Berni kommt fassungslos in unser Zimmer im Palmira Hostel in Tegucigalpa, der Hauptstadt Honduras gestürmt: „Wir haben einen Kabelbrand!“. Ich schaue ihn verblüfft an. Der Postbus steht seit eineinhalb Tagen vor dem Hostel. Er wurde nicht bewegt, und ich war eben noch bei seinen Schränken, um meine Kleidung zu wechseln. Und nun soll schwarzer Rauch aus seinen Öffnungen gequollen sein?
Scherben bringen Glück, oder?
Vor zwei Tagen verloren wir unser Spiegelglas des Außenspiegels der Fahrerseite. Es war so, als ob es den Zustand der Carretera CA 7 nicht mehr mit ansehen konnte. Die Straße ist mit starken Löchern durchsiebt wie ein Schweizer Käse. Spätesten alle hundert Meter. Der Rückspiegel löste sich aus seinem Gehäuse und zersprang auf dem Asphalt in etliche Einzelteile. Berni flickte ihn notdürftig, denn er braucht ihn zwingend zum Autofahren. Weil wir nicht tagelang auf einen neuen Außenspiegel warten wollen, fährt Berni nun mit einem Frisierspiegel. Das geht.
Das vernachlässigte Herz des Landes
Tegucigalpa kurz Tegus liegt in einem Hochlandtal auf etwa 940 Höhenmetern. Die Hauptstadt ist von bewaldeten Hügeln umgeben, an deren Hängen sich die Millionenstadt ausbreitet. Wenige Reisemobilisten verirren sich hierhin, was die Campingmöglichkeiten belegen: Es gibt schlicht keine. Weil die Stadt den Ruf hat, zu den gefährlichsten Großstädten der Welt zu gehören, entschlossen wir uns ein Zimmer in einem Hostel zu nehmen. Das Palmira Hostel liegt in Laufnähe zum Zentrum in einem Diplomatenviertel und gilt als sicher. Der Postbus steht vor dem Eingangsbereich, der noch von der Überwachungskamera erfasst wird.
„Du bist keine Schönheit/vor Arbeit ganz grau / Liebst dich ohne Schminke, bist ’ne ehrliche Haut, leider total verbaut / Aber grade das macht dich aus”.
Herbert Grönemeyer beschreibt Bochum. Es könnte auch Tegus sein. In Tegucigalpa findet man keine Prachtstraßen und (fast) keine renovierten Paläste. Die Kirchen im Zentrum erheben sich in bescheidener Größe. Im Stadtkern finden wir lediglich Ramschware, das Business wird in den Malls (Einkaufszentren) gemacht. Und dennoch lebt die bescheidene Fußgängerzone. Ein Mädchen will mir ein süßes Hundebaby zum Kauf anbieten, frisches Obst und Gemüse gibt es nebenan. Oder wie wäre es mit Handyhüllen oder Plastikschuhen? Aus jedem Lautsprecher plärrt Musik.
Das Museo para La Identidad National erfüllt bestens seine Mission: Die Ausstellung zur Geschichte des Landes ist kindgerecht und interessant gestaltet. Für mich ein Höhepunkt.
Glück im Unglück
„Die Wasserpumpe und das Ladegerät für unsere Handys sind betroffen – mehr weiß ich noch nicht!“, stammelt Berni. „Ich muss sehen, was ich machen kann!“. Und verschwindet wieder.
Eine Stunde später ist alles repariert. Berni strahlt. Und ich danke wieder einmal unseren Schutzengeln, die Berni noch einmal zum Postbus laufen ließen, weil er etwas vergessen hatte!