Die Bürokratie in Mexiko

Berni fiebert der Ankunft unseres Postbusses entgegen. 

Täglich studiert er die online Verfolgung unseres Schiffes. Manchmal bewegt sich es sich tagelang nicht, dann scheint es zu fliegen. Wir denken, die Datenübertragung funktioniert trotz aller Technik nicht gut. Es wird schon ankommen. Aber Zweifel bleiben: Wie ist das Wetter auf dem Atlantik? Was, wenn der Bus Verspätung hat? Was, wenn wir unser Ferienhaus verlassen müssen, bevor der Postbus in Veracruz eintrifft? Außerdem dauert es einige Tage, bis das Fahrzeug aus dem Hafen fahren darf. Es bleibt also spannend.

Was könne wir tun? 

Wir fragen bei der Spedition in Veracruz nach, ob wir nicht irgendetwas von der Bürokratie vorweg nehmen können. Und ja, wir können! Wir müssen beim Zoll nachweisen, dass wir die Einfuhrgebühren bezahlt haben. Dazu benötigen wir eine Bescheinigung der Bank. Claudia, unsere englisch sprechende Kontaktperson der Spedition, bestellt uns um 8:00 Uhr in ihr Büro. Das ist früh. Wir benötigen laut Navi ca. 45 Minuten in ihr Office. Zart klopfen wir an, ob es nicht etwas später geht? Da ist unser Hund und der morgendliche Verkehr …. „Nein, das geht nicht!“, schreibt sie uns auf WhatAPP, „Die Bank öffnet um 9:00 Uhr. Wenn wir da nicht vor Ort sind, schaffen wir es nicht mehr vor dem Mittag…“ Wir geben uns geschlagen. 

Morgens um 7:00 Uhr in Veracruz

An den Verkehr haben wir uns noch nicht so ganz gewöhnt. Die Straßen sind meist dreispurig in eine Richtung. Aber es fehlt die Fahrbahnmarkierung. Die Autos und Busse wechseln ständig zwischen den Spuren, die nur imaginär vorhanden sind. Ampeln gibt es überraschend wenig. Dafür erfüllen sie mehrere Funktionen gleichzeitig. Es geht zu wie in einem Ameisenhaufen – nur nicht um 7:00 Uhr morgens. Der Mexikaner fängt seinen Tag später an.

Bürokratie 

So sind wir früher als geplant bei Claudia. Das ist gut, denn sie hat noch einige unserer Dokumente zu kopieren und Formulare auszufüllen. Mit einem Stapel Papier verlassen wir ihr Office um zur Bank zu fahren. Es ist kurz vor neun. Vor der Bank steht schon eine beachtliche Anzahl von Menschen. Ich will an dieser Stelle erwähnen, dass es viele Banken in Veracruz gibt. Und auch an Bankomaten fehlt es nicht. Es ist mir absolut schleierhaft, was diese vielen Menschen in der Bank wollen? Es hilft alles nichts: Wir stellen uns an. Punkt neun Uhr wird die Tür von einem Sicherheitsdienst geöffnet. Der junge Mann trägt Armeekleidung und lässt etwa sechs Personen und die Bank. Seine Hand liegt auf dem gut sichtbaren Gewehr. Keiner drängelt, keiner meckert. Wir warten. 

Noch mehr Bürokratie 

Nach etwa eineinhalb Stunden dürfen wir die Bank betreten. Unsere zugewiesene Bankangestellte hat allerdings noch zu tun. Immerhin dürfen wir uns setzen. Die Bank ist klimatisiert. Und im Warten sind wir bereits geübt. Dann endlich wendet sie sich uns zu. Claudia überreicht ihr die vorbereiteten Dokumente. Es ist alles korrekt. Aber die Daten müssen in den Computer übertragen werden. Jede einzelne Nummer. Reisepass, Fahrzeugnummer usw. Was Claudia vorbereitet hat, wird nun noch einmal abgeschrieben. Und mehrfach kopiert.

Kurz vor zwölf verlassen wir die Bank. Claudia ist zufrieden. Wir haben es noch vor der Mittagspause der Bankangestellten geschafft. Berni und ich sind auch zufrieden. Wir hätten es ohne Claudia niemals geschafft…!