Cenoten, Abtauchen in die Unterwelt, Halbinsel Yucatán

Ich muss es gestehen: Höhlen waren mir immer etwas unheimlich. Es ist dunkel unter der Erde und oft frostig kalt. Also kein gemütlicher Ort. Obwohl es dort unten faszinierende Tropfsteine zu sehen gibt, bin ich kein Fan von Höhlen. Die Vorstellung, dass das Licht ausfallen könnte, drückt meine Begeisterung erheblich. Das war einmal.

Cenoten

Die Halbinsel Yucatán besteht aus einer dicken Kalksteinschicht. Geologisch gesehen sind die Cenoten Einsturzdolomiten und Regenauswaschungen. Es gibt hunderte davon. Für die Mayas waren sie lebensnotwendig, denn oberirdisch sieht es mit Flüssen schlecht aus. Die Cenoten versorgten die Siedlungen mit Wasser. Es waren heilige Quellen in denen der Regengott Chac wohnte. In Dürrezeiten brachten sie ihm Opfer. Die wiederum ziehen Archäologen und Taucher aus aller Welt magisch an. Viele Cenoten sind in einem riesigen Netz unterirdisch miteinander verbunden.

Blau in allen Schattierungen 

Es gibt vollkommen geschlossen, halbgeschlossen oder völlig offen Cenoten. Allen gemeinsam ist die unglaubliche Farbe ihres Wassers. Je nach Lichteinfall schimmert es von grün über türkis bis tiefblau. Ich bin schon sehr gespannt!

Chumcuy Cenote

Unsere erstes Höhlenabenteuer ist die Chumcuy Cenote in Cuzamá. Wir sind jeweils mit einer Schwimmweste ausgerüstet, sie zu tragen ist ist Pflicht. Vielleicht ist es besser so, wer weiß was uns erwartet… ! Eine steile Steintreppe führt in einen tiefen Schlund. Ängstlich klammere ich mich an Berni bis sich meine Augen an das Dunkle gewöhnt haben. Die Wände der Cenoten sind beleuchtet. Ihr Licht fällt in einen runden unterirdischen See. Das Wasser ist glasklar und leuchtet blau. Mißtrauisch beäuge ich den Grund des Wassers. Vielleicht kommt aus einer Spalte ein Urvieh aus anderen Zeiten herausgeschwommen? Ich bin noch nicht so ganz überzeugt. Langsam fange ich an in meiner Schwimmweste zu schwitzen. Hier unten ist es warm! Vielleicht sogar eine Spur zu warm. Na gut. Ich wage mich in das blaue Nass!

Yaxbakaltúm in Homúm 

Die Cenote mit dem unaussprechlichen Namen Yaxbakaltúm in Homúm ist zu einem Drittel offen. Es sieht aus wie ein Loch im Boden. Eine gewinkelte Holztreppe führt hinab ins blaue Badevergnügen.

Grutas de Candelario in Homúm

Inzwischen habe ich Gefallen an Cenoten gefunden. Ich bin neugierig und als sich Berni mit dem Abendessen beschäftigt, wage ich einen Ausflug in die Unterwelt. Ganz alleine. Denn der normale Badebetrieb hat in den Grutas de Candelario schon geendet. Ich klettere in einen Schacht, nicht breiter wie ein Brunnenschacht. Die enge Wendeltreppe endet vor einem Felsverhau. Das elektrische Licht brennt und weist mir die Richtung, aber einen Weg kann ich nicht erkennen. Natürliches Licht fällt nicht mehr in die Höhle. Ich atme tief durch. Hat mich der Besitzer eigentlich gesehen, als ich in die Höhle stieg? Er wird doch nicht das Licht …? Es ist warm hier unten. Eine leichte Panik beschleicht mich. O.k. Ich kann warten. Mit Berni fühle ich mich sicherer. Nach dem Abendessen ist auch noch Zeit. Es ist völlig egal, ob es draußen dunkel wird. Hier unten ist immer Nacht.

Cavelands in the Jungle bei Tulum 

Wir übernachten in den Cavelands in the Jungle bei Tulum. Das Gelände muss man sich folgendermaßen vorstellen: Es ist ein riesiges Grundstück mit Dschungel. Die Pflanzen wachsen auf dem porösen Boden des Kalksteins. Überall gibt es Löcher und Höhlen. Das ist sehr gefährlich für Tiere. Wenn sie hineinfallen, kann es sein, dass sie nicht mehr hinaus kommen. Der Platz bietet eine offene kleine Minicenote an. Sie ist ideal zum Erfrischen an einem heißen Tag. Und es gibt eine fast geschlossene Gruta (Höhle). Sie ist ideal um vom bunten Treiben an der Costa Maya zu entspannen.

Cenoten sind ein Erlebnis für alle Sinne. 

Ich bin ein Fan von Cenoten! Meine Augen können sich an den Tropfsteinen und der unglaublichen Farbe des Wassers nicht satt sehen. In den Morgenstunden oder am Abend konnten wir Fledermäusen beobachten. Sie flogen über unsere Köpfe. Ein tolles Erlebnis. Das Wasser fühlt sich weich und angenehm warm an. Komme ich aus dem Wasser, friere ich nicht, weil die Außentemperatur bei geschlossenen Cenoten kuschelig warm ist. Und es ist still. Zumindest, wenn keine anderen Besucher da sind. Eine Wohltat für die Ohren. Denn die Mexikaner sind laut unterwegs. Irgendeine Musik plärrt immer. Wenn wir bei einer Cenote übernachten, haben wir außerhalb der Öffnungszeiten die Höhle für uns allein. Dann praktizieren wir in der Unterwelt unsere Yoga Übungen. Oder wir gönnen uns ein Konzert der Stille. Es tut so gut einmal nichts zu hören!