Chichén Itzá, Yucatán – Grausame Ballspiele

Chichén Itzá ist eine der größten und besterhaltensten Ruinenanlage in ganz Yucatán. Ja, ich weiß. So etwas ähnliches habe ich schon zu Uxmal gesagt. Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber es sind immer noch Steigungerungen möglich! Für die Freilegung von Chichen Itza wurden fünf Quadratlilometer Urwald gerodet. Es war etwa 1000 Jahre lang ein mächtiger und bedeutender Ort und ist es heute noch. Keine andere Mayaruine in Mexiko erhält mehr internationale Besucher. Die Ausgrabungen sind ein Touristenmagnet. Sie wurden 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Sie liebten Schlangen

Wir sahen Schlangenmotive auch schon in Uxmal, aber hier sind sie überall zu finden. Unübersehbar ranken sie sich die Treppen der Pirámide de Kukulcán empor. An den Tagen der Frühlings- und Herbstsonnwende tritt Licht aus bestimmten Öffnungen in der Pyramide, sodass sich der Schatten der Schlangenköpfe verlängert. Die Schlangen verlassen sozusagen ihren angestammten Platz. Chichén Itzá wurde um 450 vor Christus von den Maya gegründet. Soweit sind sich die Archäologen einig. Unter der Pirámide de Kukulcán, manche nennen sie auch El Castillo, befindet sich eine ältere Pyramide. Sie wurde einfach überbaut. Ist ja auch ganz praktisch.

… und Säulen

Eine Gruppe Säulen zieht meine Aufmerksamkeit an. Das kenne ich von keiner unserer bisherigen Ausgrabungsstätten (Palenque, Edzna, Kabah und Uxmal). Ich wende mich den Grupos de las mil columnas (Gruppen der 1000 Säulen) zu und bin sprachlos. Das sind doch keine Maya-Ideen? Was ist passiert?

Des Rätzels Lösungen sind die Tolteken. Das ist ein Volk, das sich von Mittelamerika aus zwischen 800-1200 nach Christus auf den Weg in den Norden machte. Sie suchten einen neuen Wirkungskreis und blieben im 1200 km weit entfernten damals Uucylabanal hängen. Sie waren ein kriegerisches Volk und eroberten die schwächelnden Mayastadt. Soweit die Theorie. Ihre Herrscher trugen gerne den Namen K’uk’ulcan (gefiederte Schlange). Sie war ihr Symbol für Macht. Anders wie viele Kulturen der Welt zerstörten sie die Gebäude ihrer Vorgänger nicht, sondern nutzten die Maya Bauten für ihre Zwecke, sie überbauten oder funktionierten sie um. Daneben erschufen sie ihre eigenen Bauwerke mit vielen Säulen. Ganz im Sinne des Denkmalschutzes! Mit den Tolteken wurde alles in XL geschaffen.

Juego de Pelota, Grausame Ballspiele 

Die Maya glaubten, dass die Götter nach Lebenskraft verlangten. Am untersten Ende der Skala stand das „Pflanzenblut“. Dann folgte ein Hühnchen oder ein kleiner Affe, wenn ein Schamane in einem Dorf ein Ritual ausführte. Bei einer größeren Staatszeremonie durch einen Priester wurde ein Hirsch oder gleich mehrere geopfert. Aber nichts war so wirksam wie Menschenblut. Ein ritueller Aderlass war in allen Maya Klassen verbreitet. Wenn die Priester oder Herrscher es taten, hatte es natürlich bedeutend mehr Gewicht. Das Ende der Skala bildete ein ganzes menschliches Wesen.

Ein Mensch war das höchste Opfer.

Es wurde nur zu besonderen Anlässen geboten. Mit den Tolteken änderte sich dies. Die Götter brauchten immer mehr Lebenskraft. Sie bekamen sie von den Gefangenen einer Schlacht. Es waren die gegnerischen Anführer, deren Blut hoch begehrt war. Krieg bedeutete auch Gefangene zu machen und damit die Götter gnädig zu stimmen. Mit der Zeit wurden die Rituale immer grausamer. So beschreiben die Reliefs zu beiden Seiten des Juego de Pelota (Ballspielfeld) die Opferung des Anführers der unterlegenen Mannschaft. Der Anführer der Siegermannschaft hält ein Schlachtermesser und den abgetrennten Kopf des Opfers in seinen Händen. Aus dem Hals des Opfers treten Schlangen: Die Götter nehmen das Geschenk wohlwollend an.

Chichén Itzá 

Die Ausgrabungsstätte ist ein bedeutender Ort. Das sieht man schon am Publikum. Es wird flaniert und selbstverliebt in die Handys gelächelt. Familien spazieren im Sonntagslook durch die Pyramiden. Guides führen Busgesellschaften durch das Gelände. Es wird mexikanisch, englisch, französisch und deutsch gesprochen. An den allen Wegen verkaufen Händler Souvenirs. „One Dollar“, rufen sie hinter den Touristen her. Das ist lästig und stört die Atmosphäre. Es fehlt an Bänken und vorallem Schatten. Nach drei Stunden sind Berni und ich völlig am Ende.