Catemaco

„Wenn ihr nach Catemaco kommt, grüßt Katerina von mir. Sie hat ein Hotel, verkauft Kaffee aus eigener Produktion und kann euch sicher interessante Tips geben. “, schrieb uns Vanessa per WhatsApp. Vanessa ist eine Mitarbeiterin des Deutschen Konsulats in Veracruz. Sie ist gerade über Weihnachten in Deutschland. Wir sind kurz vor Catemaco. Links sehen wir ein Schild La Jungla. Hier müssten wir zu unserem Campingplatz abbiegen. Geradeaus geht es in die Stadt. Wir schauen auf die Uhr. Es ist erst um die Mittagszeit. Eine Tasse Kaffee? Warum nicht. Also zu Katerina.

Catemaco

Catemaco liegt am gleichnamigen See und zählt etwa 30 000 Einwohner. Die Stadt liegt auf 355 m Höhe und zu Füßen der Sierra de los Tuxtlas. Das ist ein Bergmassiv vulkanischen Ursprungs. Die spitzen, inzwischen grünen Vulkangipfel ragen malerisch in die Höhe. Es ist eine wunderschöne Kulisse. Aber nicht nur das: Am Ortsrand von Catemaco befindet sich ein Hüttendorf für brujos. Das sind Zauberer und Hexen. Sie werden auch heute noch von Hilfesuchenden aufgesucht. Werden wir einer Hexe begegnen? Außerdem gibt es die Affeninseln. Was hat es damit auf sich?

Katerina

Das casa rosa von Katerina ist leicht zu finden, denn es ist komplett pink gestrichen. Es strahlt uns förmlich entgegen. Außerdem stehen vor dem Eingang ein Stehtisch mit Kaffeepackungen aus eigener Produktion, dem Catemaco Coffee Project. Das Haus wirkt freundlich und kühl, also treten wir unangemeldet ein. Natürlich haben wir uns vorab Katerinas Webseiten angeschaut. Und so wissen wir sofort, wer die dunkelhaarige Frau ist, die uns entgegen tritt. „Schöne Grüße von Vanessa aus Veracruz“, begrüße ich sie auf Deutsch. Sie schaut etwas verdutzt. Dann stelle ich uns vor. Da leuchten ihre Augen: „Na, das ist ja ein verspätetes Weihnachtsgeschenk! Nehmt Platz! Ich mache euch einen Kaffee. Das ist übrigens Ayna…“, sie deutet auf eine Frau am Tisch, „Sie ist ebenfalls Deutsche.“ Und dann reden wir. Den gesamten Nachmittag lang. Berni mahnt an, zum Campingplatz zu fahren, aber welcher Mann hat schon Chancen gegen drei Frauen?

Ayna

Ayna übernimmt für uns die Rolle des Fremdenführers durch Catemaco. Sie führt uns über die Strandpromenade mit ihren vielen kleinen Läden. Da gibt es Buden vollgestopft mit Waren, die zusätzlich noch von der Decken herabhängen. Jeder Quadratzentimeter wird genutzt. Ich bin völlig reizüberflutet. Aber auch in den Parallelstraßen ist nicht weniger los. Wir sind am Vormittag unterwegs. Überall wird Obst, Gemüse und Kräuter angeboten. Wir parken unser Männer (Berni und Johnny) am Strand und stürzen uns in den Kaufrausch. Die Markthalle hat geöffnet. Wir treten in ein Labyrinth aus engen und dunklen Gassen. Da gibt es Kleider, dort Töpfe, hier Käse und ein ganzes Viertel beschäftigt sich nur mit Fleisch.

Hexenkräuter

Außerdem gibt es Stände mit diversen braunen Tütchen. Es sind Kräuter, Rindenstückchen oder sonstige Zutaten, die sich mir nicht erschließen. Aber ich ahne, dass hier altes Wissen abgefüllt wird. Verstohlen blicke ich mich um. Es würde mich nicht wundern, wenn in den dunklen Ecken Zeremonien abgehalten werden. Danach müssen wir uns erst einmal mit einem mexikanischen Mittagessen in einem der hübschen Strandrestaurants stärken. Denn die Besichtigung der Basilica de Virgen de Carmen steht noch an. Ihr strahlendes Weiß und die blau umrahmten Konturen bewunderten wir schon aus der Ferne.

Salto de Eyipantla

Catemaco ist eine schöne Stadt. Sie ist bunt und fröhlich. Aber es ist eine Stadt. Meine Männer zieht es in die Natur. Siebzehn Kilometer von Catemaco gibt es einen Wasserfall, den Salto de Eyipantla. Er ist ein Highlight, wenn man in der Gegend unterwegs ist. Alex und Emily, unsere beiden Radfahrer, besichtigten ihn schon und gaben uns einen entscheidenden Hinweis:  Sie sahen gegenüber der offiziellen Seite ein Wohnmobil stehen. An der direkten Zufahrt sind viele Restaurants und Buden aufgebaut. Man wird förmlich abgefangen auf der Jagd nach dem zahlungskräftigen Kunden. Von der Plattform aus bemerkten sie den Camper auf der anderen Seite. Er stand einsam und mit einem tollen Blick auf den grandiosen Wasserfall. Das hört Berni gerne. Nur wie gelangte das Wohnmobil dorthin? Unser Navigationssystem und unsere maps.me APP streiken.

Offroad unterwegs

Wieder einmal bewundere ich Bernis Fahrkünste und die Geländegängigkeit unseres Postbusses. Wir kämpfen uns etwa 4,5 Kilometer durch einen unbefestigten Weg. Aber dann erreichen wir ein kleines Paradies. Es ist ein offizieller Aussichtspunkt mit einem kleinen Imbiss, Toiletten und ebenfalls einer Plattform. Das Ganze kostet 20 Pesos/Person Eintritt. Das sind umgerechnet 0,84 €. Das bezahlen wir zum Erhalt und Pflege der Anlage gerne. Wir schauen uns um. Es sind kaum Menschen hier. Wir danken insgeheim der schwierige Zufahrt! Der Chef persönlich führt uns durch sein Gelände. „Ja, wir können hier auch baden. Das ist nicht gefährlich, wenn wir vom Rand wegbleiben…“, erklärt er uns. Na klar, wir sicn ja nicht lebensmüde… Und dann genießen wir den atemberaubenden Swimmingpool von Eyipantla. Bestaunt von den Touristen auf der anderen Seite.

Monkey Island und die Insel der Thailändischen Affen

Ein weiteres touristisches Highlight am Catemaco See sind die Affeninseln. Sie liegen visavis unseres Campingplatzes La Jungla. Dadurch sind sie ein Heimspiel für uns, da wir sie mit unseren Kajaks leicht erreichen können. Auf der direkt vor uns gelegenen Insel wurden einst thailändische Affen ausgesetzt. Es ist ein Affenclan, der von den Touristenbooten mit Früchten gefüttert wird. Dadurch kann man sie gut fotografieren. Wir drängeln uns mit den Kajaks zwischen die Ausflugsboote. Den Affen geht es gut. Sehr gut sogar. Sie wirken gelinde gesagt, regelrecht fett. Auf Monkey Island erwarten uns ebenfalls schon Affen. Sie hangeln sich mit ihrem langen Schwanz um jeden Ast. „Vorsicht…!“, warnt ein Bootsführer, „sie können ins Boot springen und Taschen entwenden!“ Da gibt es bei uns nichts zu stehlen. Aber Johnny scheint die Aufmerksamkeit eines Affens magisch anzuziehen…!