angst, dass man sie mit der Spritze umbringt,“ berichtet er ohne eine Spur von Ignoranz. Ob es Nachteile für die Ungeimpften gibt, wollen wir wissen. „Nein, das kann er sich nicht vorstellen“. „Gibt es denn einen Impfzwang in Mexiko?“, harken wir nach. „Nein, aber wenn wir in die USA wollten, bräuchten wir eine Impfung und einen PCR Test“, er überlegt, „…und für die Flüge innerhalb von Mexiko braucht man auch einen Test. Es haben Menschen ihre Jobs verloren, weil es durch Corona weniger Arbeit gibt.“ Er versteht den Hintergrund unserer Fragerei nicht ganz. Seine Eltern sind beide zweimal mit Pfizer geimpft. Ich spreche ihn auf die Booster Impfung an. Die wird in Mexiko noch noch nicht angeboten. Alan denkt, dass sie kommen wird. Ob er geimpft ist, will ich wissen. „Nein,“, bedauert er, „in Mexiko wird erst ab 18 Jahren geimpft“.

Mexiko geht einen anderen Weg.

Das Land Mexiko setzt nicht auf flächendeckende PCR oder Schnelltests. Soviel steht fest. Es gab wohl auch nie einen flächendeckenden Lockdown. Warum auch? Das Land ist fünfmal so groß wie Deutschland. Woran sie ihre Maßnahmen letztendlich festsetzen, erschließt uns noch nicht. Wir können noch nicht soviel spanisch um eine Zeitung oder die Nachrichten verfolgen zu können. Ein Blick in die Statistik aber verrät, dass sie mit ihrer Taktik nicht wesentlich schlechter fahren wie wir in Deutschland. Die Sterberate der mit und an Corona Verstorbenen liegt Stand heute (lt. Corona in Zahlen, 04.12.21) bei 0,22 %. Im Vergleich: Deutschland liegt bei 0,12%. Das subjektive Empfinden von Alan stimmt nicht ganz: 50,03% der mexikanischen Bevölkerung sind vollständig geimpft. Sei es wie es will:
Wir können uns frei bewegen. Und das tut unendlich gut.